SCHRENG SCHRENG & LA LA

Foto

Die weinenden Clowns

Singer/Songwriter-Musik ist für manche eine nette Abwechslung, für andere ein rotes Tuch. Wirklich relevant scheint es offenbar selten zu sein, was diese bärtigen Männer dabei mehr oder weniger inbrünstig vortragen. Es gibt aber auch Ausnahmen, zum Beispiel Jörkk von LOVE A und Lasse (DFT) alias SCHRENG SCHRENG & LA LA. Eben ist ihr neues Album „Echtholzstandby“ erschienen und sie sagen, sie haben damit Momente eingefangen. Darunter sind auch sicher weniger heitere, doch sie sind stets mit einer kleinen Prise Humor versehen. Auf der Bühne fühlt sich das Duo offenbar besonders wohl und mit solch zwei selbsterklärten Spaßvögeln kann es schon sehr lustiger Abend werden.

Was bedeutet der Begriff D.I.Y. für SCHRENG SCHRENG & LA LA?

Lasse: Das ist anfangs meist aus der Not geboren. Du machst es selber, weil du gewisse Möglichkeiten nicht hast. Irgendwann merkst du, dass diese Strukturen funktionieren. Der Familien- und Netzwerk-Gedanke ist uns sehr wichtig. Wir machen alles gemeinsam und D.I.Y., weil wir in einer Szene zusammenarbeiten. Unsere Booking-Agentur ist genauso wenig Teil der Musikindustrie wie unser Label Rookie Records. Das sind Leute aus gewachsenen Strukturen, die alle aus demselben Umfeld kommen.

Jörkk: Unser Freund Jürgen bringt die Platte raus und hat eben zufällig eine richtige Plattenfirma.

Lasse: Der Hardcore-Punk würde vielleicht sagen, das sei kein D.I.Y., weil wir das Cover nicht selber gemalt haben. Wir wollen schon so viel wie möglich selbst machen, doch streng genommen müssten wir auch noch die Cover kleben und falten. Und da sind wir dann raus.

Dass die Platte in Kooperation mit der Musikförderung Hamburg entstanden ist, ist da kein Widerspruch?

Jörkk: Das ist so eine Sache, bei der das Label gerne probieren möchte, etwas Zuschuss zu kriegen. Im Endeffekt bekommt es bei dieser Musikförderung 50% der Kosten erstattet. Normalerweise würden wir keine tausend Euro für ein Coverartwork ausgeben. So müssen wir selbst aber nur 500 Euro dafür bezahlen. Das ist wie im Supermarkt. Wenn du zehn Dosen kaufst, gibt es zwei gratis, eigentlich brauchst du aber nur drei. Der Deal bei dieser Musikförderung ist, dass du lokale Künstler mit dem Artwork beauftragst oder lokale Filmemacher das Video drehen lässt. Normalerweise könnten wir diese Menschen gar nicht bezahlen, aber auf diesem Weg geht es dann eben doch.

Lasse: Da kommt wieder diese Szene ins Spiel, das sind dann alles Leute, mit denen wir seit zwanzig Jahren befreundet sind.

Jörkk: Wir schustern ihnen die Aufträge zu und die Stadt bezahlt das.

Ihr sprecht von den Songs als Momentaufnahmen. Wie kann man sich die Produktion von einer SCHRENG SCHRENG & LA LA-Platte vorstellen?

Jörkk: Im Vergleich zu LOVE A ist es so, dass wir uns im Vorfeld extra verabreden, um die Songs zu schreiben. Das haben wir beide natürlich auch gemacht, aber jetzt nur für die drei oder vier Songs, die noch für ein Album gefehlt haben. Die meisten Stücke sind bereits in den letzten Jahren entstanden. Insofern spiegeln sie also nicht unseren Gemütszustand in der Aufnahmewoche wieder, sondern verschiedenste Befindlichkeiten, die wir über Jahre mal hatten. Das sind vielleicht eben Dinge, die dich an dem Tag, als der Song entstanden ist, gerade beschäftigt haben. Wir gehen das auch eher spontan an und es ist ein wenig chaotisch. Wir sind selbst überrascht, dass „Echtholzstandby“ trotzdem so homogen klingt. Der gemeinsame Nenner ist bei uns ein anderer. Wir sind einfach diese zwei Schussel, die wir sind. Die Art, wie ich texte oder Lasse Musik schreibt, ähnelt sich sehr. Deswegen klingen auch Songs, die wir über die Jahre gesammelt haben, trotzdem immer nach uns. Wir haben ja nicht die Entwicklung durchgemacht von einer harten Punkband hin zu „Ich bin jetzt erwachsen, deswegen singe ich nur noch Balladen“. Wir waren schon immer in der gleichen Richtung unterwegs.

Ich finde die Platte insgesamt viel trauriger als noch „Berlusconi“. Seht ihr das auch so?

Lasse: Ich kann das gut nachvollziehen, denn es sind Momente dabei, in denen wir aufgehört haben, nur Albernheiten im Kopf zu haben. Das kann aber auch daran liegen, dass sich bestimmte Themen einfach aufgedrängt haben. Die Welt da draußen ist eben auch eine traurigere geworden, das spiegelt sich in den Songs wider, die ich schreibe. Sobald ich etwas Ruhigeres auf der Gitarre spiele, kann Jörkk dazu auch nicht mehr nur Witze reißen seinem Text. So ein Song wie „Echtholzstandby“ sollte einfach mal komplett anders werden.

Jörkk: Also es sind schon ernste und melancholische Songs dabei, aber auch witzige. Mag sein, dass der Gesamteindruck melancholischer ist, aber ich hatte das Gefühl nicht.

Ihr sagt, dass man euch eigentlich live sehen muss, um es wirklich gut zu finden. Dann wäre die Platte ja gar nicht nötig, oder?

Jörkk: Es wurde recht oft nach Aufnahmen gefragt, und außerdem wollten wir das auch konservieren. Auch für den Fall, dass man es vielleicht mal nicht mehr live machen kann. Für mich ist es zu 90% seltsam, wenn sich der Sänger einer Punkband die Akustikgitarre schnappt und etwas solo macht, weil ihm gerade langweilig ist oder weil er einfach die Möglichkeit hat. Das gibt oft nicht viel her. Ich würde mir so ein Duo aber jederzeit live angucken, weil wir Quatschköpfe mit hohem Unterhaltungswert sind, und das fehlt so auf der Platte. Wir zerschießen ja live die ganze Melancholie direkt wieder. Wir meinen es natürlich ernst, wenn wir etwas Trauriges oder Melancholisches spielen, aber danach muss klar sein, dass wir alle mit einem Lächeln rausgehen. Das bekommen wir, glaube ich, nur live richtig vermittelt.