BURNT BY THE SUN

Bananensplit und Sonnenbrand

So kann‘s gehen: Da fielen die vorangegangenen EPs der Krachcoreler BURNT BY THE SUN dem Staub meines Plattenkellers zum Opfer und nun sitze ich hier und bereite mich auf ein Interview mit besagter Band vor. Schuld daran ist das vorzügliche Volle Länge-Debüt „The Soundtrack To The Personal Evolution“ auf Relapse - und Grund genug, mal Allstar-Drumtier und Obersympath Dave Witte mit hart recherchierten Fragen zu löchern.

Moin Dave. Wie läuft‘s bis jetzt?


Moin, haha. Eins von drei Wörtern, die ich in Deutschland gelernt habe. Danke, dass du fragst, die Dinge laufen momentan großartig für mich, da ich die Möglichkeit habe, oft live zu spielen und das ist für mich die Hauptsache.

Ich hab dich letztes Jahr während der MELT BANANA-Tour im Fernsehen gesehen. Gab es da irgendwelche Sprachbarrieren oder sprichst du jetzt genauso perfekt japanisch, wie du Schlagzeug spielst?


Danke für die netten Worte, und ja, ich kann ein bisschen japanisch, insofern war es nicht so schlimm. Außerdem sprechen die MELT BANANAs recht gut englisch. Agata hatte diesen kleinen Computertranslator dabei, der dann und wann aushalf. Beim Spielen gab’s aber keine Verständigungsschwierigkeiten und ich habe diese Zeit echt genossen. MELT BANANA sind eine großartige Band.

Kennst du eigentlich den Film „Burnt By The Sun“ von Nikita Mikhalkov, der sogar 1995 den Oskar als bester fremdsprachiger Film bekommen hatte?

Witzig, dass du fragst, mein Mitbewohner hat sich den Film letzte Nacht ausgeliehen und wir werden den uns heute ansehen. Glaub es oder nicht, aber der Bandname hat nichts mit dem Film zu tun und wir wussten gar nicht mal, dass er existiert. Ich hab gehört, er soll ganz gut sein, mal schauen.

Nachdem ich eure EPs gehört habe, dachte ich: Wow, die Split-EP mit LUDDITE CLONE ist richtig geil. Aber euer Longplayer „Soundtrack to the Personal Revolution“ hat mich dann doch ziemlich beeindruckt. Habt ihr eure Arbeitsweise inzwischen irgendwie geändert?

Stimmt, wir haben seitdem so einiges geändert, schließlich waren das bei der Split-EP unsere ersten drei Songs, die wir bis dato hatten. Wir waren erst seit vier Monaten zusammen und hatten zu dieser Zeit einen anderen Gitaristen. Das gleiche gilt für die EP auf Relapse. Als Chris dann zu uns stieß, ging alles seinen natürlichen Weg – John und Chris spielten schon bei TIME´S UP zusammen – und die Songs gingen uns leichter von der Hand, wodurch alles wesentlich progressiver wurde.

Einige Metalzines fanden euch einfach nur „schrecklich“, während die Hardcorezines euch als „the next big thing“ bezeichnen! Zu welcher Szene würdest du BURNT BY THE SUN eher zählen?

Das ist ganz normal, würde ich sagen, nicht jeder mag, was wir machen. Am wichtigsten ist es jedoch für uns, dass wir mögen, was wir machen. Hauptsächlich spielen und schreiben wir die Musik für uns selbst. Es ist cool, dass uns die Leute als das nächste ‚große Ding‘ sehen und andererseits wieder merkwürdig, weil wir doch eigentlich nur ein Haufen von Typen sind, die das machen, was sie mögen.

Im Booklet von „The Soundtrack...“ befinden sich eine Menge Filmzitate. Inwieweit stehen die im Zusammenhang zum „Albumkonzept“?

Die Zitate sollen nur eine kleine Zusammenfassung der einzelnen Songs sein und was sie uns persönlich bedeuten. Merkwürdigerweise war das Album gar nicht als Konzeptalbum geplant. Erst bei der Produktion stellten wir fest, dass alles zusammenpasste.

Das Artwork von „The Soundtrack...“ scheint auch ins Gesamtbild zu passen – ein sauberes, steriles Layout, aber irgendwie auch nihilistisch. War das von euch geplant oder hattet ihr einfach nur einen guten Designer?


Adam Peterson und Scott Kinkade haben einen wirklich großartigen Job gemacht. Wir gaben ihnen den Titel des Albums und sie kamen mit der Filmidee. Wir einigten uns auf dieses Konzept. Das Design wurde erst kurz vor Ende der Aufnahmen in Angriff genommen. Wir waren so zufrieden mit unseren Aufnahmen, dass wir auch eine dazu passende visuelle Entsprechung in Händen halten wollten.

Irgendwie scheint es ziemlich trendy geworden zu sein, zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 30 Minuten einzuzimmern.

Wenn ich mir eine Platte zulege, will ich’s lieber kurz und knackig als zäh und flüssig habe. Ich schätze ‘ne halbe Stunde ist eine ordentliche Länge für aggressive Musik und bringt die Aussage besser auf den Punkt.

Im März ist die Compilation „Where Were You When“ deiner alten Band HUMAN REMAINS auf Relapse mit Demos, 7“- und EP-Material erschienen. Waren die alten Mitglieder bei der Auswahl der Tracklist involviert oder ist es einfach nur eine weitere „Letztes Lebenszeichen, um ein bisschen Kohle zu scheffeln“-Compilation?

Ehrlich gesagt, bin ich nicht so scharf auf dieses Teil. Ich glaube auch, dass HUMAN REMAINS nicht ihr eigentliches Potential erreicht haben. Es ist sicherlich keine reine Abzocke und wir haben alle gemeinsam die Trackliste diskutiert. Eine Menge Leute waren und sind – sieben Jahre zu spät, haha – immer noch scharf auf HUMAN REMAINS und haben ständig nach so einer Compilation gefragt. Eigentlich wollte ich diese Veröffentlichung nicht, aber nachdem ich darüber nachdachte, wäre ich als Fan ziemlich angepisst, wenn meine Lieblingsband so etwas nicht herausbringen würde.

Stehen irgendwelche Europatour-Pläne an? Ihr bräuchtet besonders hier in Deutschland keine Sunblocker und könntet mehr Bier konsumieren!

Hoffentlich 2003. Paulaner Hefe Weizen, yeah. Ich liebe die großartigen Biere Europas, insbesondere in Belgien, meiner Meinung nach die Heimat des besten Bieres.

Naja, danke für‘s Interview, und hoffentlich bis bald auf Tour!