Vor 30 Jahren

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RANCID

... And out come the wolves LP (Epitaph, 1995)

Das dritte Album von RANCID um die Ex-OPERATION IVY-Köpfe Tim Armstrong und Matt Freeman sollte der Band den Welterfolg und Bekanntheitsgrad verschaffen, den OPERATION IVY nicht gewollt hatten.

Die in den berühmten Fantasy Studios in Berkeley eingespielte und von Jerry Finn produzierte Platte mit den Hitsingles „Time Bomb“, „Roots Radicals“ und „Ruby Soho“ wurde eines der meistverkauften Punkrock-Alben der Neunziger. Der Opener „Maxwell murder“ treibt noch heute jeden Bassisten in den Wahnsinn. RANCID gehören neben BAD RELIGION, GREEN DAY, NOFX und THE OFFSPRING zu den Bands, die mittels MTV Punkrock in den Mainstream katapultierten.

Als OPERATION IVY Geschichte waren, war ich gespannt darauf, wie sich die Nachfolgebands der ehemaligen Mitglieder, also COMMON RIDER, SCHLONG und allen voran RANCID, entwickeln würden. Während das selbstbetitelte Debüt 1993 mit Brett Reed am Schlagzeug ungewöhnlich rüden Punkrock fernab von OPERATION IVY lieferte, gelang ihnen 1994 mit „Let’s Go“, das schon deutlich gemäßigtere Töne anschlug, ein erster Achtungserfolg. Personell verstärkt durch Ex-UK SUBS-Gitarrist Lars Frederiksen ging es mit THE OFFSPRING auf Tour und die ersten Majorlabels klopften an. „... And Out Come The Wolves“ erschien jedoch am 22. August 1995 wieder auf Brett Gurewitz’ Label Epitaph.

Das Album umfasst 19 modern produzierte, partytaugliche Punkrock-Songs mit Singalongs am laufenden Band sowie dem erfolgsversprechenden Hauch Nostalgie. Das Cover zeigt Gitarrist Lars mit Iro versunken auf einer Treppe sitzend und erinnert damit an die erste MINOR THREAT-Platte. Musikalisch näherte man sich wieder mehr der Punkrock-Legende THE CLASH an. Es ist lohnenswert, sich den sehr persönlichen und oftmals alles andere als lustigen Texten zu widmen. So schrieben RANCID nicht nur mit dieser Platte Musikgeschichte, sondern lassen einen teilweise sehr persönlichen Einblick in ihre Gefühlswelt zu.

RANCID gingen mit dem Album auf große Tour. Am 16. September 1995 sah ich die Band in Bestform im vollen Backstage in München. Es war ein großartiger Auftritt, auch wenn ich mich mit Anfang zwanzig schon ziemlich alt fühlte zwischen dem jungen Publikum. Am Tag darauf sah ich im gleichen Laden THE DICKIES. Da war ich dann der Jungspund unter Altpunks, und THE DICKIES ließen den Auftritt von RANCID am Abend zuvor vergleichsweise alt aussehen.

Trotzdem ist „... And Out Come The Wolves“ ein Album, das bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Aber die Aktivitäten der letzten Jahre, die generelle Entwicklung der Band, die Veröffentlichungspolitik und vor allem die letzte Platte „... Honor Is All We Know“ sind nicht mein Fall.