Stefanie Sargnagel

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3 Fragen an ...

Den Nagel auf den Kopf getroffen, den Rahmen gesprengt oder die Nägel in den Sarg geschlagen – die Wiener Autorin Stefanie Sargnagel schafft’s irgendwie, bevorzugt im Rahmen kleinerer Posts auf Facebook. Es geht um Alltägliches, scheinbar Belangloses. Die Resonanz spricht für sie, ebenso die Reaktionen auf ihre drei bisher veröffentlichten Bücher.

Stefanie, du hast bis 2013 ein Fanzine rausgegeben, „Extrem deprimierende Zines“. Was ist damit passiert?

Ich habe das Fanzine ein paar Jahre gemacht, es war schwarzweiß und fotokopiert, hatte acht Seiten und ich habe darin Zeichnungen, Fotos und Texte publiziert. Bei jedem Anlass habe ich die Ausgaben nachkopiert, sie waren nicht limitiert und kosteten so ein bis drei Euro. Im Grunde waren sie wie meine Bücher, nur mit mehr Bildern und insgesamt schöner, weil trashiger. Ich habe es aber auch wegen des Taschengelds gemacht, das ich damit auf diversen Märkten verdient habe, nicht nur aus reinem Idealismus. Nachdem das mit den Büchern losging, war ich dann zu faul.

Auf Facebook hast du von deiner Reise nach Japan berichtet. Wie sind die Voraussetzungen für KünstlerInnen im subkulturellen Kosmos dort?

Ich war leider zu kurz in Japan, um ein vernünftiges Bild zu bekommen. Tokio ist, glaube ich, speziell im Vergleich zum Rest von Japan. Ich habe dort österreichische Künstler besucht, die ein Atelierstipendium hatten, und konnte deshalb gratis wohnen. Ich habe aber auch einen Bekannten getroffen, den ich eher aus linksradikalen Zusammenhänge kenne und der die anarchistische Szene dort kennt. Wenn man das erste Mal nach Tokio kommt, glaubt man fast nicht, dass es so etwas dort gibt. Die Menschen in Tokio wirken extrem kontrolliert, alles ist sehr hierarchisch, ruhig, ethnisch homogen, niemand lungert auf der Straße herum oder fällt irgendwie im öffentlichen Raum aus der Rolle, das ist wirklich extrem und auch irgendwie abschreckend, fast dystopisch. Demonstrieren gilt beispielsweise als schlechtes Benehmen, niemand raucht auf der Straße, Obdachlosigkeit ist sehr schambehaftet und wird eigentlich verdrängt, oft aus Gründen der „Harmonie“. Deshalb ist ein Punk-Viertel auch gleich irgendwie ein radikaleres Statement, habe ich das Gefühl. Ich habe diesen Bekannten kurz im Bezirk Koenji getroffen, der als Zeckenviertel gilt. Dort trinken Punk-Kids Dosenbier auf der Straße und alle rauchen, es war ein anarchistisches Festival. Der Bekannte ist von Wien nach Japan gezogen und führt unter der Adresse gregorgehtnachjapan.blogsport.at einen interessanten Blog über die linke Subkultur dort.

Mit der Burschenschaft Hysteria habt ihr jüngst das Patriarchat zu Grabe getragen. Wie geht es weiter?

Das Matriarchat steigt stetig empor, das merkt man überall. Wir sind sehr zufrieden und gewinnen täglich an Macht.