BLASTER MASTER

Die neunköpfige, finnische Ska-Popband aus Orlo, einem kleinen Dörfchen acht Autostunden von der Hauptstadt Helsinki entfernt, wird von ihren Sänger Zakke Cuba (der heißt natürlich nicht wirklich so...) angeführt. Dem einen oder anderen dürften BLASTER MASTER durch ihre Beiträge auf den Samplern "Skannibal Party" und "United Colors Of Ska Vol. 3" bekannt sein. Das Cover ihrer Debüt-CD "Skandinista" (CLASH, ick hör dir trappsen...) schmückt ein großer roter Stern. Ihr Sänger erklärt nun, wie er den Weltfrieden retten will.

Erst einmal ein paar einleitende Worte zu Finnland. Was sollte man über das Land wissen?


Es ist ein sehr großes Land mit wenig Bevölkerung. Im Sommer gibt es hunderte von Festivals. Im Winter erscheinen die Straßen wie ausgestorben. Dann ist es sehr ruhig. Finnland ist sehr abwechslungsreich.

Wie bist du zum Ska gekommen? Und wie entstand BLASTER MASTER?

1978 war ich in England und habe meinen ersten SPECIALS-Song gehört. Da war ich 15 Jahre alt. Ein paar Jahre später kamen BAD MANNERS und THE SPECIALS nach Finnland zu einem Festival. Mich hat die Musik begeistert. Ich fand die Leute lustig, aber selbst so etwas zu spielen fiel mir noch nicht ein. Ska habe ich immer nebenbei gehört. Ich habe vorher in vielen anderen Bands gespielt. Erst in den frühen Neunzigern kam so ein Anstoß aus Helsinki, neue finnische Ska-Gruppen zu gründen. Ein paar Typen meinten, wir bräuchten wieder neue Bands. Sie hassten die vielen Kunstprojekte und wollten wieder ernste Musik. Vorher habe ich selbst solche komische Kunstmusik gemacht. 1995 hatte ich dann einen Job in Orlo, traf die ganze Szene und wuchs in die Ska-Familie hinein. 1996 gründeten wir dann BLASTER MASTER.

Wen gibt es denn ausser euch noch in Finnland und wie sieht die Stimmung für Ska aus?

Es gibt einige Bands, und zwei singen sogar auf Finnisch. Viele gehen in die Ska-Punkrichtung. Neue entstehen oft aus Psychobilly- oder Rockabillygruppen. Hier vermischt sich vieles. Viele spielen so einen Offbeat wie die PEACOCKS in der Schweiz. In Finnland sind Skabands meist sowieso sehr stark in das Musikgeschäft integriert. Es gibt nur sehr wenige junge Gruppen, die meisten werden von älteren Musikern gegründet, die früher Jazz, Psychobilly, Punk oder Volksmusik gespielt haben. So haben sie sehr gute Kontakte zu Veranstaltern und Clubs, auch wenn Ska nicht sehr populär ist. Wir haben auf einem großen Open-Air zwischen SUEDE und BLUR gespielt, weil wir die Leute sehr gut kannten. Wir waren die Partytanzeinlage.

Was war der Grund für eure Gründung?

Es gab damals einen Reggae-Hype, als wir anfingen. Wir hatten dadurch einige Besetzungswechsel, weil die Leute von der Musik nicht überzeugt waren. Wir hatten bei unserem ersten Auftritt sechs Lieder und wir haben drei Stunden gespielt. Später haben wir einen Sommer lang einen Club angemietet und dort jeden Donnerstag gespielt. Da entstand auch unser Demotape, und das haben wir an die größte finnische Plattenfirma geschickt. Mittlerweile haben wir ein Album draußen und in Skandinavien den Rückhalt eines Riesenlabels. Wenn du Erfolg hast, brauchst du niemand mehr zu motivieren. Wir sind eine ziemlich individuelle Gruppe. Wir müssen uns privat immer ein bisschen mehr kennen lernen, weil wir eben keine Band von Schulfreunden oder Arbeitskollegen sind. Jeder hat so seine Macken, seine Vorzüge und seine Nachteile. Das, was uns verbindet, ist Ska und die Abneigung gegen Kiffen.

Wie kommt das?

Ich denke, Ska und Haschischrauchen haben nicht viel gemeinsam. Das ist eher etwas für die Reggaebands. Das heißt jetzt nicht, dass wir das nicht tolerieren. Also ich würde keinen, der etwas bei sich hat, verraten. Aber wer das Zeug verkauft, ist meiner Meinung nach ein Spinner. Die Politiker sollen das legalisieren, dann kann ich mich damit vielleicht anfreunden. Jetzt ist es verboten, und das kann auch ruhig so bleiben. So etwas wie in Deutschland, dass in Restaurants und Cafés Kiffen geduldet wird, kann ich mir für Finnland nicht vorstellen. Für die ganz Alten ist Marihuana gleich Heroin.

In Deutschland denken die Älteren genauso. Hierbei gibt es wenige Unterschiede, aber die Skaszene selbst ist in der Beziehung sehr locker. Die richtig harten Skinheads lehnen Haschisch weiter strikt als "Hippie-Zeug" ab, aber die Masse der Leute auf Konzerten akzeptiert es oder raucht es sogar selbst.

Nein, ich bin kein Skinhead. Für mich hat Shitrauchen nur nicht viel mit Ska zu tun. Ich fühle mich zu alt, um mir Regeln geben zu müssen, was ich zu tun habe. Viele harte Skins sind gute Freunde von mir, aber ich höre nicht sehr viel darauf, was sie mir vorschreiben wollen.

Wie würdest du die Skinheads in Finnland beschreiben?

Im Osten von Finnland gibt es sehr viele Skinheads. Die meisten sind Boneheads. Dafür gibt es aber auch Gründe: Sie leben an der Grenze zu Russland, und seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Verhältnis zu den Russen sehr schlecht und die Jugendlichen sind Fremden gegenüber sehr verschlossen. Sie wollen ihr Land immer noch verteidigen. Am Anfang kamen auch viele Glatzen zu unseren Konzerten, doch glücklicherweise kommen jetzt keine mehr oder nur noch sehr wenige. Wir haben oft die finnische Fahne auf der Bühne aufgehängt, aber wir sind klar gegen Faschisten und ein vereinigtes Europa. In der EU geht es doch nur um Profit. Politik ist ein schlechtes Thema. Ich rede viel zu gerne darüber, aber nicht wenn es in eine Zeitschrift kommt.