J.G. THIRLWELL

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Was macht eigentlich ...

Über James George Thirlwell aka FOETUS (auch bekannt unter unzähligen Varianten seines Alter Egos wie SCRAPING FOETUS OFF THE WHEEL oder FOETUS ART TERRORISM) hat Blixa Bargeld einmal treffend gesagt; „Thirlwell ist ein Rekonstrukteur und Puzzlespieler, er mischt, formt und setzt vorhandene Musikstücke zu völlig neuen Tonelementen zusammen.“ Der 1960 in Melbourne, Australien geborene J.G. Thirlwell war Teil der Londoner Punk Szene, erspielte sich aber früh als Solomusiker einen Ruf, stark beeinflusst von SUICIDE. Er bewegte sich am Rande der No-Wave-Szene, beeindruckte durch seine an EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN erinnernden heftigen Auftritte.

Für wenige Tage formierte er 1983 mit Marc Almond, Lydia Lunch, mit der er immer wieder Projekte hatte, und Nick Cave die IMMACULATE CONSUMPTIVES, bevor Cave die BAD SEEDS gründete. Thirlwell ist ein musikalisch und experimentierfreudig Getriebener („Das Studio als Instrument verwenden“, wie er es nannte) und dies hilft ihm bei seiner Arbeit als Musiker, Produzent und auch Komponist von Filmmusiken (beispielsweise für die US-Animations-Serie „The Venture Bros.“). Genregrenzen sind ihm fremd. Er verband früh Industrial mit Electronic, Lärm und Krach und arbeitete mit Trent Reznor von NINE INCH NAILS zusammen. Er wirkte ursprünglich in London als Grafiker, was man den Covergestaltungen seiner zahlreichen Veröffentlichungen als FOETUS oder mit WISEBLOOD, seinem Projekt mit dem Schweizer Schlagzeuger Roli Mosimann (der auch für die SWANS und YOUNG GODS spielte), deutlich anmerkt.

Mitte der Neunziger Jahre, mittlerweile in New York ansässig und mit einem Major-Vertrag bei Sony BMG, versuchte er sich an Soundtrack-kompatiblen Big-Band-Sounds, was nicht wenig Verwirrung bei alten Fans stiftete. Wie bei der Wahl seiner Projektnamen als FOETUS hatte er auch in seinen Songs nie Berührungsängste mit kontroversen Inhalten und hangelte sich oft recht krude zwischen den Themenblöcken Inzest, Analsex und sexuellem Missbrauch hindurch und versah dies gerne mit einer düsteren Portion Zynismus. Dennoch war dies nie bloß gekünstelte Konfrontation zum Wohlgefallen des Feuilletons. Nihilismus erscheint als eine konstante Stilkomponente in seinen Songs, was er oft mit einer gehörigen Portion Selbsthass zu begründen versuchte.

Immer dann, wenn seine Schaffensphase nicht durch eigenen Output geprägt war, zeigte er sich als gekonnter Virtuose hinter den Reglern im Studio und fertigte Remixe an für Songs von FRONT 242, RED HOT CHILI PEPPERS, NIN, John Carpenter und zuletzt für das 2014 erschienene Stück „Motherfucker“von FAITH NO MORE. Auch Soundtracks stehen aktuell wieder auf seiner Kreativliste. So hat er 2016 die Musik für den Tony Oursler-Film „Imponderable“ geschrieben.