E-ALDI

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Elektrogott oder Schrott?

Wenn der selbsternannte Elektrogott in einem seiner grellbunten Outfits auf der Bühne steht, seinem auf einem Bügelbrett platzierten Schrott-Keyboard schrille Sounds entlockt und dabei Themen wie Saufen, Kacken oder Möhrchen aus dem Glas besingt, sorgt das im Publikum nicht selten für irritierte Blicke. Seit stolzen zehn Jahren zelebriert E-ALDI diesen avantgardistischen Elektropunk-Irrsinn nun schon. Das erste große Jubiläum also und ein passender Anlass für ein kleines Interview im Ox.

Zehn Jahre E-ALDI – hättest du es je für möglich gehalten, dass sich aus einer kleinen Spielerei mal so eine verhältnismäßig große Sache entwickeln würde?

Als ich mein erstes Album mit dem noch eher schüchternen Titel „In einer neuen Elektrowelt“ fertiggestellt hatte, wurde mir bewusst, dass ich der Elektrogott bin. Deshalb habe ich ja auch mein zweites Werk direkt so genannt und damit war klar, dass es nun niemals ein Ende geben kann!

Wie bist du auf der Bühne neben deinem umfunktionierten Bügelbrett ansonsten ausgestattet, wie muss man sich das Ganze vorstellen, wenn man es noch nicht erlebt hat?

Auf dem Bügelbrett liegt das olle Keyboard, welches ich mir mal bei eBay billig geschossen habe – das Porto war teurer –, dazu kommt ein Kassettendeck, über das ich die Halbplayback-Musik laufen lasse. Mein göttlicher Gesang wird natürlich live vorgetragen und bei manchen Liedern kommt dann auch, teilweise verzerrt, das Keyboard zum Einsatz. Im Idealfall stehen auch noch ein paar Leute vor der Bühne, die mitgrölen und den E-ALDI-Dance tanzen. Also in der Regel sind meine Konzerte coole, stimmungsvolle Partys!

Es kommt ja aber auch immer mal wieder vor, dass Zuschauer deine Darbietungen eher verstörend finden. Gibt es da vielleicht die eine oder andere erwähnenswerte Anekdote?

Ich mache ja jedes Jahr beim Stemweder Open Air Festival das sogenannte „Jägermeisterfrühstück“ mit Notstromaggregat auf dem Zeltplatz. Und wie der Name „Frühstück“ schon sagt, findet das bereits zu einer Uhrzeit statt, zu der der eine oder andere noch völlig verkatert im Zelt liegt und nicht so davon erbaut ist, haha. Vor einigen Jahren kam es dann mal vor, dass sich so ein Motorradrocker mit seiner Maschine direkt vor mein Bügelbrett stellte und mit seinem Gashebel spielte. Ich habe aber einfach weitergesungen und er hat nach ein paar Minuten aufgegeben. Weniger lustig hingegen war eine Privatparty, auf der ich mal gespielt habe. Da waren zwei Typen, die meinen Krach wohl überhaupt nicht mochten und einfach die Anlage abstellten, obwohl natürlich auch Leute da waren, die mitgefeiert hatten. Ich habe dem einen dann einen sanften Tritt in den Allerwertesten gegeben, schließlich man stellt nicht einfach dem Elektrogott den Strom ab! Die gute Stimmung war dann allerdings irgendwie im Eimer und ich habe nach drei weiteren Songs abgebaut.

Aktuell arbeitest du an deinem zwölften Album. Rechnet man diverse Split-Tapes und EPs dazu, reden wir hier sogar schon von deiner 19. Veröffentlichung. Woher nimmst du ständig die Motivation und vor allem die ganzen Ideen?

Ein idiotensicheres Musikprogramm auf dem Computer erleichtert schon mal einiges, und als Ein-Mann-Band kann ich quasi immer, wenn ich Bock habe, etwas machen. Textideen liefert das Leben ja an sich genug. Mal geht es bei mir spaßig zu, mal behämmert, aber ich habe auch einige ernst gemeinte Themen im Programm.

Stimmt es, dass in deinem Heimatort syrische Flüchtlinge mithilfe von E-ALDI-Songs Deutsch lernen?

Ja! Auf Facebook, in einer Kirchlengern-Flohmarkt-Gruppe, hat jemand gepostet, dass er zusammen mit vier Flüchtlingen nach Kirchlengern kommen möchte und sich über Kontakte freuen würde. Wir haben dann ein bisschen hin und her geschrieben und dann habe ich sie einfach mal auf ein E-ALDI-Konzert nach Bielefeld mitgenommen. Den Refrain von „Möhrchen aus dem Glas“ habe ich groß auf ein Schild geschrieben, so dass das Publikum direkt mitsingen kann, und das habe ich mit den Syrern kurz vor dem Auftritt schon mal geübt.

Im September findet in der Villa Kunterbunt in Bünde deine große Jubiläumsgala statt. Neben den Bielefeldern ROSI und der Ein-Mann-Band AMAZING ANDY sind zudem die „E-ALDI Dancegirls“ angekündigt. Was hat es bitte damit auf sich?

Die sind ein Teil einer jungen Mädchentanzgruppe aus Bünde, die damit dem Elektrogott huldigen wollen. Kommt alle vorbei und lasst euch überraschen!