SILVER SHINE

Foto

Vintage Punk Rock and Roll

Die einst knallharte Budapester Psychobilly-Band THE SILVER SHINE ist mittlerweile ein ganzes Stück melodiöser geworden, und das liegt nicht zuletzt an der singenden und Slapbass spielenden Frontfrau Krista Kat. Das sechste Album „Hold Fast“, das gerade bei Wolverine erschien, nahmen wir zm Anlass, um mit Ati Edge, der das Trio 2004 gründete, über den Kurswechsel und seine möglichen Folgen zu sprechen.

Wann habt ihr euch entschieden, den Musikstil zu ändern, oder passierte das schrittweise?


Wir bezeichnen unseren Stil selbst als „Vintage Punk Rock and Roll“. Das ist eine Mischung aus Punkrock, Rockabilly, Hard Rock, Hardcore und Psychobilly. Vor einigen Jahren haben wir uns entschieden, keine Texte mehr zu verfassen, die sich auf Horrorthemen beziehen. Das ist der einzige Unterschied. Ich glaube, wir sind bessere Songschreiber geworden, und können jetzt einfach unsere Gefühle in unserer Musik besser ausdrücken als noch vor einigen Jahren.

Krista trägt sicherlich auch dazu bei, dass Ganze etwas „softer“ zu gestalten. Wie kam sie überhaupt in die Band?

Krista kam 2007 zu uns und sang anfangs nur die Backing Vocals. Nach zahlreichen Gigs wollte das Publikum mehr von ihr und ihrem Gesang hören. Ich mochte schon immer zweistimmigen Mann/Frau-Gesang, ich mag Duette, und so schrieben wir einige Songs, die wir gemeinsam sangen. Nach und nach entwickelte sich das, und heute gibt es viele Lieder, wo sie die Hauptsängerin ist, und ich die Backing Vocals übernehme.

Die neue Platte klingt sehr intensiv, ihr wirkt darauf musikalisch irgendwie gereifter.

Ich bin froh, dass du unser Album so beurteilst. „Hold Fast“ enthält diesmal elf Eigenkompositionen. Das letzte war ja ein reines Cover-Album, so dass wir uns jetzt dazu entschieden haben, nur eigene Songs zu nehmen. Nicht zuletzt, weil wir an unseren Instrumenten besser geworden sind. Es ist Punkrock mit Kontrabass-Gitarre-Schlagzeug oder mit Schlagbass und doppeltem Gesang. Einige Lieder tendieren mehr zu schnellem Hardcore-Punk und es gibt einige langsamere Stücke, die Hard-Rock-Balladen ähneln.

„Hold Fast“ erscheint auch als Vinylversion. Das wurde aber auch wirklich Zeit, oder?

Ja, es war echt mal an der Zeit dafür! Nur unsere erste Single und „Don’t Trust The Girl With The Chainsaw“, das zweite Album, gab es auf Vinyl. Plus die beiden limitierten „In The Middle Of Nowhere“-10“s, eine mit den GRAVEYARD JOHNNYS, die andere mit THE ROCKETZ. Ich erwähne das deshalb, weil diese bei Wolverine noch erhältlich sind, haha. Ich konnte es jedenfalls kaum erwarten, unser neues Album endlich im Vinylformat in den Händen zu halten!

Im Psychobilly sind die Texte eher Beiwerk und nicht wichtig, und obwohl ich eure neuen Sachen mag, schaue ich abermals nicht näher auf die Texte. Ist das ein Fehler?

Ich mochte schon immer Gedichte, Texte, in denen der Autor einem verschiedene Sichtweisen eröffnet. So was hatten wir auch schon bei den Psychobilly-Sachen. Zum Beispiel beim Song „Nowadays“ auf unserem zweiten Album oder bei „No mercy“ auf unserem dritten Album. Da waren auch schon harte, sozialkritische Sachen versteckt. Eines meiner liebsten Lieder auf dem neuen Album ist „Let’s get together“. Ich schätze mal, dass viele Hörer dieses Lied als Liebeslied auffassen werden, aber es ist weit mehr als das. Wenn ich an den Texten arbeite, sehe ich mich selbst mit einem Molotowcocktail in der Hand vor einem Polizeiauto stehen, bereit diesen zu werfen. Daraus ergibt sich eine andere Perspektive auf den Song.

Was waren die größten Abenteuer für THE SILVER SHINE in den 34 Ländern, die ihr bereist habt. Was war sehr vergnüglich und was ziemlich ernst?

Wir haben reihenweise schöne Momente und Abenteuer erlebt auf unseren Touren. Ich könnte da locker zu jedem Land eine Anekdote erzählen, aber dafür reicht der Platz im Heft sicher nicht, haha. Das Schlimmste war vielleicht, als wir mit REVEREND HORTON HEAT, PHANTOM ROCKERS und THE BRAINS unterwegs waren und wir eines Tages im Nightliner aufwachten und feststellen mussten, dass unser Tourmanager verschwunden war. Da waren wir ziemlich geschockt. Zu den größten Abenteuern zählen unsere zweiwöchige Brasilientour und unsere erste Show in den USA 2010 beim Ink-N-Iron-Festival.

Wie siehst du derzeit dein Heimatland Ungarn, gerade hinsichtlich der Flüchtlingsfrage?

Ich stimme in vielen Punkten mit unserer Regierung nicht überein. Eine Grenzschließung ist nicht die Lösung, genauso wenig wie eine offene Grenze ohne Kontrollen. Nein zur EU-Quote zu sagen, das kann eben am Ende auch nicht helfen. Ich bin stolz auf die vielen Organisationen, die den Flüchtlingen hier in Ungarn zur Seite stehen. Ich denke, tausende von Leuten wandten sich im letzten Sommer gegen unsere Regierung, aber nach dem Massaker in Paris kehrte die Angst vor „muslimischen“ Menschen zurück und verhalf der Regierung wieder zu mehr Unterstützung. Was ich sehr bedaure ...