35 Jahre später: MISFITS - Walk Among Us (LP, Ruby, 1982)

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Aus heutiger Sicht ist es kaum noch nachvollziehbar, aber „Walk Among Us“ war 1982 tatsächlich das Debütalbum der MISFITS, obwohl in den Jahren zuvor bereits zwei weitere Alben aufgenommen worden waren („Static Age“, „12 Hits From Hell“), die aber aus unterschiedlichen Gründen entweder auf verschiedene Kleinformate aufgeteilt oder erst Jahre später als komplette Alben veröffentlicht wurden. „Walk Among Us“ war das Resultat diverser Aufnahmesessions aus dem Jahr 1981, die Glenn Danzig im Januar 1982 in einem Studio in Los Angeles, wo sich die Band gerade aufhielt, neu abmischte, dazu einige Gitarrenparts neu einspielte und teilweise den Gesang neu aufnahm. So simpel die 13 Songs, für die Glenn Danzig als alleiniger Songwriter gelistet ist, instrumental auch gestrickt sind, so genial untermalen sie doch die zwingenden Singalongs, von denen das Album nur so strotzt.

Textlich folgten die MISFITS – das „The“ hatten sie bereits einige Zeit zuvor abgelegt – immer mehr der Horrorthematik, indem sie sich von alten B-Movie-Titeln wie „Astro Zombies“ (1968) inspirieren ließen oder mit dem Song „Vampira“ der Darstellerin Maila Nurmi aus Ed Woods „Plan 9 from Outer Space“ huldigten, welche die Band während eines Aufenthaltes in Los Angeles persönlich getroffen hatte. Von diesem Treffen finden sich auch Fotos auf dem Innencover von „Walk Among Us“, die sowohl die Band als auch Vampira in kompletter Bühnenkostümierung und -bemalung auf einer Straße in Hollywood zeigen. Mit „Nike-a-go-go“ findet sich aber immerhin auch ein eher gesellschaftskritischer Song, der den damals grassierenden Hype um Nike-Sportschuhe thematisiert.

Die für die damaligen MISFITS glasklare Produktion tat ihr Übriges, dieses Album zu einem Meilenstein zu machen, auch wenn die wirklich großen Hits auf den früheren Singles beziehungsweise späteren Compilations zu finden sind. Allein der letzte Song der A-Seite, eine Live-Aufnahme von „Mommy, can I go out + kill tonight“ (im Übrigen auf dem gleichen Konzert aufgenommen wie das „Evilive“-Album), zeigt die Band von ihrer brachialen Seite und lässt erahnen, wie intensiv ihre damaligen Konzerte gewesen sein mögen. Das Cover ziert eine Collage aus Motiven der B-Movies „Weltraumschiff MR-1 gibt keine Antwort“ und „Fliegende Untertassen greifen an“, vor denen die Band in voller Montur posierte, wobei Glenn Danzig noch nicht dem Bodybuildingwahn verfallen zu sein schien. Ob der baldige Rauswurf von Drummer Arthur Googy bereits geplant war, ist nicht bekannt, aber auf dem Backcover ist nur eine Nahaufnahme von Danzig, Jerry Only und Doyle mit ihren markanten Devillocks abgebildet und auch der „Crimson Ghost“, seit der „Horror Business“-Single Maskottchen der Band, ist hier bereits zu finden.