JANCEE PORNICK CASINO

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Balkan-Surf-Cocktail mit Wodka

Über diese Band könnte fast jeder schon einmal gestolpert sein, der regelmäßig Konzerte in kleinen Clubs besucht. Denn JANCEE PORNICK CASINO spielen landauf und landab überall, wo eine Bühne steht. Und weil sie dabei mit einem wilden Mix aus Americana-Musik, Balkan-Gedröhn, Russen-Disco, Surf- und Punksound überzeugen, bleiben sie jenen, die sie sehen, in Erinnerung. Wobei das natürlich auch an ihrem Namen liegen kann, der sich in etwa so verrückt anhört wie ihre Musik klingt. Frontmann Jancee Warnick erklärt uns die Band.

Jancee, die Bandgeschichte, die ihr auf eurer Homepage veröffentlicht habt, hört sich recht abenteuerlich an. Wie viel davon ist wahr, wie viel ist erstunken und erlogen?


Ich gebe zu: Unser Russen-Ami-Nationalitäten-Mix klingt abenteuerlich, ist aber gar nicht so außergewöhnlich. Ich kenne nämlich tatsächlich einige Russen und Amis, die in Deutschland Musik machen. Und die Behauptung, ich wäre ein Kleinkrimineller, ist vielleicht einen Hauch übertrieben ... Aber anders herum wäre es auch gelogen, zu behaupten, ich wäre kein Kleinkrimineller. Weiter kann ich dazu aber nichts sagen, haha.

Dann erkläre uns doch bitte zumindest, wie eure Bandgründung ablief.

Ich suchte vor zwei Jahren per Annonce Mitmusiker für eine Band. Plötzlich rief eine ältere Dame mit merkwürdigem Akzent an und meinte zu mir am Telefon, ihr Schwiegersohn Rifa aus Kasachstan könne fantastisch Bassgitarre spielen und dazu auch noch wunderbar singen. Also kontaktierte ich Rifa. Und das war dann mein Einstieg in die russische Community in Köln. Und über diesen besagten Rifa habe ich dann wiederum andere Russen, und eben auch meine heutigen Kollegen Alexey und Slava, kennen gelernt, mit denen ich die Band aus dem Boden stampfte.

Eigentlich gehört die nun folgende Frage in Musikinterviews zu den geächteten Fragen, aber was hat es mit eurem durchaus kuriosen Namen auf sich?

Das kann ich sehr gerne erklären: Mein bürgerlicher Name ist ja Jancee Warnick. Und da ich schon immer den Drang verspürte und es als passend ansah, unsere Musik mit nackter Haut, Sex und dergleichen zu assoziieren, reimte ein alter Freund aus „Warnick“ kurzerhand „Pornick“. Das mit dem „Casino“ hat mit dem Las Vegas der Fünfziger und Sechziger Jahre zu tun: Ich finde den Stil und die Art des Entertainments aus dieser Zeit an diesem Ort einfach toll! Daher: JANCEE PORNICK CASINO.

Jetzt wüsste ich aber noch gerne, wie ihr auf diesen wüsten Mix aus Rock’n’Roll, Rockabilly, Country, Surf-Punk, Trash, osteuropäischen Klängen und allerlei mehr kommt, den ihr spielt ...

Das erklärt sich aus unserer Bandgeschichte: Alles, was mit US-Musik zu tun hat, kommt von mir, die osteuropäischen Elemente stammen von meinen russischen Freunden. Der Rest hat sich ergeben. Zudem hat jeder Musikstil, wenn man ihn alleine spielt und nicht mit anderen Genres vermischt, immer so eine Tendenz, langweilig zu werden. Fast schon inzestuös, haha. Und um diese Tendenz zu unterbinden, waren wir immer schon darauf aus, die Stile zu mischen.

Wie darf man sich angesichts dieser Vielfalt eure Plattensammlungen daheim vorstellen?

Ich spreche da jetzt mal ausschließlich für mich und nenne mal eine repräsentative Auswahl von Künstlern, deren Platten ich zu Hause im Regal stehen habe: Hank Williams, LEGENDARY SHACK SHAKERS, Roy Orbison, Waylon Jennnings, 13TH FLOOR ELEVATORS, THE SONICS, RAMONES, MOTÖRHEAD – von denen aber nur die alten Platten –, und Mikhail Shufutinsky, Jerry Reed, DENGUE FEVER, M.O.T.O., Buddy Holly, Joe Dassin, Herb Alpert. Ach ja, und an deutschen Bands finde ich geil: HORST WITH NO NAME, LOS BANDITOS und LEOPOLD KRAUS WELLENKAPELLE.

Wenn man sich mal eure Tourdaten anschaut, dann sieht man: Ihr kommt verdammt viel herum, auch international. Wir groß ist die Gemeinde eurer Fans und Stammgäste bei Konzerten?

Wir spielen in ganz unterschiedlichen Clubs, da ist von 30 bis 300 Leuten alles dabei. Wir waren schon fast überall in Europa und drei Mal in Russland, wobei 80% unserer Gigs schon in Deutschland sind. Touren ist das wichtigste. Wenn wir nicht touren, dann habe ich immer das Gefühl, die Band schläft ein. Oder sie stirbt. Kurzum: Touren ist das Lebenselixier für uns.

Aus Köln, der Stadt eurer Bandgründung, kommen normalerweise Mundartbands, die im schlimmsten Fall auch noch Karnevalsmusik machen. Karneval auf der Bühne veranstaltet ihr ja auch ein bisschen. Also, Hand aufs Herz: Hört ihr euch so etwas auch mal an?

Unser einziger Bezug zu Karnevalsmusik ist diese Platte von DIE 3 BESOFFKIS. Das ist aber eher so Volksmusik mit, nun ja, versauten Texten. Die flog mal in unserem Bus herum. Und nach vier, fünf Bier fanden wir das dann auch wahnsinnig lustig. Besonders, als wir „Puff von Barcelona“ mit russischem Akzent sangen. Das ist schon was Besonderes.

Presseartikel über euch findet man viele – meist jedoch in der lokalen Tagespresse. Wenn man bedenkt, dass englische Musiker sehr gerne mal auf das Cover des NME wollen, amerikanische auf das des Rolling Stone: Auf welcher Gazette würdet ihr euch am liebsten sehen?

Den Rolling Stone lesen, glaube ich, nur Leute ab 65. Das wäre nicht gut. Aber ich glaube, dass es uns guttun würde, zum Beispiel mal auf dem Cover des Vice zu sein. Oder – ernsthaft! – auf dem des Ox. Ach ja, und dann habe ich kürzlich gelesen, dass es die Verkaufszahlen erheblich steigert, wenn etwas über deine Band in der Brigitte steht.