LORANES

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Mammut-Neustart

Die Nachricht kam völlig überraschend, als Philipp „Mammut“ Lippitz Mitte 2013 seinen Ausstieg aus der von ihm mit gegründeten Band KADAVAR bekannt gab. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Berliner gerade mit ihrem zweiten Album „Abra Kadavar“ durch die Decke. Eine lange Pause gönnte sich der Exil-Österreicher aber nicht. Vor einem Jahr gründete Mammut seine neue Band THE LORANES, machte gleich einen Deal bei Noisolution klar und legt schon zwölf Monate nach dem Startschuss das Debütalbum „Trust“ auf den Tresen. Ein Trio auf der Überholspur.

Philipp, warum der Ausstieg bei KADAVAR?


Das hat sich einfach so ergeben. Musikalisch hat es nicht mehr so gepasst. Es war einfach nicht mehr die gleiche Band wie beim ersten Album. Und auch menschlich hat sich das anders entwickelt. Deshalb habe ich beschlossen, meine Energie, Zeit und Lust lieber in andere Projekte zu stecken. KADAVAR waren einfach nicht mehr meins.

Wie verlief der Weg von KADAVAR zu den LORANES?

Mitte 2013 bin ich bei KADAVAR ausgestiegen. Dann habe ich zwischendurch noch bei einer anderen Band namens ALL THE GHOSTS mitgemacht. Mit denen habe ich auch ein paar Song aufgenommen und einige Gigs gespielt. Eine Mischung aus Wave und Garage mit Frauengesang, sehr sphärisch und düster. Dann ist der LORANES-Drummer Elias, der wie ich aus Österreich stammt, nach Berlin gezogen. Und ich hatte sofort Bock, was Neues anzufangen. Also sind wir in den Proberaum gegangen, haben zwei, drei Songs geschrieben und aufgenommen. Wir haben aber gemerkt, dass da noch Gesang fehlt, deshalb haben wir ganz klassisch eine Annonce im Internet aufgegeben und nach einem Sänger gesucht. Wir haben dreißig Kandidaten gecastet und auf diesem Weg haben wir Pat kennen gelernt. Es hat gleich alles super gepasst, wir sind voll auf einer Wellenlänge.

Der Start mit LORANES war dann genauso wie bei KADAVAR. Da gab es auch erst dich und Schlagzeuger Tiger, und dann kam Sänger und Gitarrist Lupus dazu.

Im Prinzip war es eins zu eins die gleiche Situation. Bei den LORANES habe ich auch zuerst Gitarre gespielt, aber Pat konnte einfach extrem gut spielen und hatte genau meinen Sound drauf. Dann habe ich gesagt: Komm, ich nehme doch wieder den Bass. Genau wie bei KADAVAR, gleiche Story.

Welche Vorgeschichte haben die anderen beiden LORANES?

Elias, der Schlagzeuger, hat in Österreich bei JOEL gespielt, zusammen mit seinem Bruder und zwei Cousins. Der Sound war eine Kombination aus Nu Metal und Pop. Das war also so ein Familiending. Das hat sich aber dann irgendwann aufgelöst, weil sich die Geschmäcker unterschiedlich entwickelt haben. Wenn du mit 14 eine Band gründest, dann ist das einfach irgendwann so. Und Elias ist dann nach Berlin gegangen. Pat dagegen hatte noch nie eine richtige Band. Er kommt ja aus Karlsruhe und ist erst letztes Jahr im September nach Berlin gekommen. Er hatte immer nur so ein paar Proberaum-Jamsessions, LORANES ist sein erstes großes Ding.

Der Sound von „Trust“ erinnert mich streckenweise an BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, ab und zu mal an VELVET UNDERGROUND und manchmal sogar an OASIS.

Wir bestreiten nicht, dass wir große Fans von BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB sind. Das beeinflusst uns natürlich. Und auch OASIS waren sicherlich eine Inspiration für uns. Wir mögen aber auch Bands wie THE BLACK KEYS oder THE HIVES. Das sind Sachen, die wir privat hören. Wir hören also lieber aktuelle Bands als Musik aus den Sechzigern oder Siebzigern. Auch DEAD WEATHER oder THE RACONTEURS zum Beispiel. Klar hören wir auch mal alten Kram wie LED ZEPPELIN oder die BEATLES, aber wir orientieren uns schon eher an neueren Sachen.

Gibt es deine Mammut-Bar am Prenzlauer Berg noch?

Die gibt es schon seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Weil ich Vater geworden bin, musste entweder die Musik, die Bar oder das Kind weichen. Da habe ich mich natürlich gegen die Bar entschieden. Es war schon in der Zeit mit KADAVAR oft nicht einfach. Wenn wir im Jahr hundert Shows gespielt haben, kam ich nach Hause und habe die restlichen 200 Tage hinter dem Tresen gestanden. Irgendwann meldet sich dann dein Körper zu Wort und sagt: Kein Bock mehr! Aber die drei Jahre waren eine wirklich coole Zeit.

Du kommst ja ursprünglich aus Kärnten. Wie hat es dich nach Berlin verschlagen?

Ich bin vor zwölf Jahren mit meiner damaligen österreichischen Band JET SET nach Berlin gezogen, weil in Österreich damals nicht viel ging. Dazwischen haben wir noch eineinhalb Jahre an der Popakademie in Mannheim verbracht, aber es hat sich dann irgendwann aufgelöst. Und inzwischen bin ich der Einzige, der in Berlin geblieben ist, die anderen sind wieder nach Österreich gezogen. In Mannheim habe ich übrigens auch Tiger von KADAVAR kennen gelernt, der dort mit seiner vorherigen Band war.

Momentan sind österreichische Bands extrem erfolgreich. Zum Beispiel WANDA oder BILDERBUCH. Wie erklärst du dir das?

Das verwundert mich auch, muss ich sagen. Vor allem, wie schnell das bei WANDA gelaufen ist. Aber das ist natürlich eine prima Sache. Ich denke, das läuft so gut, weil sie einfach ihr eigenes Ding machen. Lange war es so, dass österreichische Bands immer zehn Jahre hinterher waren. Was in Wien aktuell war, war in Berlin schon zehn Jahre vorbei. Diese Bands machen jetzt einfach, was sie selbst cool finden. Das ist nichts Kopiertes, also ich finde das gut.

Fühlst du dich inzwischen als Berliner oder als Österreicher, der in Berlin wohnt?

Ich fühle mich schon wie ein Berliner, aber nicht unbedingt wie ein Deutscher. Ich fühle mich in Berlin schon mehr zu Hause als in Österreich. Jedes Mal, wenn ich nach Kärnten fliege, wird es mir immer ein bisschen fremder. Ohne Berlin geht’s eben nicht. Ich bin einfach ein Stadtmensch.