SIR REG

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Feiern, Trinken, ernste Themen

Die schwedische Band SIR REG um den aus Irland stammenden Brendan Sheehy ist die skandinavische Antwort auf FLOGGING MOLLY, DROPKICK MURPHYS und REAL McKENZIES. Soeben ist ihr neues Album „The Underdogs“ erschienen, und unsere Fragen dazu beantworteten Chris Inoue und Mattias Söderlund.

Euer neues Album heißt „The Underdogs“. Wikipedia sagt: „Ein Underdog ist eine Person oder Gruppe in einem Wettbewerb, meist im Sport und bei kreativen Arbeiten, von der allgemein erwartet wird zu verlieren“. Betrachtet ihr euch als solche Außenseiter?

Mattias:
Das ganze Konzept des Underdogs ist ein Konzept des Kampfes und der Entschlossenheit. Und so fühlen wir uns manchmal. Aber es ist ebenso ein Lied, das jedem gewidmet ist, der sich durch seinen Alltag kämpft, wie ein Schlachtruf und eine Erinnerung daran, dass man nie allein ist.

Alkohol kann Spaß machen, andererseits ist es eine schreckliche Droge, die Menschen und Familien zerstören kann. Einige SIR REG-Songs handeln vom Trinken und generell wird irische Folkmusik gerne assoziiert mit viel Whisky und Bier. Habt ihr irgendwelche „Alkoholregeln“ aufgestellt in der Band?

Mattias:
Ja, du hast recht, Alkohol verursacht viele Probleme. Ob als Freizeitdroge oder Teil der kulinarischen Palette, ist er in der ganzen westlichen Welt kulturell tief verwurzelt. Wenn man nach Frankreich fährt, probiert man Weine, in Italien Prosecco, in Schottland Whisky und in Deutschland oder Belgien Bier. Die Hauptsache ist, man trinkt immer mit Vernunft. Aber wenn man trinkt, anstatt sich um seine Angelegenheiten zu kümmern, braucht man Hilfe. Als Band geht es uns sowohl um das Feiern und Trinken als auch um ernstere Themen. Beides gehört zum Leben, und du weißt ja, ein Stückchen Zucker hilft, die bittere Medizin zu schlucken.

Chris: Unser Schlagzeuger Liss hat mir erzählt, dass es aktuelle Studien darüber gibt, wie viel Bier man trinken sollte, um das Beste aus einem Auftritt herauszuholen. Das sind drei Pints. Und ich stimme gern zu, dass das eine gute Anzahl vor jeder Show ist. Vielleicht ist es aber eher ein Durchschnittswert als eine Regel.

Ich habe Bands aus der ganzen Welt gefragt, warum sie Punk mit irischen Folk-Einflüssen spielen, anstatt sich auf ihre eigenen Folk-Traditionen zu besinnen. Was ist also falsch an traditioneller schwedischer Musik?

Chris:
Nun, unser Sänger Brendan ist mit irischem Folk aufgewachsen ... Also nichts gegen die schwedische Folklore, aber ich finde, dass die irische einfach viel fröhlicher, viel peppiger ist und auch besser zu unserem Musikmix passt. Schwedische Volksmusik ließe sich bestimmt hervorragend mit Metal oder Heavy-Rock kombinieren. Obwohl, wir haben aus Spaß schon mal überlegt, wie sich wohl ABBA-Songs im Celtic-Punk-Style anhören – ob wir das je umsetzen, ist aber eine andere Frage.

Mattias: Du musst mich schon mit der Pistole bedrohen, um mich dazu zu bringen, ABBA zu spielen. Klingt nach einer schrecklichen Idee. Es gibt einige Bands, die den Crossover aus Punk und schwedischer Volksmusik vollzogen haben. Vor allem DIA PSALMA und STREBERS, nur ist diese Art von Musik so eng mit ihrem Namen verbunden, dass man automatisch als Rip-Off-Band gelten würde, wenn man man etwas Ähnliches versucht. Es gab in den Siebziger Jahren aber einige Prog-Rock-Bands, deren Stilmix einen traditionelleren Touch hatte, wie KEBNEKAJSE und NOVEMBER.

Welche Beobachtungen habt ihr gemacht habt bezüglich der Unterschiede beim Publikum: Sind die Leute irgendwo langsamer, wenn es darum geht, eure Musik zu „verstehen“ und dazu zu tanzen, kapiert man sie in einigen Ländern überhaupt nicht, oder funktioniert euer Sound überall gleich gut?

Chris:
Wir beginnen unser Set in der Regel überall auf die gleiche Weise, unabhängig vom Land, mit einer Handvoll schneller, energiegeladener Songs, um uns und das Publikum in Schwung zu bringen. Später geben wir ihnen dann die Chance, Luft zu holen – und beenden den Gig mit einem Knall! Diejenigen, die uns in den letzten Jahren live gesehen haben, werden verstehen, was ich meine. Nach dem, was ich bisher erlebt habe, scheinen die Leute in Ländern wie Deutschland oder überhaupt in Mitteleuropa am unmittelbarsten auf unsere Musik zu reagieren – zumindest vermitteln sie diesen Eindruck. Die Schweden zum Beispiel sind im Vergleich dazu etwas zurückhaltender.