SCARRED RUNNING STONES

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Eine neue Art von Punk?

SCARRED RUNNING STONES sind ein Trio aus Berlin. Sie spielen Punk mit Rock- und Blues- sowie subtilen Oi!-Einflüssen. Die Songs sind heavy, mit eingängigen Riffs und fiesen Gitarrenattacken. Rob Aldi ist Sänger und Gitarrist, ein großer Skinhead-ähnlicher Typ, der im Grunde ganz anders ist, als er auf den ersten Blick scheint. Neben ihm steht Conna Ey, der eigentlich Gitarrist ist, hier aber Bass spielt. An den Drums sitzt Dave Nissin, ein tighter und präziser Schlagzeuger. Er ist der Neue und scheint den Sound zu perfektionieren, den Rob im Sinn hatte, als er die Band 2015 mit Tom Grunow, dem alten Schlagzeuger, gegründet hatte. Tom ist mit Conna und Rob auch auf einer 3-Song-EP zu hören, die einen frühen Eindruck von der Band vermittelt. Wenn man SCARRED RUNNING STONES schon ein paar Mal live gesehen hat, wird deutlich, dass sich die Band seither stark entwickelt hat. Aktuell arbeiten sie an einem neuen Album. Rob und Conna beantworteten meine Fragen.

Wie ging es bei euch los in Sachen Bands?

Rob: Meine erste Band war SYNTAX ERROR, eine Terror-Punk-Band. Wir starteten als dreiköpfige Rockband, aber ich wollte eher Rockmusik als Punk machen und etwas Neues anfangen. Also trennte ich mich von SYNTAX ERROR, und als ich 2015 Tom traf, hatte ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie der Sound sein sollte. Unser damaliger Bassist war aber noch ein ziemlicher Anfänger. Eines Tages brachte Tom einen alten Freund mit ins Studio: Conna. In dieser Session kam der Bassist nicht, also spielte Conna den Bass. Und es war verdammt geil! Der bisherige Bassist überließ ihm dann netterweise seinen Platz, ist aber bis heute noch ein guter Freund.

Woher kommt der Name SCARRED RUNNING STONES?

Rob: Es war eine Art Gefühl. Jeder hat da seine Erfahrungen gemacht in der Vergangenheit. Das klingt gut und beschreibt das Feeling des Sounds. Wir versuchen, stilistisch so ein Zwischending zu sein, weil ich auch ganz unterschiedliche Musik liebe. Ich mag deutschen HipHop, Blues, Punk und Hardcore, und bei uns ist es eine Mixtur aus allem. Es ist die Essenz von dem, was ich gerne höre, und ich mag einfach den Hardrock-Sound.

Wer war die erste Band, die dein Leben verändert hat?

Rob: Das wären DIE ÄRZTE. Bei ihnen ging es um viele Dinge, die nichts mit der Punkrock-Szene zu tun hatten, und alles, worüber sie sprachen, hat mich inspiriert. Wer sind die COMEDIAN HARMONISTS? Wer sind die SEX PISTOLS? Ich hatte keine Ahnung, also habe ich viel gelernt durch sie. Sie sind bis heute eine meiner Lieblingsbands, aber nicht die einzige.

Kannst du ein paar weitere Einflüsse nennen? Du hattest auch schon mal Eric Clapton oder BB King erwähnt ...

Rob: Ja, absolut! Eric Clapton und BB King sind fantastische Blues-Gitarristen, die ich liebe, und Chuck Berry ... Aber vor allem waren das DANKO JONES und TURBONEGRO, oder QUEENS OF THE STONE AGE. Und ich muss über MOTÖRHEAD sprechen. Das einzige Mal, dass ich sie live gesehen habe, war die letzte Show, bevor Lemmy starb. Ich hatte das ganze Konzert lang Gänsehaut. Für mich waren einfach die verschiedenen Gitarristen wichtig. Der erste war Farin Urlaub von DIE ÄRZTE. Ich weiß, er ist nicht der beste Gitarrist, aber er macht sein Ding und es funktioniert und ich liebe es. Dann habe ich bei DANKO JONES gesehen, dass man nichts Kompliziertes spielen muss, dass man kein Jazz-Gitarrist sein muss, um einen guten Sound zu haben und ein besonderes Gefühl zu erzeugen.

Was hältst du von der Berliner Punk-Szene?

Rob: Meine Wurzeln liegen in der deutschen Punk-Szene aus den Achtzigern, die ich liebe. Ich versuche, mich mehr mit der amerikanischen und britischen Punk-Szene zu beschäftigen.

Wie definierst du für dich „Punk“?

Rob: Jeder fragt sich ja, was ist Punk? Ist das überhaupt richtiger Punk? Bis dir irgendwann klar wird, dass es egal ist. Du kannst tun, was du willst, solange du dabei keinem anderen Schaden zufügst. Ich denke, „Punk“ ist man im Herzen, aber der Begriff „Punk“ hat seinen Sellout erlebt irgendwann in den Siebzigern oder Achtzigern.

Punk ist inzwischen schon über vierzig Jahre alt ...

Rob: Und was soll ich dir sagen? Punk lebt heute auch zum Teil im deutschen HipHop. Hier entsteht eine neue Art von Punk. Bands wie K.I.Z und SWISS UND DIE ANDERN sind verdammt geil, die Texte inspiriert von Bands wie TON STEINE SCHERBEN ... Wenn ich meinen Sohn ins Bett bringe, will er immer Platten von TON STEINE SCHERBEN oder Rio Reiser hören, er liebt seine Stimme, weil sie so voller Gefühl ist, beeindruckend!

Seht ihr euch als politische Band?[/b]

Rob:[/b] Nicht wirklich. Ich will keine Band mehr haben, bei der es in jedem Song um die die Polizei oder den Staat oder die Faschos geht. Für mich ist sowieso klar, dass ich all dem kritisch gegenüberstehe, aber ich will mehr Songs aus dem Herzen heraus schreiben, über das, was ich fühle. Es gibt aber ein paar Texte, die etwas darüber aussagen, wo ich politisch stehe und was ich denke. Aber ich glaube, Punks geht es um mehr, als nur „politisch“ zu sein. Ich will nicht der Lehrer sein und den Leuten sagen, was sie zu tun haben.