BONEHOUSE

Onward to Mayhem!

Vor kurzem legten die Nordlichter BONEHOUSE ihr viertes Album mit dem Titel „Onward To Mayhem“ vor. Wie von den Jungs nicht anders gewohnt, kommt der Longplayer mit einer kräftigen Punk/Hardcore-Brise um die Ecke und knallt dank großartiger Produktion sogar noch ein Quentchen besser aus den Lautsprechern als die bisherigen Releases der sympathischen und bodenständigen Truppe. Über die aktuelle Langrille, das im nächsten Jahr bevorstehende zehnjährige Bandjubiläum und die Frage, warum gerade der Norden unserer Republik solch grandiose Bands hervorbringt, unterhielt ich mich mit BONEHOUSE-Schlagzeuger und Zweitstimme Kalle.

Seit ich denken kann, seid ihr bei Earth A.D. Sicherlich habt ihr mit steigendem Bekanntheitsgrad schon Angebote von anderen Labels bekommen. Wie kommt es, dass ihr der Company treu bleibt?


Wir sind schon seit 1996 bei Earth A. D., und das auch gerne. Der Inhaber Christian Huber kontaktierte uns 1996, nachdem er unsere erste MCD ‘Symmetry Of Decadence’ gehört hatte. Seitdem arbeiten wir sehr gut zusammen und haben dank Christian schon einige CDs und Platten auf den Markt bringen können. Konkrete Angebote anderer Labels lagen kaum vor. Lemmy von Offenz Line lernten wir während eines Gigs im Düsseldorfer AK 47 kennen, und er war sehr interessiert an einer gemeinsamen Veröffentlichung. Wir wollten das Label nicht wechseln, haben aber zumindest eine Split-10“ mit den Kölner FYREDOGS bei ihm veröffentlicht. Christian lässt uns in solchen Sachen freie Hand und ist nicht sauer, wenn wir mal auf einem anderen Label ein Split-Release rausbringen – gute Voraussetzungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Ich kenne allerdings die Verhältnisse bei anderen Labels nicht und weiß auch nicht, ob sie ihren Bands ähnliche Freiheiten bieten. Wir sind sehr zufrieden mit Earth A.D., und es kann dort ruhig noch ein paar Jahre weiter gehen. Reich werden weder wir noch Christian; er kann froh sein, wenn die Unkosten überhaupt gedeckt werden. Manche Leute wollen das nicht glauben, aber es ist wirklich so. Eine Band ist manchmal schon ein recht teures Hobby. Aber so lange wir den Idealismus noch im Schädel haben, werden wir ihn auf der Bühne verteilen.

Eure neue Scheibe versprüht mal wieder eine unglaublich rohe Atmosphäre. Spielt ihr die Songs im Studio live ein, damit keine dynamischen Einbußen entstehen?

Die neue Platte haben wir wieder mit Ulf Nagel produziert, der auch alle anderen Scheiben – ausgenommen ‘Steamroller’ – aufnahm. Wir haben die Songs jedoch nicht live, sondern mit 16-Spur-Aufnahmetechnik eingespielt. Erst Drums, dann Gitarren plus Bass und zum Schluss Gesang und Background. Es wurden drei Rhythmus-Gitarren eingespielt. Mag sein, dass die Stücke dadurch etwas rauher klingen. Eigentlich nicht anders als sonst, nur haben wir uns mehr Zeit genommen. Im Vorfeld wurde wieder ein Demo aufgenommen, welches wir im Anschluss mit dem Produzenten durchgingen. Ulf kam mit guten Ideen und Einwänden an, die wir umzusetzen versuchten. Manchmal hat man aber seinen eigenen Kopf, und man muß ja auch nicht unbedingt immer auf andere Leute hören. Ich persönlich finde Studio-Aktivitäten nicht besonders spannend. Die anderen Bandmitglieder sind bei jeder Aufnahme so fasziniert, dass sie wohl am liebsten dort übernachten möchten. Ich hingegen bin jedes Mal froh, wenn ich meine Tracks eingespielt habe. Jeder Fehler ist sofort zu hören, und ich bin weiß Gott kein Perfektionist.

Deutschlands Norden scheint noch einige musikalische Perlen parat zu haben. Welche Combos gibt es außer SMOKE BLOW und euch noch in dieser Gegend zu entdecken?

Zu nennen wären da z.B. die CREETINS, zu denen wir ein gutes Verhältnis haben – überaus sympathische Zeitgenossen. Noch recht jung, dafür aber enorm fähig an den Instrumenten und schon durch Veröffentlichungen auf Vitaminepillen Records angenehm aufgefallen. Dann gibt’s noch ABGELEHNT, die straighten Deutschpunk mit guten, intelligenten Texten spielen und beste Kollegen sind, sowie SUBURBAN SCUMBAGS. Letztere werden angeführt von Ulf Nagel. Sie spielen nicht nur klasse Coversongs z.B. von FEAR, MENACE, DOA und LEWD, sondern warten in ihren eigenen Songs auch mit straightem, teils rockigem Punkrock alter Schule auf – nicht ganz unähnlich den eben erwähnten Coverbands. Eine weitere Band, die ich nennen möchte, sind TYPHOON MOTOR DUDES, die unser ehemaliger Gitarrist Hell G. vor ca. zwei Jahren aus der Taufe hob. Fetziger Punkrock ohne große Schnörkel, aber mit dem Quentchen Melodie in der richtigen Tonlage. Neben ihrer eigenen 10“ haben sie vor kurzem auf dem eingangs angesprochenen Label Offenz Line eine weitere Split-10“ mit den FYREDOGS rausgebracht.

Obwohl heutzutage jede Band „Nu Metal“ zu spielen scheint, seid ihr dem „Old School“-Stil treu geblieben. Sehr lobenswert, dass ihr anscheinend auf die schnelle Mark, pardon, den schnellen Euro verzichtet. Kann ich davon ausgehen, dass ihr auch privat mit LIMP BIZKIT, KORN und Co. nicht sehr viel anfangen könnt?

Der einzige in der Band, der sich so was mal antut, bin wohl ich. Einige der wenigen modernen neuen Musikstilarten, die mich ein wenig interessieren. Ansonsten haben wir alle natürlich auch verschiedene Musikgeschmäcker. Aber wenn du es ‘Old School’ nennen möchtest, gehe ich damit auch konform. Wir finden alle Gefallen an Bands, die in den Achtzigern ihre Glanzzeiten hatten. Unser Musikstil wird sich mit Sicherheit auch nicht grundlegend ändern. Das konnte man ja auch schon an den vorliegenden Releases sehen und hören.

Nervt es dich, dass ihr, obwohl ihr schon seit vielen Jahren kontinuierlich erstklassige Alben veröffentlicht und in Szenekreisen angesehen seid, noch keinen überregionalen Bekanntheitsgrad besitzt? Überlegst du manchmal, die ganze Sache hinzuschmeißen?

Danke für die nette Bewertung. Wir werden uns auch in Zukunft Mühe geben, erstklassige Alben zu veröffentlichen. Der bisher erreichte Status ist sicherlich noch ausbaufähig; daran arbeiten wir natürlich. Alles, was wir bisher erreicht haben, hat viel Blut und Schweiß gekostet, und wir werden nichts so einfach zu den Akten legen. Wir hatten bisher immer viel Spaß bei all den Gigs im Lande; egal, wie viele Leute vor Ort waren. Wenn möglich, spielen wir jedes Wochenende und geben wirklich immer 100 Prozent! Man ist immer auf die Veranstalter vor Ort angewiesen. Je mehr Werbung sie in Eigenregie für ein Konzert machen, umso stärker profitieren alle Beteiligten davon. Bald steht eine Vinyl-Ausgabe mit Klappcover unserer aktuellen CD auf dem französischen Hardcore/Punk-Label Mass Productions aus Rennes an. RAW POWER haben dort auch die Vinyl-Version ihrer aktuellen CD rausgebracht. Was liegt näher, als passend dazu in Frankreich auch einige Gigs zu absolvieren. Vincent von Mass Productions hat zumindest die nötigen Kontakte für dieses Vorhaben, und wir hoffen, dort einige Gigs spielen zu können.

Eure Shows sind eine Mischung aus brachialer Power und lockerer Atmosphäre, lassen aber – wie auch eure Platten – sozialkritisches Engagement zu. Werdet ihr manchmal missverstanden, oder vielmehr: Werdet ihr gar nicht verstanden, weil viele Leute vielleicht denken: „Das sind assige Spaßmacher, die nur Wert auf Parties und Co. legen“?

Missverstanden wurden wir noch nie. Jeder, der unsere Songs kennt, weiß, das wir unsere Texte ernst meinen. Dass sich darin natürlich hier und da mal Ironie verbirgt, dürfte klar sein. Man kann es nie allen recht machen, und das wollen wir auch nicht. In den Texten kriegt jeder sein Fett weg – aber wir wissen auch zu feiern. Wir haben auf ‘Onward To Mayhem’ endlich mit dem Titelsong und ‘My Definition’ zwei positive Songtexte untergebracht, die lediglich beschreiben, wie geil es ist, auf einem Konzert die Rübe zu schütteln und sich gehen zu lassen.

Im Norden und auch in anderen Regionen spielt ihr zwar immer wieder vereinzelte Gigs, aber eine Tour ist schon viel zu lange her. Wann kann man wieder mit einer ausgedehnten BONEHOUSE-Tour rechnen?

Eine Tour ist für den Herbst geplant. Genaue Daten kann man zu gegebener Zeit auf unserer Homepage erfahren. Und natürlich werden wir auch weiterhin regelmäßig viele einzelne Gigs im Land spielen. Es ist halt nicht so einfach, fünf Leute terminlich für einen längeren Zeitraum unter Dach und Fach zu bringen. Aber wie schon erwähnt, werden wir so oft wie möglich unsere Wochenenden dafür opfern, um möglichst viel zu spielen; am Besten dort, wo man uns noch nicht so gut kennt oder noch nicht oft gesehen hat. Es sind noch viele weiße Flecken auf der Landkarte, die wir noch nicht überrollt haben.

Was darf man angesichts eures zehnjährigen Jubiläums im nächsten Jahr erwarten?


So ein zehnjähriges Bandjubiläum kann man schon gebührend feiern, aber wir haben bis jetzt noch keine konkreten Pläne ausgetüftelt. Ob wir bis dahin eine neue CD fertig haben, ist auch sehr fraglich. Mit Sicherheit werden wir aber einen besonderen Gig hier in Kiel absolvieren, bei dem mit einigen Überraschungen zu rechnen ist. Unser Webmaster Tomas hat kürzlich etwas voreilig auf unserer Seite an die Fans appeliert, Songs auszusuchen, welche dann beim Jubiläum gespielt würden. Das wäre aber viel zu arbeitsaufwendig, und die meisten Songs vom Demotape und der MCD spielen wir überhaupt nicht mehr, zumal ein Teil der Band damals noch nicht dabei war. Wir werden lieber versuchen, neue Songs zu schreiben, und diese dann in gebührender Form vortragen; vielleicht auch schon auf CD oder Platte. Zur Zeit haben wir neue T-Shirt-Motive am Start. Unser Gitarrist Pete ist ein begnadeter Zeichner und hat wieder einmal ein cooles Motiv für das neue T-Shirt gezeichnet. Diese T-Shirts kann man direkt über uns beziehen.

Abschließend noch eine Frage von Ex-Trommler zu Trommler: Ist es nicht eine Qual, beim Schlagzeug spielen zusätzlich zu singen?

Ich spiele ja nun schon seit 1982 Schlagzeug, und den Gesang habe ich schon immer begleitend eingesetzt. Damals bei den SCAPEGOATS tat ich das auch schon, doch dann übernahm Ulf Nagel die Vocals. Mir macht es nichts aus, als Schlagzeuger ist man eh sehr schwer auf der Bühne auszumachen. So kann ich zusätzlich auf mich aufmerksam machen. Die meisten Parts übernimmt sowieso unser Sänger Philipp. Den Wechselgesang wollen wir bei einigen Songs auch in Zukunft beibehalten. Das verleiht ihnen die nötige Abwechslung.