Von Zeiten des Lachens

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Vom Ritchie über Wolfgang „Wölli“ Rohde

Am 25. April dieses Jahres erlag der frühere DIE TOTEN-HOSEN-Drummer Wolfgang „Wölli“ Rohde dem Krebs. Noch im August 2015 hatte sich Wölli beim Ox-Interview extrem kämpferisch gegeben und wollte seiner Krankheit trotzen. Ein paar Monate später – und somit noch zu Wöllis Lebzeiten – kam auch bei einem Treffen mit seinem Nachfolger am Hosen-Schlagzeug, Vom Ritchie, die Sprache auf Wölli. Dabei stellte sich heraus, dass es zwischen den beiden Trommlern nie auch nur einen Hauch Konkurrenzdenken gegeben hatte. Im Gegenteil, sie waren dicke Freunde, wie Vom erzählte. Im Folgenden drucken wir das kurze Gespräch nachträglich ab – als Verbeugung vor einem großartigen Typen, der mit DIE TOTEN HOSEN Musikgeschichte geschrieben hatte und für jeden Spaß zu haben war.

Vom, was dachtest du, als du Wölli zum ersten Mal getroffen hast?

Ich dachte: Er passt genau zu dieser Band. Denn sie sind richtig scheiße, haha! Nein, ernsthaft: Wölli war verdammt gut. Und er war von Anfang an ein unheimlich netter Kerl. Man konnte mit ihm schon immer wunderbar lachen. Und man konnte damals immer richtig gut mit ihm trinken. Wenn es einen gab, der bis zum Ende durchhielt, dann war das Wölli. Er liebte es, Party zu machen. Außerdem ist er ein Familienmensch. Und er hat einen unheimlich guten Musikgeschmack. So viele gute Seiten!

Wie wurdest du sein Nachfolger als Schlagzeuger der Hosen?

Ich spielte damals mit den YOBS, einer verkappten Version der BOYS, bei der Weihnachtsshow der TOTEN HOSEN in der Düsseldorfer Philipshalle als Support. Und irgendwann im Laufe des Abends kam Campino auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht ein paar Drum-Arrangements oder Tipps für seine Band habe. Die hatte ich. Und von da an setzte ich mich häufiger mit Wölli und den anderen zusammen. Ich gebe zu: Das war mir anfangs peinlich, denn die Band war ja auf mich zugekommen. Beziehungsweise Campino und eben nicht Wölli. Aber das war nie ein Problem für ihn.

Im Gegenteil. Du wurdest sein Roadie, oder?

Nicht wirklich. Ich wurde irgendwann, als er Probleme mit seinen Nerven in den Armen bekam, sein Backup. Das war zumindest meine Aufgabe. Aber glücklicherweise musste ich nie einspringen während seiner aktiven Zeit. Es war vielmehr so, dass Wölli einmal auf mich zukam und mir sagte: „Vom, du wirst der nächste Drummer der Hosen.“ Und irgendwann, als es ihm gesundheitlich so schlecht ging, dass er nicht mehr weitermachen konnte, war es dann tatsächlich soweit. Aber es gab dabei kein böses Blut. Da stand nie etwas zwischen Wölli und mir. Er hat mir nie irgendeinen Vorwurf gemacht oder mir das Gefühl gegeben, ich hätte ihm etwas weggenommen.

Was hast du von Wölli gelernt?

Einiges. Zwar nichts Spieltechnisches, aber andere Dinge: Dass man immer alles gibt. Dass man niemanden aus der Familie, aus dem Freundeskreis, aus der Band hängen lässt. Und dass man an das, was man macht, bedingungslos glaubt. Das waren schon damals seine Ideale, zu denen er stand.

Und an welches gemeinsame Erlebnis mit Wölli erinnerst du dich besonders gerne?

Oh, da gab es so einige ... Wölli und ich hatten beispielsweise viele großartige Jam-Sessions in seinem Haus in Meerbusch. Und dann war da die Warped Tour mit DIE TOTEN HOSEN durch Australien, 1998, ein totales Chaos. Ich sage nur: die Früchte-Polizei ...

Das verlangt nach einer Erklärung!

Gerne, haha. Wir fuhren mit dem Bus durchs australische Outback und Wölli und ich hatten alle möglichen Substanzen dabei, die wir einwarfen. Auf einmal schrie Kuddel: „Leute, da vorne steht die Polizei! Die wollen rein und den Bus filzen!“ Wir gerieten natürlich sofort in Panik und schluckten alles, was wir noch hatten. Der Police Officer kam dann rein, wir saßen völlig zugedröhnt und still da und zitterten. Und dann fragte er nur: „Haben sie irgendwelche Bananen oder sonstige Früchte dabei?“ Ich dachte nur: „Was? Bananen? Verdammte Bananen? Früchte?“ Wir hingen fertig und panisch in unseren Sitzen und erfuhren, dass es – ganz einfach – in Australien zwischen den einzelnen Bundesstaaten eben Einfuhrbeschränkungen für Obst gibt, haha! Wir haben uns kaputt gelacht! Und ich schwöre: Ich habe in meinem Leben überhaupt noch nie so gelacht, wie ich das bei dieser Tour mit Wölli getan habe! Unfassbar war das! Aber das war eben Wölli.