SHORELINE

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DIY 2019

Die aus Münster stammenden SHORELINE veröffentlichen im Juli ihr neues Album „Eat My Soul“ und sind davor und danach und gefühlt ständig auf Tour. Wie bekommt man das organisiert und geregelt als (noch) relativ kleine Band?

Wieviele Tage im Jahr seid ihr unterwegs?

Martin:
Im letzten Jahr haben wir rund sechzig Shows gespielt. Dazu kommen noch eine Handvoll Offdays und Tage für Rückfahrten. Also sicher 70 bis 75 Tage, die man unterwegs war. Dadurch, dass wir neben längeren Touren auch versuchen, fast jedes freie Wochenende, wenn es sinnvoll ist, zu spielen, fühlt es sich über das Jahr hinweg nach sogar noch mehr an.

Was ist euch so wichtig daran, was nervt, was ist super?

Hansol:
So viele Shows zu spielen ist immer noch der beste Weg, um Menschen mit deiner Musik zu erreichen. Live zu spielen und zusammen Musik zu machen stand immer im Mittelpunkt, das ist, wofür wir diese Band überhaupt machen. Dann ist es auch okay, wenn man mal neun Stunden am Stück in einem Van sitzt. Es ist super, dass wir auf diesem Weg so viele neue Freund*innen dazugewonnen haben. Da wir alle nebenbei noch studieren, muss unser restliches Privatleben manchmal ziemlich zurückstecken, das ist dann teilweise kompliziert. Das verlangt Freund*innen und vor allem Partner*innen echt viel Verständnis und Geduld ab. Daneben nerven eigentlich nur Staus und innerstädtisches Parken. Wenn man dann endlich was gefunden hat, schiebt man sein Equipment durch die halbe Fußgängerzone zum Club. Super fun, haha.

DIY-Tourbooking, wie geht das 2019?

Hansol:
Aktuell buche ich noch alle Shows der Band und das läuft genauso ab, wie man sich das wohl vorstellt. Das ist zu 99% Laptop-Arbeit, Mails verschicken, Routing planen etc. Die richtigen Leute zu finden, die in jeweiligen Städten Konzerte machen, ist meistens gar nicht so das Problem. Das Ding ist eher, ob sie dir antworten. Nach einer gewissen Zeit findet man sich aber in einem Netzwerk von Bands und Promoter*innen aus unterschiedlichsten Ländern wieder, die sich alle irgendwie kennen. Allgemein kann man sagen: DIY heißt 2019 vor allem auch zurückgeben, nicht nur nehmen. Wenn du selbst für Bands Shows veranstaltest oder versuchst, uneigennützig zu helfen, dann kommt viel dieser Hilfsbereitschaft auch zu dir zurück.

Habt ihr einen eigenen Bandbus oder mietet ihr?

Martin:
Wir genießen den Luxus, dass meine Eltern einen Van besitzen, den sie uns fast immer geben können. Ein Mercedes Sprinter, Baujahr 2002. In den passen genau sechs Leute mit Backline, Instrumenten und Gepäck rein. Wenn der mal nicht verfügbar ist, dann ist die verbleibende Option Mieten, wobei sich die Kosten dafür mittlerweile auch durch die Showgagen tragen können.

Wird der finanzielle Aspekt wichtiger mit der Zeit?

Hansol:
Klar, das ist ein Thema, das jede Band relativ früh einholt. Auch wenn wir das Glück haben, dass so was wie Van-Miete meistens wegfällt, eine Band zu sein ist ganz schön teuer. Studio, Vinyl- und CD-Herstellung, Merchandise, Artwork, Musikvideo ... Das kostet, auch wenn man so viel wie möglich selbst übernimmt, früher oder später schon eine Stange Geld. Aber mittlerweile ist es schon mehr als nur das Spritgeld, was bei uns rumkommt. Das, was da überbleibt, stecken wir uns dann aber nicht selbst in die Tasche sondern re-/querfinanzieren so den ganzen anderen Kram, den ich eben erwähnte. Mit der Unterstützung vom Label und auch von Einrichtungen wie der Initiative Musik funktioniert das alles irgendwie.

Wenn es bei euch mit dem Studium zu Ende geht, ist es nicht mehr so einfach, sich einen Monat am Stück frei zu nehmen und auf Tour zu gehen. Wie geht es weiter?

Hansol:
Die Studienzeit und ihre Freiheiten haben viele und lange Touren ermöglicht, das ist wahr. Auch wenn wir immer mit zwei Augen das nächste Thema im Blick haben, schielen wir natürlich schon ein bisschen auf die längerfristige Zukunft der Band. In diesem Jahr steht noch einiges bei uns an und wir sind selber gespannt, wo genau das jetzt hinführt. Vielleicht ist also dreimal zehn Tage touren statt dreißig Tage am Stück das Zukunftsmodell. Dazwischen dann trotzdem jedes Wochenende wieder auf die Autobahn. Ab einem gewissen Punkt sollte man auch nicht „zu viel“ spielen, im Sinne von zu oft in der gleichen Gegend sein. Ich denke, das wird sich einpendeln, was sich gut anfühlt und Sinn ergibt.