30 Jahre später: THE CULT - Electric (Beggars Banquet, 1987)

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„Electric“ ist das dritte Alben von THE CULT um Sänger Ian Astbury und Gitarrist Billy Duffy nach ihrem Pathos-beladenen Gothic-Manifest „Love“ (1985). Aufgenommen in den Electric Lady Studios in New York, die Jimi Hendrix 1970 gründete, wurde das Album unüberhörbar von Rick Rubin produziert. Sowohl Ian Astbury als auch Rick Rubin leben auf „Electric“ ihre Leidenschaft für LED ZEPPELIN ungehemmt aus. Beide kannten sich schon seit geraumer Zeit und Astbury war fasziniert von Rubins Produktion für die BEASTIE BOYS. Rick Rubin trieb THE CULT den Goth und Post-Punk aus und wagte den Spagat zwischen mehrheitsfähigem Hardrock, Neo-Psychedelic und den ersten Anzeichen dessen, was er etwa ein Jahr später auf dem Debüt von DANZIG umsetzte. Er sorgte auch für eine stärkere Fokussierung des Sounds, überzeugte Gitarrist Billy Duffy, seine Effektpedale zu Hause zu lassen sowie die Gitarrensoli zu kürzen und verlieh Ian Astbury einen deutlich dominanteren und druckvolleren Gesangspart. Oder wie Rick Rubin es ausdrückt: „I loved Ian’s voice, but the music had this meandering, New Wave softness. I wanted to feel it more. That was Electric’s goal: to connect with that rock energy.“

In „Aphrodisiac jacket“ findet sich der Blues von LED ZEPPELIN und im Albumhit „Love removal machine“ vor allem der Einfluss von AC/DC. In jedem Fall ist das Eröffnungsriff des Songs zeitlos gut und strotzt immer noch vor Energie. Das Album „Back In Black“ von AC/DC lief während der Aufnahmesessions ständig im Studio, und wenn man Ian Astbury Glauben schenken darf, schien Rick Rubin gerade von diesem AC/DC-Album enorm fasziniert zu sein. Im Song „Wildflower“ findet sich angeblich die Hookline von „The rock ’n’ roll singer“ von AC/DC wieder. Im Erscheinungsjahr von „Electric“ spielten THE CULT noch im Vorprogramm von Billy Idol in den USA und im August 1987 waren GUNS N’ ROSES Opener für THE CULT (im August 2016 waren THE CULT dann Vorgruppe von GN’R in Los Angeles).

„Electric“ enthält zudem eine Coverversion des STEPPENWOLF-Klassikers „Born to be wild“, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch von Rick Rubin, obwohl Ian Astbury nicht wirklich glücklich damit war. In den USA erhielt „Electric“ Platin. Welchen Status das Album für die Band hat, zeigte der Umstand, dass THE CULT im Jahr 2013 drei Monate auf „Electric 13“-Tour waren, auf der sie regelmäßig das gesamte Album live spielten. Die Phase von 1986 bis 1987, die THE CULT bei den Aufnahmen in New York verbrachten, einem Schmelztiegel, der, wie Ian Astbury oft betonte, zu dieser Zeit einen ganz anderen harten und teilweise offen aggressiven Charakter hatte, prägte die Band so sehr, dass sie für das Folgealbum „Sonic Temple“ (1989) den Song „New York City“ schrieben.