CHRISTIANSEN

Missionare oder Nachrichtensprecher?

Das neue Album von CHRISTIANSEN aus Louisville, Kentucky ist für mich schon jetzt so was wie die Platte des Jahres. Grund genug mich ein bisschen mit Drummer Terry Campbell zu unterhalten und ein paar grundlegende Infos zu erhalten.

Euer neues Album "Emphasizing function over design" war das erste Lebenszeichen, das ich von euch gehört habe, und vielen anderen Leuten in Europa wird es nicht anders gegangen sein. Gab es schon vorher Releases?


CHRISTIANSEN gibt es jetzt seit drei Jahren, wir haben vorher schon zwei Alben veröffentlicht, die nur schwer erhältlich waren. Diese Eulogy-Veröffentlichung hilft uns sehr, da man das Album nun fast überall bekommen kann.

Also war das auch der Grund All Star Records zu verlassen?

All Star Records war nur ein sehr guter Freund von uns, der unsere Sachen rausbringen wollte, er ist jetzt aber unser Tourmanager. Eulogy ist ein wirklich gutes Label, das gute Arbeit leistet, um seine Bands bekannter zu machen.

Was für Reaktionen habt ihr auf das neue Album erhalten? Meinst du, dass euer Sound sich im Gegensatz zu früheren Releases verändert hat?

Wir haben viele gute Reaktionen erhalten. Es ist gut zu wissen, dass den Leuten die Musik gefällt, die wir produzieren, da wir es lieben, den Kram zu spielen, den wir schreiben. Das ist das, was uns motiviert. Das neue Album ist ein drastischer Wechsel im Vergleich zu unserem alten Zeug. Wir haben viel mehr Ideen reingesteckt. Bei unserem vorherigen Album hatten wir auch viele Ideen, wussten aber nicht, wie wir diese umsetzen sollten. Beim neuen Album haben wir uns beim Experimentieren sehr wohl und sicher gefühlt. Hier und da waren noch einige Dinge die wir machen wollten, aber uns gefällt das Ergebnis sehr. Wir freuen uns wirklich darauf, für das nächste Release wieder ins Studio zu gehen, da wir mit einer sehr genauen Vorstellung, was wir machen wollen, da rangehen werden.

Das hört sich vielversprechend an. Viele Leute werden eure Musik als Emo kategorisieren, wobei ich denke, dass dieser eh schwammige Begriff, der zu einem der Lieblingsbegriffe der Musikpresse geworden ist, die Musik sowieso nicht ausreichend beschreibt, da ihr viel mehr Einflüsse habt. Würdest du mir da zustimmen?

Ich schätze es sehr, wenn die Leute merken, dass hinter CHRISTIANSEN mehr als diese Emo-Schublade steckt. Emo scheint ein einfacher Weg zu sein, alle Bands zu kategorisieren, die nicht hart sind. Es ist schwer für eine Band wie uns, daraus zu entfliehen und wir haben definitiv viel mehr Einflüsse als Emo, niemand von uns hört irgendeine Emo-Band. Wir sind sowohl von klassischen Sachen wie den BEATLES oder THE WHO beeinflusst, als auch von Leuten wie Miles Davis. Ich selber mag RADIOHEAD sehr gerne und einige jazzige Technosachen. Unser nächstes Album wird viel innovativer werden.

Bei eurem Bandnamen könnte man auch an eine Christenkapelle denken. Habt ihr deswegen schon mal Probleme gehabt oder irgendwelche verrückten Sachen erlebt?

Ja, es ist manchmal sehr lustig,aber auch ärgerlich, was uns uns nicht weiter stört. Die Mehrheit der Leute weiß, dass wir keine Christenband sind. Das schlimmste ist, wenn Leute unseren Bandnamen auf Flyern falsch schreiben, einer der meisten Schreibfehler ist "Christianson", das tut weh. Es ist aber auch frustrierend, wenn wir ignoriert werden, weil die Leute denken wir wären eine christliche Band. Meistens sind sie nur zu faul nachzuforschen und unter die Oberfläche zu schauen Aber ich bin mir sicher, dass das in Europa anders ist, da dort meines Wissens nach CHRISTIANSEN ein sehr verbreiteter Nachname ist.

Ja, besonders in nördlicheren Gegenden. Ist euer Albumtitel "Emphasizing function over design" auch eine "Richtlinie" für eure Musik?

Wir haben keine Richtlinien für das Schreiben unserer Musik. Wir setzen uns einfach mit all unseren Ideen zusammen und arbeiten auch miteinander. Seitdem wir alle zusammen leben und da wir auch schon alle lange miteinander befreundet sind, sehen wir viele Dinge gleich und es läuft einfach gut. Wir können in unserem Studio proben, wann immer wir wollen, und wenn jemand eine gute Idee hat, können wir so lange rocken, bis wir damit zufrieden sind. Wenn wir dann das nächste Mal als Gruppe proben, erweiten wir das, was wir bereits haben. Was "Emphasizing function over design" als Richtlinie angeht... vielleicht ein bisschen.

Wann kommt ihr nach Europa? Irgendwelche sonstigen Pläne für die Zukunft?

Wir würden gerne so schnell wie möglich nach Europa kommen. Ich habe gehört, dass es verblüffend sein soll. Es wäre cool, zusammen mit einer anderen bekannten Band eine Euro-Tour zu machen. Wir werden hoffentlich in nächster Zeit rüberkommen. Dann werden wir diesen Winter für eine EP ins Studio gehen.

Vielen Dank.