Punk Art #4: AKU!

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In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer, Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Arne alias AKU! aus Hamburg.

Bitte stell dich vor. Name, Alter, Beruf, Szeneaktivitäten, wie und wann zu Punk/Hardcore gekommen?

Ich heiße Arne, man kennt mich als AKU!. Ich lebe seit 1998 in Hamburg und arbeite seit 2000 als selbständiger Illustrator und Grafiker, seit einigen Jahren aber immer mehr als Motiondesigner. Meine Punkzeit fing irgendwann in den frühen Neunzigern an. Eigentlich habe ich zu der Zeit am liebsten den unmöglichsten Death Metal gehört. Mir wurde dann mal der „Soundtrack zum Untergang“, ich glaube es war Teil 2, untergejubelt und so kam ich immer mehr zum Punk. Dieser Sound hat mich echt überrascht und kaum hat mich irgendwas je wieder so musikalisch gefesselt das damals. Ich hatte immer den Drang, auch alles selbst auszuprobieren, was mich fasziniert, und so bastelten wir an Fanzines, für die ich unter anderem meine ersten Comics gemalt habe. Oder von meinem ersten Lohn – eine Woche Steineschleppen beim Straßenbau – habe ich mir dann Gitarre und Verstärker gekauft und spiele seitdem selbst in Punkbands. Heute mit ULF und früher mal mit KONTAINER oder MOTORMUSCHI.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?

Gezeichnet habe ich eigentlich schon immer. Als ich noch recht klein war, habe ich mich häufiger mit einem Freund getroffen und wir hockten in meinem Zimmer, haben Totenköpfe gemalt und dabei den Soundtrack von „Spiel mir das Lied vom Tod“ gehört. Das fanden unsere Eltern bestimmt süß. In der Schulzeit habe ich dann auf jede freie Fläche gemalt, die ich gefunden habe. Dabei sind immer irgendwelche Figuren entstanden und auch manchmal kleine Comics. Richtig aktiv wurde ich aber erst mit Computer und Zeichenbrett. Irgendwann habe ich angefangen, mal Illustrationen an Bands zu schicken, die ich gut fand, und daraus wurden dann kleine Auftragsarbeiten.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?

Seit ein paar Jahren nur noch digital. Das Zeichnen mit dem Grafiktablett spart einfach so viel Zeit und gerade bei Auftragsarbeiten, bei denen man immer mal wieder was ändern muss, ist das ein großer Vorteil, die Dateien direkt am Rechner bearbeiten zu können. Früher habe ich zwar alles noch auf Papier gemalt, aber die Zeichnungen dann eingescannt. Sie am Computer mit Farben bearbeitet, habe ich fast schon immer.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?

Eine Ausbildung in diesem Bereich habe ich nie gemacht. Ich wollte damals einfach nur Comics malen, diese im Copyshop kopieren und dann verkaufen. Da ich mich aber nie ganz für einen Stil entscheiden konnte und das Gefühl hatte, dass jede neue Seite besser gezeichnet war als die davor, sind leider nie komplette Geschichten fertig geworden. Da gab es mal so eine Schnecke, die sich nur von Eiweiß/Anabolika-Pulver ernährt hat und noch Jungfrau war. Die musste in einer WG wohnen mit einem Typen, der ständig Freunde zu Besuch hatte, und alle haben auf ihr rumgehackt. Kein Plan mehr, wie ihr Name war, aber sie kann froh sein, dass ich ihr erbärmliches Leben nie veröffentlicht habe. Später mit dem Computer wurden die Möglichkeiten und mein Interesse, damit zu arbeiten, immer größer. Vieles habe ich dann beim Job selbst gelernt. Manche Jobs wurden da auch schon mal etwas leichtsinnig angenommen, ohne so richtig einen Plan davon zu haben, wie das Produkt am Ende eigentlich geliefert werden muss. Aber die Fehler, die passiert sind, hielten sich zum Glück in Grenzen und ich habe daraus gelernt.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?

Ich war früher mal ein großer Comic-Fan. Peter Bagge oder Charles Burns hatten einfach den besten Zeichenstil und das auch noch gepaart mit wirklich lesbaren Geschichten. Dieser ganze Marvel- und DC-Kram war zu der Zeit schon mit unnötigen Computer-Lichteffekten versehen und den Storys konnte ich auch nie folgen. Ich glaube, gerade Schwarzweiß-Comics haben mich dann auch am meisten beeinflusst.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Falls ja, in welcher Form, als Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?

Originalbilder gibt es von mir wegen der Arbeit am Computer kaum. Ich hatte mal zwei Auftragsarbeiten, die ich dann mit Acrylfarben auf großen Leinwänden umgesetzt habe. Vielleicht tauchen die ja mal irgendwann irgendwo wieder auf. Ich habe auch mal zwei Zeichnungen bei eBay versteigert. Die eine Hälfte des Gewinns habe ich meinem Zahnarzt überwiesen und die andere Hälfte an „Kein Bock auf Nazis“ gespendet. Bis Ende letzten Jahres habe ich auch noch ein kleines Shirtlabel Fresse! betrieben. Aus zeitlichen Gründen musste ich da jetzt aber erst mal von ablassen. Restbestände kann man sich aber gerne bei der guten Tante Guerilla besorgen.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Beispielsweise für Bands oder Konzertveranstalter?

Wie schon erwähnt, habe ich anfangs meine Illustrationen einfach an Bands geschickt und daraus wurden kleine Aufträge. Irgendwann kamen dann immer mehr Leute und Bands auf mich zu und wollten, dass ich etwas für sie mache. Das war schon alles sehr cool, gerade wenn man mal was für eine Band machen konnte, von der man auch selbst Fan ist. MUFF POTTER zum Beispiel, für die ich nach und nach immer mehr Sachen gemacht habe – vom Shirtdesign bis zum Musikvideo im Comicstil. Oder MOTORMUSCHI, bei denen ich später auch Gitarre gespielt habe. Heute verdiene ich mein Geld aber fast nur noch mit Animationen für Explainer-Videos oder mit Grafikdesign. Für Bands zu arbeiten ist zwar eine schöne Sache, aber es ist wirklich schwer, damit immer über die Runden zu kommen, und so bin ich mittlerweile fast ausschließlich für größere Kunden tätig und mache leider nur noch selten Auftragsarbeiten für Bands, Labels oder kleine Buchverlage.

Was ist mit Ausstellungen? Gab es welche, wird es welche geben?

Eine Ausstellung habe ich noch nie gemacht. Dafür fehlen mir einfach die Originalzeichnungen, und mit digitalen Drucken fände ich das Ganze nicht so spannend. Obwohl, vielleicht wäre das ja mal was als Teil einer Ausstellung mit mehreren Leuten, für die man dann extra ein bis zwei Bilder erstellt.

Was gibt dir deine Kunst emotional?

Jede Illustration, Animation oder woran ich auch gerade arbeite, bestimmt meine Stimmung für diese Zeit. Wenn es gut läuft, tanke ich Kraft und bin ausgelassener. Es ist immer einfacher, morgens aus dem Bett zu kommen, wenn man gerade an was arbeitet, das Spaß macht, und wenn man schon eine Idee hat, wie es weitergeht. Wenn ich später ein Plattencover in den Händen halte oder ein Plakat mit meinen Illustrationen irgendwo hängen sehe, ist das nach wie vor immer noch ein cooler Moment. Die Arbeit mit dem, was einem so wichtig ist, kann aber auch umso mehr frustrieren, wenn sich Ideen zum Beispiel nicht so gut umsetzen lassen, wie man es sich vorgestellt hat, oder wenn man am Anfang erst mal überhaupt keine Ideen hat. Da darf man sich aber nicht entmutigen lassen. Am Ende kommt dann immer was bei raus. Manchmal einfach was anderes oder sogar noch etwas Besseres.

Deine Website?

Die findest du unter akupower.de. Ist heute sehr schlicht und reduziert auf die wichtigsten Arbeiten. Mit Facebook und Instagram tritt die eigene Website ja aber auch immer mehr in den Hintergrund. Früher hatte ich mal den Drang, alle paar Monate eine neue Seite zu erstellen. Das war wie so eine kleine eigene Welt, die ich mir da erschaffen habe. Da ging es nicht nur um meine Bilder, sondern fast schon mehr darum, überall irgendeinen Quatsch zu verstecken, alberne Hörspiele etwa. Oder mein imaginärer Praktikant hat gerne regelmäßig über mich abgelästert.

Welchen Künstlerkollegen würdest du gerne auch mal in dieser Artikelserie im Ox sehen?

Mir fällt da sofort Jochen Mönig aka Fritte aus Düsseldorf ein. Der macht viel Gestaltung für Siebdruckposter. Als ich damals begonnen habe, Auftragsarbeiten anzunehmen, hatte ich natürlich auch viele dumme Fragen. Da habe ich einfach mal Fritte angeschrieben, wie er das alles so handhabt, und der hat mir da sehr gut geholfen. Der hat bestimmt so einiges zu erzählen und seine Illustrationen mag ich natürlich auch. Seit einiger Zeit verfolge ich auch gerne die Arbeiten von Michael Hacker aus Österreich. Der hat einen wirklich tollen Comicstil und macht viele interessante Sachen.