SOPHIE CHARLOTTE RIEGER

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3 Fragen an Filmlöwin

Wenn Sophie Filme sieht, wird sie angesichts von Sexismus und Diskriminierung in der Filmwelt zur wahren Löwin. Ihre Kritiken und Gedanken lassen sich sowohl in Der Freitag oder auf ihrem Blog nachlesen. Drei Fragen über sexistische Kackscheiße an Sophie.

Oh wie toll, ’ne Frau in der Band!“, so oder ähnlich können Reaktionen auf Frauen im – bis auf wenige Ausnahmen – männerdominierten Musikspektrum ausfallen. Lassen sich Parallelen zur Filmbranche ziehen?

Filmemacherinnen stehen nicht im Rampenlicht wie Musikerinnen, sie „verstecken“ sich vielmehr hinter der Kamera. Tatsächlich gibt es ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen dem in etwa ausgeglichenen Geschlechterverhältnis unter den RegieabsolventInnen der Film-Unis und der Stellenbesetzung in der Film- und Fernsehregie. Die „Oha“-Reaktionen gibt es natürlich auch in der Filmindustrie, zum Beispiel als Maren Ade letztes Jahr „Toni Erdmann“ in Cannes gezeigt hat. Den Hype fand ich etwas verlogen. Trotz des guten Films schwang oft mit: „Krass, eine Frau macht einen richtig guten Arthaus-Film!“ Toll finde ich es immer wieder, wenn Frauen sich in männlich dominierten Berufen einfach durchsetzen und sich nicht einschüchtern lassen.

„Faustkampf und Feminismus“ umschrieb Der Spiegel Jakob Laas Film „Tiger Girl“ – kann das so stehenbleiben?

„Tiger Girl“ ist auf jeden Fall ein „emanzipatorisch wertvoller“ Film, weil wir Frauenfiguren abseits der klassischen Abziehbilder erleben. Wir dürfen die Heldin nämlich richtig scheiße finden. Sie ist fehlbar und entspricht absolut nicht dem niedlichen, um Perfektion bemühten Mädchenklischee. Sie nimmt dem weiblichen Publikum so den Druck, den überperfekte Heldinnen vermitteln. Ebenso ist es eine Metapher für die Entwicklung des Feminismus: Manchmal schießt er über das Ziel hinaus und macht sich damit unnötig Feinde. Insgesamt verstehe ich den Film eher als Zugeständnis, Wut zuzulassen und rauszuschreien. Sexismus macht mich auch manchmal ziemlich wütend und es gibt nichts Schlimmeres, als dann ein „Reg dich doch nicht so auf“ zu hören.

Gibt es einen Film, der all den desensibilisierten Banausen die Augen öffnen könnte?

Einen Film, der wie die rote Pille in „Matrix“ funktioniert und den Menschen die Augen für den omnipräsenten Sexismus in unserer Gesellschaft öffnet, habe ich leider noch nicht gefunden. Wir sollten daran arbeiten, wie wir Filme sehen. Einfach mal darauf achten, wer die Dialoge spricht und welche Rolle die Akteurinnen für die Handlung spielen, denn da läuft gehörig was schief. Es macht ja auch keinen Spaß, sich bei Filmen ständig über den inhärenten Sexismus zu ärgern. Da wären wir dann wieder bei der roten Pille: Es gibt kein Zurück, aber vielleicht ist es die Wahrheit trotzdem wert!