Cover-Ikonen: AGAINST ME! - Sink, Florida, Sink (7“, No Idea 2005)

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Bei manchem Artwork wird man schon mal von dem dumpfen Gefühl beschlichen, dass sich der Gestalter wenig bis gar nicht mit Musik und Lyrics auseinandergesetzt hat. Natürlich lässt sich dann mit etwas Fantasie meist doch noch eine Verbindung herstellen, im Falle von „Sink, Florida, Sink“ könnte das beispielsweise eine Art innerer Kampf sein, tatsächlich bestätigt sich aber bei näherer Nachforschung der erste Verdacht. Der Designer des Artworks, Christopher Norris aka Steak Mtn., der inzwischen zu einer Art Stammgestalter für AGAINST ME!- und Laura Jane Grace-Cover geworden ist, gibt ganz unumwunden zu, dass er Laura Jane Grace zwar schätzt, aber ihrer Musik für sich persönlich nicht viel Positives abgewinnen kann: „Ich liebe Laura wirklich und ich habe seit jeher sehr gerne mit der Band zusammengearbeitet, aber AGAINST ME! machen einfach keine Musik, die ich mag.“

Seine erste Arbeit für die Band ist allein einer fixen Idee des No Idea-Gründers Var Thelin zu verdanken, den Norris einmal zu viel mit Sticheleien in Sachen Bandauswahl des Labels aufgezogen hatte: „Ich hasste diese ganze Welt von HOT WATER MUSIC, ARMY OF PONCH und den ganzen Dreck, den Var damals herausgebracht hat.“ Norris war selbst Mitglied der No Idea-Powerviolence-Band COMBAT WOUNDED VETERAN und hatte auch zuvor schon einige No Idea-Platten designt. Das Lebkuchenmann-Artwork war also zunächst eher ein Scherz, der Laura Jane Grace dann überraschenderweise gut gefiel: Zwei kämpfende Lebkuchenmänner, von denen einer beim Öffnen der 7“ den Bauch aufgerissen bekommt, aus dem bunte Süßigkeiten herausschießen. Eher untypisch für Norris, der laut eigenen Angaben drei Jahre lang als Setdekorateur in der Pornoindustrie gearbeitet hat und sonst eher schräge bis deftige Motive mit viel nackter Haut bevorzugt: „Ich bin ein Drecksack und ich mag schmutzige Kunst.“

Im Gespräch mit Grace stellte Norris schließlich fest, dass es zwischen ihnen doch einen gemeinsamen Nenner gab: Beide sahen in der visuellen Kunst eine Art stilles Bandmitglied. Man arbeitete danach noch häufiger zusammen, unter anderem bei den Artworks für „White Crosses“, „Transgender Dysphoria Blues“ und „Shape Shift With Me“, die schon eher Norris’ eigentlichem Stil (und auch dem Inhalt der jeweiligen Platte) entsprachen.

So oder so dürften notorische Sammlungskomplettierer sich ja generell bei No Idea-Veröffentlichungen wahlweise die Hände reiben oder die Haare raufen. Bei mittlerweile fünf Pressungen ist die Single in etwa einem Dutzend verschiedener Farben von Pink über Blau bis hin zu verschiedenen Marble-Mischungen aufgelegt worden. Schön anzusehen ist dieses Artwork in jeder Farbe. Auch ohne direkten Bezug zur Musik. Besser als umgekehrt, oder?