PETER AND THE TEST TUBE BABIES

Foto

Platte für Platte

Im Herbst erscheint mit „That Shallot“ ein neues Album der 1978 gegründeten Punkband aus dem südenglischen Brighton, die sich mit dem Überhit „The jinx“ einen Platz im Punk-Olymp gesichert hat – aktuell wurde der Song von DIE TOTEN HOSEN mit Bandboss Peter als Gast für das Coveralbum neu eingespielt. Zur Einstimmung auf das neue Album baten wir Peter Bywaters, zu den (meisten) Alben seiner Band ein paar Anekdoten zu erzählen.

„Pissed And Proud“ (No Future, 1982)

Wir nahmen dieses Album 1982 mit dem mobilen Tonstudio der ROLLING STONES auf. Es ist ein Live-Album, für das wir die besten Momente von zwei Auftritten in Blackpool und Hammersmith/London verwendeten. Wir konnten das Studio zu einem echt guten Preis bekommen, denn unser Produzent Barry Sage hatte zuvor schon mit den Stones gearbeitet. Der Lkw mit dem Studio kam direkt aus Paris, wo die Stones ihre Shows aufgenommen hatten – und war noch nicht gereinigt worden. Keine Ahnung, wie die das Ding durch den Zoll bekommen hatten, denn es war vollgestopft mit Schnaps, Zigaretten und Drogen. Oder war das als Geschenk für uns gedacht? Wir haben natürlich nichts verkommen lassen – und waren nach den Aufnahmen entsprechend bedient!

„The Mating Sounds Of South American Frogs“ (Trapper, 1983)

Dieses Album nahmen wir 1983 in den Southern Studios und den Britannia Row Studios in London auf. Es war die erste Platte auf unserem eigenen Label, Trapper Records. Produzent war wieder Barry Sage. Unser damaliger Bassist Trapper hatte zum Zeitpunkt der Aufnahmen persönliche Probleme und schaffte es oft nicht, ins Studio zu kommen. Britannia Row ist aber ein ziemlich teures Studio, und wir konnten es uns nicht leisten, Studiozeit zu verschwenden, unser Budget war begrenzt. Wir konnten nicht einfach rumsitzen und warten, bis er auftaucht. Deshalb wurden viele Bass-Spuren auf diesem Album von verschiedenen Gast-Bassisten eingespielt. Die PRETENDERS nahmen ihm Studio nebenan auf und es gibt Gerüchte, dass deren Bassist Pete Farndon auf unserem Album zu hören ist.

„The Loud Blaring Punk Rock LP“ (Hairy Pie, 1985)

1984 wedelte der Musikvertrieb Red Rhino mit einem dicken Scheck vor unserer Nase herum und es hieß, den könnten wir haben, wenn wir ein neues Album liefern. Wir hatten allerdings nicht wirklich neue Songs, und so entschieden Del und ich uns, für eine Woche ein Häuschen mitten im Ashdown-Wald in East Sussex zu mieten. Wir packten das Auto mit Lebensmitteln, Merrydown-Cider und Drogen voll und fuhren da hin. Es war September, so dass wir auch noch reichlich Magic Mushrooms ernten konnten. Eine Woche später war das Songwriting erledigt und wir nahmen die Platte in nur einer Nacht im Alaska-Studio in London auf.

„Soberphobia“ (Upfront, 1986)

Mittlerweile spielten wir wirklich viele Konzerte und waren so viel unterwegs, dass wir eigentlich keine Zeit hatten, irgendwas aufzunehmen. Deshalb erschien „Soberphobia“, das „richtige“ Nachfolgealbum zu „Frogs“, auch erst 1986. Trapper hatte mal wieder persönliche Probleme und schaffte es sogar, im Zug nach London ins Studio, wo er seine Bassparts einspielen sollte, festgenommen zu werden. Ich weiß nicht, warum genau, es war ihm zu peinlich, es uns zu erzählen. Jahre später hieß es, es habe was mit ungebührlichem Verhalten auf der Zugtoilette und einem Kürbis zu tun gehabt, aber bestätigt hat das nie jemand.

„The $hit Factory“ (Rebel/Triple X, 1990)

Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger wurde die britische Popmusikindustrie von dem seltsamen Phänomen Stock, Aitken and Waterman dominiert, auch bekannt als „The Hit Factory“. Wir hielten es für eine spaßige Idee, eine Platte voller Popsong-Cover aufzunehmen. Was für ein genialer Witz! Leider hat den außer uns keiner kapiert.

„Cringe“ (Rebel, 1991)

Eines unserer schlechtesten Alben. Kaum gute Songs, die Enttäuschung über den Flop „The $hit Factory“, und dann auch noch die „I wish I wasn’t here“-Attitüde von Ogs sowie ein durch unsere eigene Gier bedingtes kleines Studiobudget führten dazu. Aufgenommen wurde es 1991 in den Boundary Row Studios in London. Der einzige Höhepunkt, an den ich mich von den Aufnahmesessions erinnern kann, ist die Einladung zu einer Party in der brasilianischen Botschaft. Nach einem etwas schlappen Start wurde die dann ziemlich wild, und alles war umsonst. Es war mein Glückstag, irgendwie funkte es zwischen mir und der brasilianischen Miss Penthouse Pet of the Year und wir trafen uns danach noch einige Male.

„Supermodels“ (We Bite, 1995)

Plötzlich war 1995 und irgendwann und irgendwie hatten wir unseren neuen Manager Henry Klaere getroffen. Der hatte auch den Plattendeal mit We Bite Records klargemacht. Ich erinnere mich noch genau, wie er das erste Mal im Chiswick Reach Studio in London auftauchte, um zu sehen, wie weit wir mit dem Album sind. [Diese Passage wurde auf Wunsch der betroffenen Person entfernt.] Es wurde dennoch ein super Album.

„Schwein Lake Live“ (We Bite, 1996)

Ende 1995 hatte Trapper die Band verlassen und Hans wollte nicht so richtig einsteigen, deshalb kamen Rum und A.D. Wir absolvierten unsere alljährliche Weihnachtstour durch Deutschland und schnitten die Show im Feierwerk in München am 12. Dezember mit. Eine „normale“ Weihnachtstour war das in diesem Jahr allerdings nicht, denn sie hatte schon im November begonnen und dauerte 25 Tage, ohne einen Offday. Ich bin nicht sicher, ob ich das heute noch durchhalten würde. Die Platte erschien dann 1996.

„Alien Pubduction“ (We Bite, 1998)

Fast forward nach 1997. Wir fanden uns in einem Studio in Frankfurt wieder. Rum und A.D. sind immer noch in der Band, und alles läuft bestens, bis auf einen alarmierenden Aspekt: das komplette Fehlen brauchbarer Songs. Wir feierten viel in Frankfurt, vielleicht hätten wir etwas härter arbeiten sollen. Wir beendeten die Arbeit an dem Album in den Esselle Studios in Brighton, und meine Tochter und die von Rum sangen bei „Big disappointment“ mit, und G.B.H. waren Gäste bei „I’m getting pissed for christmas“. Und ich erinnere mich noch gut daran, dass A.D. uns in Frankfurt gestand, dass er über eine Geschlechtsumwandlung nachdenke.

„A Foot Full Of Bullets“ (Locomotive, 2005)

Eine lange Wartezeit auf ein neues Album – und mal wieder neue Bandmitglieder. A.D. war gegangen, um seine/ihre Geschlechtsumwandlung zu machen, und Rum war auch raus. Neu dabei waren Paul H am Bass und Dave O’Brien an den Drums. Wir nahmen das Album in Ford, West Sussex auf und währen der Zeit dort verbrachten wir so manche Stunde im The Ship and Anchor-Pub. Unter den Stammgästen dort waren auch einige Beamte der nahen Haftanstalt. Das eine kam zum anderen und so wurden wir gefragt, ob wir nicht ein Konzert für die Insassen spielen wollten. Und obwohl uns eingeschärft worden war, dass wir bei der Gelegenheit weder Drogen noch Alkohol dabeihaben dürften, packten wir beides natürlich trotzdem ein. Bei der Neuauflage des Albums unter dem Titel „For A Few Bullets More“ sind als Bonus zwei Songs von diesem Auftritt enthalten. Man kann da gut heraushören, wie ich eine Dose Bier öffne und an einem Joint ziehe. Ich schätze, die werden uns nie wieder zu einem Gig dorthin einladen.

„That Shallot“ (Arising Empire, 2017)

Unser neues Album, im März 2017 in London aufgenommen, erscheint im September auf Arising Empire Records. Es ist das erste mit dem neuen Drummer Sam und dem neuen Bassisten Nick. Lars von RANCID und Olga von den TOY DOLLS sind als Gäste dabei. Gerüchten zufolge wurde für das Album ein James Bond-Titelsong gecovert und man hört mich und meine Freundin beim Sex, aber da ist sicher nichts dran. Aber um das genau zu wissen, muss man wohl noch bis September warten.