WEEZER

WEEZER sind nach vier Jahren endlich wieder zurückgekehrt, um uns mit einem neuen Album und einigen Live-Auftritten zu verwöhnen. „Das wurde aber auch langsam mal Zeit“, sagt sich der Fan. Mit ein paar exklusiven Schmankerln wie dem „Christmas Song“, der nur über die bandeigene Homepage erhältlich war, läßt sich kein Fan über vier Jahre ruhigstellen. Da mußte endlich mehr kommen, und so kam es auch letztendlich, das „grüne Album“. Wieder zehn Songs, wieder kein wirklicher Albumtitel und wieder die bekannten Gesichter auf dem Cover. Doch nein, eines ist neu und das gehört dem Bassisten Mikey Welsh. Mit diesem sitze ich in Dortmund bei schönem Wetter vor dem Edelcafe „Il Golfo“ und bange etwa eine halbe Stunde, dass ich trotz flüsterndem Interviewpartner und Straßenlärm meine Aufnahme zu Hause wenigstens halbwegs dechiffrieren kann. Mikey (nicht wie die Maus, sondern wie man´s eigentlich aussprechen würde) ist nicht besonders gut gelaunt, wirkt eher verkatert und übermüdet. Tja, tut mir leid Mr. Welsh, aber Interviews gehören nunmal zum Business dazu, und wenn Rivers zu schüchtern ist, müssen sie halt dran glauben. Ich erkläre ihm, dass ich nicht der Ansicht bin, dass er alle Fragen beantworten kann, er ist doch schließlich erst 1995, nach den Aufnahmen zum zweiten Album „Pinkerton“, zur Band gestoßen. „Wenn ich sie nicht beantworten kann, werde ich sie an Rivers weiterleiten, vorausgesetzt, er bleibt dort sitzen“, was Rivers, der am Nebentisch sitzt, natürlich nicht macht und viel zu früh das Weite sucht.

Hat der Name WEEZER eigentlich irgend eine tiefere Bedeutung?


Das ist Suaheli für Pfannekuchen, das hat mir zumindest Rivers gesagt.

Warum sind auf jedem WEEZER-Album exakt zehn Songs zu finden?

Das ist einfach eine angenehm runde Zahl, vielleicht packen wir das nächste Mal zwanzig Stücke auf das Album.

Das glaube ich nicht.

Nein? Vielleicht wird es ja ein Doppelalbum und auf jeder CD sind je zehn Songs drauf.

Ich habe mir sagen lassen, dass das Coverfoto des ersten Albums von Peter Gowland gemacht wurde, der war mal ein Playboy-Fotograf. Was gibt es denn zum neuen Coverfoto zu sagen?

Das wurde von Marina Chavez gemacht, die viele Rockbands fotografiert, mehr kann ich auch nicht sagen.

Die Fotos in euren Booklets stellen eine Art Steigerung dar. Beim Debüt war auf dem Foto der Proberaum zu sehen, bei „Pinkerton“ gab es Aufnahmen aus dem Studio und beim neuen Album steht ihr auf der Bühne, ein Stadion-Rock-Foto vor einem riesigen Publikum.

Eine Bedeutung steckt eigentlich nicht dahinter, wir wollten den Leuten lediglich zeigen, wie unsere Konzerte mit dem fetten, leuchtenden „W“ im Hintergrund, dem fliegenden Konfetti und dem aufgeregten Publikum aussehen. Ich weiß nicht, ob wir erfolgreich die Konzert-Stimmung auf dem Foto widergeben, aber wir haben es zumindest versucht.

Warum habt ihr dem neuen Album eigentlich keinen Titel gegeben, wenn das Debüt schon keinen hatte?

Ich glaube es kam uns nicht auf den Titel an, sondern auf das Farbschema im Hintergrund. Das erste Album wird ja auch das „Blaue“ genannt, so gibt es jetzt das „Grüne“. Außerdem fiel uns kein guter Name für das Album ein.

Was ist dein Lieblingssong vom neuen Album?

Ich glaube „Island in the sun“ ist mein liebster Song, weil er wirklich schön ist, ein bisschen melancholisch und vom Sound her etwas aus dem Albumrahmen herausfällt. Außerdem macht es wirklich Spaß, diesen Song zu spielen. „Crab“ mag ich auch sehr, doch wir spielen den Song nie live.

Der Song „Hash Pipe“ ist relativ ungewöhnlich für WEEZERs Verhältnisse. Er sticht aus dem Albumkontext heraus, weil der Song von derartig aggressiven Gitarrenriffs dominiert wird.

Als Rivers den Song geschrieben hat, hatte er sich mit Tequila zugesoffen. Der Song handelt von einer transsexuellen Prostituierten, die nach Hollywood will, irgendsowas, glaube ich. Es ist schon ein merkwürdiges Lied. Als wir anfingen, an ihm zu arbeiten, dachten wir, dass es zu verrückt sein würde für die Masse. Nun ja, der Song ist in den USA ein Riesenhit geworden und wir sind alle irgendwie geschockt davon.

Warum habt ihr den Song dann ausgekoppelt?

Wir wollten, dass die erste Single des neuen Albums etwas völlig Verrücktes wird, etwas, womit die Leute niemals rechnen würden. Wir hätten auch „Photograph“ auskoppeln können, aber soetwas hat jeder von WEEZER erwartet. Wir wollten die Leute jedoch verwirren. Jetzt lieben sie den Song trotzdem und das ist cool.

Erzähle mir mal etwas zu diesem seltsamen Video mit den Sumoringern?

Die Idee dazu hatte Regisseur Marco Ciego. Die Grundidee stammte von uns. Ich sollte mit den Sumos im Ring stehen, es sollte einfach bizarr werden. Ich mag Videos mit Handlung nicht.

Besteht eigentlich noch irgendeine Verbindung zwischen WEEZER und Matt Sharp, dem Ex-Bassisten, oder ist man sich eher feindlich gesinnt?

Nein eigentlich nicht. Ich habe Matt seit bestimmt anderthalb Jahren nicht mehr gesehen. Die anderen haben auch nichts mehr mit ihm zu tun. Er ist irgendwie vom Erdboden verschwunden. Ich kann also beim besten Willen nicht sagen, was er macht.

Denke mal an das WEEZER-Tribute-Album oder Bands wie THE ADVENTURES OF JET, THE IMPOSSIBLES, REGGIE AND THE FULL EFFECT oder sogar die BLOODHOUND GANG. Kannst du dir erklären, warum so viele Bands und Musiker von WEEZERs Musik so stark beeinflußt sind?

Puh, ich weiß nicht so recht. Vielleicht haben wir einfach einen derart eigenen Sound, dass sich andere Musiker eben inspiriert fühlen. Es ist oft so, dass wenn eine Band eine gewisse Art von Sound kreiert, andere Musiker sich dazu bewogen fühlen, den Stil zu kopieren oder variieren. Aber es ist auf jeden Fall cool zu wissen, dass andere Musiker sich von deinem eigenen musikalischen Erzeugnis inspiriert fühlen. Es ist auch cool, wenn wir Bands wie die DEFTONES treffen, die uns dann gestehen, dass sie riesige WEEZER-Fans sind. Das ist schon eine große Ehre für uns, dies von einer Band zu hören, die wir selber sehr respektieren.

Meine nächste Frage wäre gewesen, ob du dir erklären kannst, warum eine Band wie die DEFTONES den Song „Say it ain´t so“ auf diversen Konzerten covert.

Warum sie das machen, kann ich dir nicht wirklich sagen. Wir waren auf jeden Fall letztes Jahr mit ihnen für ein paar Shows unterwegs und Chino ist ein wirklich wunderbarer Kerl. Er ist nicht nur WEEZER-Fan, sondern mag allen möglichen Kram, wie z.B. PJ HARVEY und ähnliches. Man würde das niemals denken, dass Chino sich mit solchen Künstlern auseinandersetzt, weil die DEFTONES so aggressiv klingen. Doch Chino trainiert seine Art zu singen und orientiert sich dabei auch an eher ungewöhnlichen Künstlern. Aber zurück zu „Say it ain´t so“, ihre Version ist pretty mean.

Was haltet ihr eigentlich vom sogenannten Slackertum und Nerddasein? Fühlt ihr euch nicht manchmal in diese Rollen gepresst?

Um wirklich Slacker zu sein, arbeiten wir zu hart, ha ha. Die Nerdsache machen manche Leute, glaube ich, einfach daran fest, dass Rivers z.B. diese Hornbrille trägt. Image bedeutet uns eigentlich nichts. Was die Nerd-Sache anbelangt, nun, ein Nerd ist eigentlich jeder, der zu einer Randgruppe gehört. Wir vier waren zu College-Zeiten auch Nerds, weil wir wie Trottel aussahen. Wir hatten alle lange Haare und waren Metaller.

Wen würdest du als WEEZERs musikalischen Haupteinfluß bezeichnen?

Offensichtlicherweise würde ich sagen, die BEATLES und die BEACH BOYS, natürlich auch die PIXIES. Wir hören alle sehr unterschiedliche Musik. Rivers mag z.B. Burt Bacharach und ich Stevie Wonder, Marvin Gaye, Chet Baker aber auch LED ZEPPELIN und die DEFTONES. Wir sind schon recht schizophrene Musikfans, wir hören uns fast alles an.

Welche CD würde ich auf keinen Fall in deinem Regal finden?

Auf keinen Fall die CARPENTERS, ich hasse die CARPENTERS!

Wie verlief die Tour mit den GET UP KIDS in Amerika?

Zuallererst waren sie ziemlich schüchtern. Mit dem Sänger habe ich fast nie gesprochen. Ich habe mich ganz gut mit James Dewees, dem Keyboarder befreundet. Naja, eine Tourfreundschaft ist zwar nichts halbes und nichts ganzes, aber er ist wirklich ein ausgesprochen netter Kerl, sehr sehr talentiert und durchgeknallt. Der Bassist Robbie ist auch ein sehr netter Kerl. Mit den beiden habe ich ziemlich viel abgehangen. Außerdem haben sie jeden Abend eine wunderbare Show abgeliefert.

Was hast du gemacht, bevor du zu WEEZER gestoßen bist?

Ich habe in einer ganzen Menge von Indie-Bands aus Boston gespielt, du kannst mich auf einem ganzen Haufen von Platten spielen hören. Man konnte mich mieten, ich habe sogar Werbejingles eingespielt oder habe Freunde auf Tour begleitet. Ich spiele seit etwa elf Jahren Bass, also seit ich 19 bin. Rivers und ich sind dann vor vier oder fünf Jahren wirklich gute Freunde geworden, als er in Boston zur Schule ging, der Rest ist Geschichte.

Wann habt ihr vor, das nächste Album zu veröffentlichen, oder müssen wir wieder fünf Jahre warten?

Wir werden das nächste Album etwa bis Ende des Jahres fertig haben. Wann es letztendlich erscheinen wird, steht nicht in unserer Macht. Wir hoffen mal, das es im Januar erscheint, aber wer weiß das schon. Bisher haben wir etwa 13 neue Songs.

Mikey, ich danke dir herzlich für das Interview.