MURDERBURGERS

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Non-Profit-Pop-Punk

Fraser Murderburger hat es nicht so mit Langeweile und so hält ihn seine Band MURDERBURGERS gut beschäftigt. Im Oktober 2016 kam als Album Nummer fünf „The 12 Habits Of Highly Defective People“ auf Asian Man raus, und wer auf lupenreinen Pop-Punk steht, sollte sowieso schon längst über die Band aus Schottland gestolpert sein. Fraser beantwortete uns im Folgenden einige Fragen.

Fraser, dein Album ist endlich raus. Wie fühlt sich das an?

Es hat lange gedauert und jetzt gerade fühlt es sich großartig an. Zufälligerweise war es am Tag der Veröffentlichung genau ein Jahr her, dass wir die Aufnahmen abgeschlossen hatten. Die Songs fühlen sich für mich immer noch neu an und es macht einen Riesenspaß, sie jetzt endlich live spielen zu können.

War die Produktion des Albums stressiger als bei euren alten Platten?

Nicht wirklich, es war sogar weniger anstrengend, weil wir dieses Mal sehr viel Zeit hatten. Ein Jahr, bevor wir die Demos aufnahmen, begann ich mit dem Schreiben der Songs. Im Studio selbst hatten wir drei Wochen Zeit, das war im Oktober 2015. Sonst haben wir für die Aufnahmen immer ungefähr eine Woche gehabt plus drei Tage oder so, um den Gesang aufzunehmen. Bei „The 12 Habits...“ verfügte ich aber über keine festen Bandmitglieder, so dass diese schnelle Art aufzunehmen für mich gar nicht infrage kam. Einen einzigen stressigen Moment gab es und der war selbstverschuldet. Am letzten Tag habe ich viel zu viel Kaffee getrunken und machte mir schreckliche Sorgen, weil wir gerade die Backing Vocals beendet hatten und am nächsten Tag eine einmonatige Tour anstand. Matt Allison, mein Produzent, sagte mir, ich solle mich entspannen, und versicherte mir, dass alles gut werden würde. Er hatte recht. Im Hinblick auf die Realisation konnte ich durch die Vorbestellungen bereits etwas Geld für das Album sammeln, bevor es veröffentlicht wurde. Das war auch weniger stressig, als ich angenommen hatte. Crowdfunding war keine Option für mich, damit hätte ich mich nicht wohlgefühlt.

Wie kam es, dass du mit Matt Allison aufgenommen hast?

Matt habe ich das erste Mal 2012 in Chicago getroffen. Es war der letzte Tag unserer Tour mit DEAR LANDLORD. Wir tranken nach dem Konzert noch einen im G-Man Club und kamen ins Gespräch. Er sagte, wir sollten bei Gelegenheit mal zu ihm rüberfliegen und ein Album mit ihm im Atlas Studio aufnehmen. Wir blieben in Kontakt und hatten eigentlich vor, unser voriges Album, „These Are Only Problems“, bei ihm zu produzieren. Das hat jedoch seinerzeit nicht hingehauen und ich bin froh, dass es diesmal geklappt hat. Matt ist ein fantastischer Typ und ein unglaublicher Produzent. Es war definitiv die beste Erfahrung, die ich bei Aufnahmen bisher gemacht habe.

Mit Mitgliedern von MASKED INTRUDER und COPYRIGHTS hattest du ja recht prominente Sessionmusiker. Wie kam es dazu?

Ich bin mit den Masken-Jungs seit 2013 befreundet, da sind wir zusammen durch Europa und Großbritannien getourt. Zu dieser Zeit hatten MURDERBURGERS keinen festen Drummer, also sagt Red, falls wir die nächste Platte in den USA aufnehmen, würde er das Schlagzeug einspielen. Und gerade zu dem Zeitpunkt, als ich mit Matt Allison die Aufnahmen plante, verließ uns noch Bassist Steve, weil seine Karriere als Kameramann so richtig in die Gänge kam. Das war nur wenige Wochen, bevor es in Chicago losgehen sollte. Red sprach mit Yellow darüber und so kam es es, dass die beiden dabei waren. Zack von den COPYRIGHTS und ich kennen uns seit 2012. Nachdem „These Are Only Problems“ rausgekommen war, hatten wir abgemacht, dass er beim nächsten Mal dabei sein würde. Dass Adam von DEAR LANDLORD ein paar zusätzliche Backing-Vocals einsang, hat sich eher zufällig ergeben. Mit dem Ergebnis bin ich super zufrieden und es ist saucool, dass Leute von meinem Lieblingsbands auf dieser Platte mitwirken.

Du hast die Songs vorher aufgenommen. Haben sie da noch kreativen Input geben können?

Ja, wir haben das ganze Album zunächst als Demo aufgenommen. Die habe ich dann den Jungs gegeben und sie haben ihren Teil entsprechend eingespielt. Sie hatten noch viele Ideen, doch die Songstruktur ist bei den meisten Tracks gleich geblieben. Aber jeder hat durch seinen persönlichen Stil dazu beigetragen, dass das Ergebnis etwas anders klingt als die Demos.

Du hattest 2016 einige großartige Erlebnisse, wie zum Beispiel eine Japantour.

Ja, ich bin das erste Mal durch Kanada getourt, zusammen mit CITY MOUSE und danach waren wir im Sommer an der US-Westküste mit BAD COP/BAD COP und THE ATOM AGE. Das war klasse! Und durch Japan zu touren, das war wirklich schon ziemlich krass. Ich wollte, seit ich die Band habe, schon immer mal eine Japantour machen. Vor vier Jahren habe ich mit Kazu von Waterslide Records darüber gesprochen. Jetzt hat es geklappt und es war umwerfend. Tolle Leute, tolle Shows, tolle Kultur. Ich kann es nicht erwarten, das noch mal zu wiederholen.

Könnte man MURDERBURGERS als One-Man-Band bezeichnen?

Eine Zeit lang fühlte es sich definitiv so an. Vor den Aufnahmen waren es eigentlich nur Steve und ich, doch dann war ich auf einmal alleine. Für die Konzerte konnte ich einfach nehmen, wen ich so finden konnte, und das war okay. Doch das hat alles seine Vor- und Nachteile. Es ist schön, mit verschiedenen Leuten zu spielen und jederzeit auf Tour gehen zu können. Auf der anderen Seite ist es stressig, wenn man immer nur dieselbe Setlist spielen kann. Außerdem ändert sich der Sound bei jeder Tour ein bisschen. Ich würde super gerne mit einem dauerhaften Line-up spielen. Momentan sieht es ja ganz gut aus.

Mit Muzz und Rusty hast du einen neuen Drummer und einen neuen Bassisten. Wie lange werden sie bleiben?

Die beiden kenne ich auch schon lange. Wir spielen seit einigen Monaten zusammen und bis jetzt passt es ganz gut. Ich hoffe also, dass wir noch ein bisschen zusammenbleiben.

Vor einiger Zeit hast du ein Bild von einer bisher unbenannten Band gepostet, bei der du jetzt mitspielst.

Das ist eine neue Band von mir, zusammen mit Max und Alex, die beide vorher bei THE WALKING TARGETS waren. Wir nennen uns BIKE NOTES und ich spiele da Schlagzeug. Es gab bisher nur ein Konzert und wir haben nur eine Handvoll Songs, aber es macht Spaß. Musikalisch geht es sehr in die Richtung unserer anderen Bands. Die Songs schreiben wir gemeinsam, es sind also nicht die Ideen von nur einer Person. Wir nehmen hoffentlich bald etwas auf, wenn ich mal nicht unterwegs bin, und ich hoffe, dass es nicht nur ein Seitenprojekt bleibt, bei dem ich nur hier und da mal etwas mache oder einfach irgendwann rausgeschmissen werde, weil ich nicht zur Probe komme.

Pop-Punk ist kein besonders profitables Genre. Wie schaffst du es, über die Runden zu kommen?

Da hast du recht. Wir arbeiten immer zwischen den Touren und das meiste von dem Geld, das die Band abwirft, stecken wir direkt wieder in sie rein. Das ist in Ordnung. Mit mehr können und dürfen wir nicht rechnen. Ich fühle mich aber dabei viel besser, als wenn ich irgendeinen ganz normalen Job hätte. Dazu kommt, dass ich im Grunde ein ziemlich ängstlicher Typ bin. In einer Band zu spielen und Musik zu machen, hat zu einem sehr großen Teil dazu beigetragen, diese Angst und dieses Unbehagen auf ein Minimum zu reduzieren. Versteh mich nicht falsch, die Band verlangt mir alles ab! Aber es ist kein Vergleich zu dem, was wäre, wenn ich keine Musik machen würde.

Viele Themen, über die du singst, sind sehr persönlich.

Mir hilft es ungemein, wenn ich über persönliche Dinge singe. Andernfalls würden sie sich im Laufe der Zeit negativ auf meine geistige Verfassung auswirken. Es ist immer gut, die ganze Scheiße einfach rauszulassen. Und mir gefällt die Idee, schlechte Sachen zu nehmen und sie in etwas Gutes umzuwandeln.

Welche Bands haben dich am meisten beeinflusst?

Aufgewachsen bin ich mit RAMONES, SCREACHING WEASEL und diesen ganzen Bands. Das kannst du bei MURDERBURGERS glasklar heraushören, besonders bei dem älteren Zeug. Und ich mag viele von diesen US-Midwest-Bands, wie zum Beispiel ARMS ALOFT, DEAR LANDLORD und solche Sachen. Depressives und einen gleichzeitig aufmunterndes Zeug, so was mag ich.