JÜRGEN TONKEL

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Vom A+P-Schlagzeuger zum Schauspieler

Gar nicht so selten kommt es vor, dass man bei Personen mit einer gewissen Prominenz überrascht feststellt, dass sie ihre Wurzeln in der Punk-Bewegung haben. So auch Jürgen Tonkel, den man aus einem Bier-Werbespot, als Darsteller in etlichen ZDF-Serien oder auch als Theaterschauspieler kennt. Weniger bekannt ist, dass der Mann Anfang der Achtziger Schlagzeuger der Starnberger/Münchener Punkband A+P war. Grund genug, nachzufragen, ob und welche Rolle Punk in seinem Leben noch spielt. Jürgen Tonkel warnt mich gleich zu Beginn des Telefonates vor: „Ich bin ein ganz schöner Labersack.“

Guten Tag, Herr Tonkel, wenn Schauspielerinnen wie Iris Berben oder Jutta Speidel ihre Sympathien für die 68er Revoluzzer-Zeit äußern, findet das ziemlichen Beifall. Ernten Sie bei Kollegen, wenn diese von Ihrer Punk-Vergangenheit Wind bekommen, vielleicht eher mal ein Naserümpfen?


Relativ selten, hier und da gibt es mal eine erstaunt hochgezogene Augenbraue. Diese Punk-Vergangenheit assoziiert ja jemand, der mich seit zehn Jahren durch meinen Beruf kennt, überhaupt nicht mit mir. Im Grunde ist es ja mittlerweile, nicht zuletzt durch Wotan Wilke Möhring, der auch zu seiner Punk-Vergangenheit steht, salonfähig geworden. Es gibt bei mir also eher interessiertes Nachfragen, in welcher Richtung man sich das denn vorzustellen habe. Dazu muss ich gleich eine sehr lustige Episode erzählen. Letztes Jahr, als ich bei den „Rosenheim Cops“ drehte, wo ich einen Bürgermeister spiele, was wiederum bei meinen alten Punk-Freunden für Naserümpfen sorgt, haha, da traf ich auf einen Regisseur, der mir in einer Drehpause sagte, er wäre schräg unterwegs gewesen früher und hätte da sehr viel deutschen Punk gehört, wie DIE GOLDENEN ZITRONEN oder Bands aus der Düsseldorfer Schule oder eine Band, die hieß A+P und die komme hier aus der Gegend. Daraufhin schaute ich ihn an und fragte ihn; „Aber du weißt schon, dass ich Schlagzeuger bei A+P war?“ In dem Moment ist er echt zusammengebrochen und auf die Knie gegangen und das ganze Filmteam begann zu schauen und dachte, was ist denn mit den beiden Verrückten los. Er meinte: „Nein das kann nicht sein, ich habe noch die alte Platte mit ,Dachau‘ drauf.“ Da fielen wir uns nur in die Arme und eine Kollegin fragte, ob er mir gerade einen Heiratsantrag gemacht habe, haha.

Wie und wann kamen Sie überhaupt zur Punk-Musik?

Wir reden hier über die Anfänge der Achtziger Jahre, 1981/82 und es war so, dass ich in der Schule in verschiedenen Bands gespielt habe, als erstes bei INNERDEUTSCHE BEZIEHUNGEN. Da war der Punk zwar auf dem Höhepunkt, aber es gab schon IDEAL und wir wollten eben mit einer blonden Sängerin so etwas Ähnliches machen. Und im Rahmen dessen waren wir auf ein Schulkonzert in einer anderen Schule eingeladen, auf die die anderen Musiker von A+P gingen, die auch an diesem Abend spielten. Und weil kurzfristig deren Schlagzeuger Felix abgesprungen war, haben sie gefragt, ob ich nicht mitmachen wolle. Ich war ja bei der ersten LP, wie Sie vielleicht wissen, nicht dabei. Was Punkbands angeht, waren die RAMONES natürlich die großen Helden, auch wegen ihrer Herkunft, dann hörte ich noch UK SUBS, STIFF LITTLE FINGERS und meine absoluten Heros waren DEAD KENNEDYS. Wir haben tatsächlich mal bei einem Revival-Konzert „California über alles“ gecovert. Früher waren wir dazu noch zu schlecht, aber zwanzig Jahre später ging es dann, haha.

Wie es hieß, kamen ihre drei Mitstreiter und Sie auch aus dem reichen Starnberg bei München, und es hieß in Untergrundkreisen, das seien nur „rich kids“ auf kurzer Abenteuertour.

Also ehrlich gesagt ist es genauso, das muss ich tatsächlich so unterschreiben. Wir hatten damals in der Münchener Szene einen schweren Stand, weil es tatsächlich eine „rich kids“-Nummer war. Dazu muss ich aber sagen, dass ich derjenige war, der so ein bisschen die Street Credibility mitgebracht hat, weil ich komme zwar auch von da draußen, aber ich stamme vom ganz kleinen Dorf aus ganz einfachen Verhältnissen. Mein Opa war Torfstecher und Tagelöhner, er war der Gärtner bei diesen „rich kids.“ Aber es war schon so, eine Punkband, die aus Starnberg kommt, das hat jetzt natürlich nichts mit Bronx, SO36 und so zu tun. Der Punk wurde eben vereinnahmt von der Gesamtjugendkultur. Ich sehe das ein bisschen so wie heute bei der Rap-Musik, jeder Mittelstandsjüngling macht nun Rap oder Techno in seinem Keller. Das kam ebenfalls alles aus dem Underground und der jugendlichen Subkultur und da wurden natürlich auch Leute eingefangen, die nicht aus dem Milieu kamen, aber eine große Affinität hatten. Klar, wir kamen aus Starnberg, aber wir hatten grüne Haare, Sicherheitsnadeln durchs Ohr und haben den ganzen Scheiß eben auch mitgemacht.

Nun haben A+P aber deftigen und aussagekräftigen Deutschpunk fabriziert, und zum 2004er Konzert kamen auch sehr viele junge Leute. Die Anerkennung kommt anscheinend manchmal später ...

Manchmal sage ich heute, wenn wir mit unseren Bierbäuchen in den Keller gehen: „Können wir das nicht ein bisschen langsamer spielen?“ Aber die Texte sind immer noch total aktuell. Da muss man nur die Politikernamen austauschen. Man nehme nur die Zeile „In Dachau ist nichts mehr los ...“: Wenn ich heute „Dachau“ höre, denke ich, es geht wieder los gegen die Nazis! Die Texte haben eine wahnsinnige Aktualität. Da muss man heute nur PEGIDA hinschreiben. Hier hat unser Philipp, der für die meisten Texte verantwortlich ist, damals mit seinen 18 Jahren Unglaubliches geleistet. Er war die treibende Kraft. Er war Ende der Siebziger Jahre beim Schüleraustausch in London und dadurch ging das dann los. Wir hatten auch viele Fans im Osten, zu einem Konzert in München kamen zuletzt von 1000 Leuten allein 400 aus dem Osten.

Die erste LP war schnell ausverkauft, ist heute eine gesuchte Rarität und wurde etliche Male nachgepresst, allerdings dann ab Auflage zwei ohne den Song „Dachau.“ War er wirklich so verfänglich?

Ja, dieses Lied hat so einen Mythos bekommen. Wir haben das bei unseren Konzerten immer wieder gesagt, das ist ein Antifa-Song gegen die Nazis, der Song lebt ja von dem, dass in Dachau nichts mehr los ist, aber die Rechten eigentlich wieder wollen, dass das wieder hochgezogen wird. Wenn man heute auf Facebook sieht, dass schon wieder „Arbeit macht frei“-Parolen ins Netz gestellt werden ... „Dachau“ ist ein eindeutiger Antifaschisten-Song. Der Plattenfirma wurde es dann mit den Jungs aus Starnberg zu heiß und haben den Wind dann rausgenommen, was im Nachhinein ein Scheiß war. Wie gesagt, dieses Lied ist aktueller denn je, es darf nicht wahr sein!

Kein Geringerer als der Grand-Prix-Schlagerkomponist Ralph Siegel hat A+P damals gefördert. Die Debüt-LP erschien auf Jupiter Records, einem Unterlabel des großen Teldec-Labels.

Ohne den Ralph Siegel wäre diese Platte nicht entstanden. Siegel kannte die Jungs von A+P, die kommen ja aus Medienkreisen, darüber war der Kontakt zustande gekommen. Er fand das zwar recht schräg, aber er merkte: Da steckt was dahinter, das machen wir jetzt. Leider hat der Ralph Siegel die Jungs ins falsche Studio geschickt, der Sound ist grauenhaft, ich kann mir das nicht anhören. Die Aufnahmen danach waren besser, wir haben mal in Zürich, mal in einem Haus am Starnberger See aufgenommen, bei Freunden, die sich mit Tontechnik auskannten. Das wummst richtig.

Die Band bestand außer Ihnen ja aus den drei Brüdern Philipp, Florian und Michael Pröttel. Waren Sie da in Streitfragen der Schlichter, weil am wenigsten befangen?

Exakt, genau, das war tatsächlich so. Man muss dazu sagen, diese drei Brüder haben ein wahnsinnig harmonisches Verhältnis, es gab relativ wenig Streit, aber wenn es mal um künstlerische oder irgendwelche Auseinandersetzungen ging oder wo man spielen sollte, gab es schon verschiedene Meinungen. Nein, ich schätze, im Gesamtgefüge habe ich der Band schon gutgetan und es von außen so ein bisschen getragen. Aber es hat immer sehr gut funktioniert.

In 1985 kamen Sie zu Ihrer ersten TV-Rolle als Drummer Bruno in der Serie „Blam!“. Hat die Musik den Weg freigemacht, oder wollten Sie immer schon Schauspieler werden?

Nein, ich muss ganz ehrlich sagen, das war der Türöffner, ohne das wäre ich wohl kein Schauspieler geworden. Ich hatte zwar immer dieses Talent, war immer etwas auf Show gepolt, habe schon als 16-Jähriger an den Drums die Becken umgerissen und galt als durchgeknallt. Ich war nie der beste Trommler, aber immer der, der die beste Show gemacht hat. Ich spielte ja in zwei, drei Bands und auf einem Festival kam ein Gitarrist zu mir und sagte, du bist ja so durchgeknallt, da gibt es bald ein Filmprojekt, darf ich dich für das Casting vorschlagen? Beim Casting lernte ich dann übrigens Trini Trimpop von DIE TOTEN HOSEN kennen, wir haben echt für die gleiche Rolle vorgespielt und er sagte zu mir: „Hey du siehst aus wie Noddy Holder von SLADE.“ So bin ich da reingerutscht, ich wäre ja kein Schauspieler geworden, wenn ich irgendwo zwei Drehtage mitgemacht hätte, aber dadurch, dass es ein zweijähriges Projekt war und ich sehr lange da spielen durfte, konnte ich etwas Substanz aufbauen und habe gemerkt: es macht mir wirklich Spaß. Ich habe dann zwar weiter in Bands gespielt – die eine ging in Richtung THE CURE, SISTERS OF MERCY und hieß DOGS D’AMOUR, aber da gab es eine englische Band, die uns immer in die Quere kam ... Doch irgendwann Ende der Achtziger entschied ich mich: Gut, ich mache jetzt was ganz Vernünftiges und werde Schauspieler, haha, arbeitsloser Schauspieler.

Womöglich die meisten Zuschauer werden Sie wegen Ihrer Bier Werbespots, die in einem Gartenlokal gedreht wurden, kennen. Finden Sie das amüsant oder ist es eher befremdlich, dass die jahrelange Ochsentour, um sich als Schauspieler durchzusetzen, scheinbar viel weniger wiegt?

Es ist in der Tat beides, es ist tatsächlich schon so, dass man sich da dreißig Jahre durch dieses Geschäft haut und dann ist es doch der „Paulaner-Typ“ aus der Bierwerbung. Auf der anderen Seite amüsiert es mich auch. Es ist eben Teil dieses Geschäftes und damit muss man leben. Ich bin ja einer, der von Beginn an eher einen schrägen, eigenen Weg gegangen ist. Mich hat mal einer angequatscht bei einem Dreh und meinte: „Du bist eigentlich echt so ein B-Schauspieler“, woraufhin ich sagte: „Du, wenn man von ganz unten kommt, ist B gar nicht so schlecht.“

Sie spielten vier Jahre in Berlin Theater, 2005 bis 2009, in dem Dauerbrenner „Männerhort“, ein Stück über vier Herren, die gemeinsam einen Nachmittag verbringen. Sind Sie der geborene Teamplayer?

Absolut, ich bin das, wozu man in Hollywood „Sidekick“ sagt, ich bin immer der, der auf der Seite mit dabei ist, aber so eine Produktion auch mit trägt, der Energie reinbringt, genau wie Sie sagen, ein Teamplayer. Ich halte dann auch so Egomanen wie Christoph Maria Herbst aus und habe die Kraft, neben denen zu bestehen, was nicht immer einfach ist.

Ich stelle mir das Theaterspielen, das Aufsagen der gleichen Texte mit den Lachern zumeist an den gleichen Stellen, sehr anstrengend vor. Ist hier das Spannende, dass man anders als beim Fernsehen eine direkte Reaktion bekommt?

Ja, das ist so, das kann man ja wirklich auch mit der Musik vergleichen, das ist so wie Live-Konzert und Studioaufnahme, zwei völlig unterschiedliche Geschichten, die beide ihren Reiz und ihre negativen Seiten haben. Drehen, das hat so was Stakkatohaftes, immer abgebrochen, du musst auf den Punkt genau in den zehn Sekunden, wo die Kamera läuft, dein Ding abliefern, was manchmal sehr schwer ist, aber wenn es dann funktioniert, ist es im Kasten. Während du im Theater oftmals davor stehst, und denkst: Wie soll ich den heutigen Abend nur überstehen? Aber dann gehst du in diesen Flow, der immer weiter läuft, immer weiter, wo Fehler passieren, der dich total auslaugt, aber dich am Schluss mit einer anderen Befriedigung auch wieder rauslässt. Das ist wie ein Konzert. Du spielst in einem Bogen das Ding durch und scheiß drauf, wenn du dich versprichst, es geht weiter und du musst dich konzentrieren. Oder der Lacher bleibt aus, es geschehen Sachen, die nicht vorgesehen sind und du musst immer darauf reagieren, das hat auch seinen Reiz, das ist auch was Tolles. Leider war „Männerhort“ mein letztes Theaterstück, ich habe mich aus Termingründen nicht mehr darauf einlassen können. Dafür mache ich jetzt nebenbei eine schöne Oskar Maria Graf-Lesung.

Eine Filmszene aus der ZDF-Serie „Die Chefin“ mit Katharina Böhm ist mir im Gedächtnis geblieben. Gegen die wird intern ermittelt, und auch Sie als Polizist werden dazu befragt. Sie kommen da aber sehr kantig und anti-autoritär herüber, da sie bedingungslos zu Ihrer „Chefin“ stehen. So etwa stelle ich mir den wahren, privaten Jürgen Tonkel vor. Ist er so?

In der Tat, da ist was dran. Ich bin schon einer mit einer eigenen Sperrigkeit und einem sehr eigenen Sturkopf und auch ziemlich angstfrei, sage ich jetzt mal. Das trägt man auch immer mit sich herum und ist etwas, was ich aus der Punk-Zeit mitgenommen habe. Ich bin angstfrei gegenüber Autoritäten und habe mir dieses Misstrauen erhalten, dieses Hinterfragen, was ist hier eigentlich los? Das ist noch aus der wilden Zeit. Es war ja bei A+P nicht nur Saufen und Spaß haben und Punk machen, sondern das hatte bei uns auch immer den Hintergrund, eine Message, die ganz klare linksradikale Einstellung. Natürlich haben wir uns verändert, sind in irgendwelchen Berufen, aber diese Haltung, die ist immer noch da. Unser Sänger Philipp hat mit Freunden extra eine eigene unabhängige und linksgerichtete Partei gegründet, damit endlich mal dieses CSU-Zeug ein bisschen Kontra bekommt: die QUH-Partei – quer, unabhängig, heimatverbunden! Das sind Sachen, die immer noch wichtig sind und die nehme ich auch noch wahr.

In München und Berlin wurden die Flüchtlinge aus Syrien im Spätsommer 2015 sehr wohlwollend von der Bevölkerung aufgenommen. Aber wie sieht so was im noblen Starnberg aus, oder generell in den Kleinstädten oder Dörfern?

Das muss man, glaube ich, differenzieren, das ist auch eine etwas komplexere Frage. Unser Sänger hat ja hier eine Flüchtlingsunterkunft organisiert, es waren überhaupt immer Flüchtlinge im Landkreis Starnberg untergebracht. Man muss aber auch dazu sagen, dass das ein sehr reicher Landkreis ist, der sich das leisten kann. Wenn sie fünfzig Kilometer weiter über München rüber in Richtung Niederbayern gehen, dann sieht die Geschichte ganz anders aus, da sagen die Leute; wir wollen die hier nicht haben, was soll der ganze Scheiß? Also da gibt es sehr unterschiedliche Haltungen. Ich versuche ja auch, durch meine Oskar Maria Graf-Lesungen herauszuarbeiten, dass es ja noch das „andere“ Bayern gibt. Mit Gerhard Polt, Ludwig Thoma, BIERMÖSL BLOSN, ich habe auch noch Kontakt zu Alt-Punks, die immer noch dabei sind und Sachen organisieren, das gibt es ja auch. München und Berlin sind da sehr weit vorne, München war immer eine sehr aufgeschlossene Stadt. Beim Aufnahmelager wollte meine Frau helfen, da sagten die, gute Frau bleiben Sie zu Hause, wir haben so viele Helfer, wir können Sie gar nicht brauchen. Es ist aber auch eine reiche Stadt, die das sehr schnell hinbekommen hat.

Sie kommen aus der Nähe von Wolfratshausen, wo 2002 das wohl berühmteste deutsche Frühstück der Zeitgeschichte stattfand: Merkel bei Stoiber und die „K-Frage“. Nun hat er – förmlich aus dem Nebel kommend – Angela Merkel kritisiert und Druck aufgebaut. Ist das eine billige Retourkutsche oder hat das irgendeine Relevanz?

Ersteres. Da hat er wohl gedacht, er kommt noch mal groß raus, der Edmund. Er ist ja sowieso ein totales Anti-Bild, er ist ja das Symbol dieser ganzen wahnsinnigen Politik, die für die Flüchtlingskrise mit verantwortlich ist mit diesen ganzen Waffenlieferungen! Er symbolisiert auch dieses Bayern, das in den Medien erscheint, dieses „Franz Josef Strauß-Bayern“, dieser Scheißdreck, der ganze CSU-Wahnsinn. Das viel größere Problem aber ist, glaube ich, der Seehofer mit seiner rechtsgewandten Politik. Er stellt dieses Mannsbild dar, Stoiber war ja immer am Rande der Peinlichkeit, zwar Einser-Schüler, aber immer merkwürdig. Der hat so viel Blödsinn gemacht, ausgehend von dieser merkwürdigen Haltung: Ich muss genau so groß werden wie Franz Josef Strauß. Dabei ist er eine eher tragische Figur, er hat auch gar nicht mehr die Power, eigentlich ein Kasperle-Ding.

Was für Ziele haben Sie noch als Schauspieler oder Musiker? Klassische Rollen spielen oder doch lieber TV-Serien?

TV-Serien sind schon unterbewertet, aber ich sagte ja schon, „B“ ist gar nicht mal so schlecht, haha. „Die Chefin“ ist ein erfolgreiches Produkt, wir machen dieses Jahr sogar noch einen Neunzigminüter zusätzlich, zeitlich bin ich da stark eingebunden. Aber ich schaue mich immer nach Neuem um, nach etwas Schrägem, das ist mir sehr wichtig, und das werde ich auch nicht aus den Augen verlieren. Guildo Horn traf ich neulich, als ich bei einem Märchen fürs Fernsehen mitspielte, und der sagte; Jürgen, du musst dir dringend wieder ein Schlagzeug kaufen, das kann doch nicht sein, dass du nicht mehr spielst. Regie würde ich auch gerne machen, ich habe einen Kurzfilm gemacht mit Subkultur-Musikern aus London. Da habe ich aber gemerkt, warten tun die nicht auf mich als Regisseur ... Ich bin ehrlich gesagt auch ganz glücklich, das muss ich Ihnen jetzt auch mal sagen, dass ich hier mal nicht mit jemanden zu tun habe von der Fernsehwoche oder dem Echo der Frau, sondern tatsächlich auch mal mit dem Ox Fanzine sprechen durfte.