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Punk am linken Niederrhein

Zu Beginn der Neunziger Jahre erlebten Punk und Hardcore eine Wiederbelebung mit einhergehender Neuausrichtung, so dass sich plötzlich viele Bands mit subkulturellem Hintergrund in den Charts platzieren konnten. Die meisten derjenigen, die heute zwischen dreißig und Anfang vierzig sind und sich noch immer in diesem Umfeld bewegen, haben ihre musikalische Sozialisation vermutlich zu dieser Zeit gehabt und sind durch Bands im Zuge der Wiederentdeckung des Punk angeregt worden, etwas tiefer in die Materie einzutauchen und die Wurzeln zu entdecken.

Auch zwischen Rhein und Maas entwickelte sich in den Neunziger Jahren rasant eine eigene kleine Szene, jedoch bespielte kaum eine tourende Band solche Städte wie Mönchengladbach, Krefeld oder die Dörfer in der Grenzregion, da die Lage zwischen Ruhrgebiet und Rheinschiene schlichtweg zu ungünstig ist, zumal in nicht allzu großer Entfernung zu viele andere Auftrittsmöglichkeiten bestanden. Ziemlich angenervt von dieser Situation, beschloss Eduardo „Edu“ Cadima Mitte der Neunziger, der Szene am linken Niederrhein ein Gesicht zu geben und, ganz im Sinne des D.I.Y.-Ethos, zunächst seiner eigenen Band und anderen lokalen Acts Auftrittsmöglichkeiten in der Provinz zu verschaffen. Kleine Festivals wie Viersen Goes Punk oder das Ransberg Open Air konnten die sehr junge und heterogene Szene im Grenzland versammeln. Nach einigen Jahren schwand bei vielen Leuten das Interesse, viele Bands kamen nicht über wenige Auftritte hinaus und die übriggebliebenen mussten sich in die großen Städte orientieren. In den Nuller Jahren ließen sich nur noch vereinzelt Konzerte in einigen wenigen Jugendzentren organisieren, weil die meisten Clubs die dürren Jahre nicht überleben konnten; viele Locations wollten keine Shows mehr veranstalten, zu denen wenige Besucher kamen. Nach einer mehrjährigen Pause mit beruflicher Umorientierung beschloss Edu aber um 2006 herum, wieder Konzerte im deutsch-holländischen Borderland zu organisieren, diesmal jedoch professioneller und auch mit internationalen Bands. Unter dem Namen Hermano Booking organisiert er seitdem wieder Shows zwischen Rhein und der niederländischen Grenze. „Der Niederrhein ist so groß und viele Leute haben einfach keinen Bock, unter der Woche für eine Show hundert Kilometer zu fahren, also müssen wir die Bands eben hierher holen“, so beschreibt Edu seine Motivation. Vorläufiger Höhepunkt war das in Krefeld stattfindende Summer Madness Festival, auf dem etwa auch AGNOSTIC FRONT und H2O auftraten. „Oldschool und Newschool zusammenführen“, das ist für Edu ein wichtiges Ziel für die Szene am Niederrhein, was für ihn „viel Arbeit, aber noch mehr Spaß“ bedeutet.