SPRING RAIN

Raindrops keep fallin on my head

Es gab mal eine schöne Zeit, da produzierten einige Bands feine Alben mit einer Sorte Rockmusik, die sich aus der Schnittmenge von Hardcore, Noise, Emo, Melodie und Fortschritt speiste. HANDSOME gehörten dazu, auch TEXAS IS THE REASON, vielleicht noch SUNNY DAY REAL ESTATE zu „Diary“-Zeiten und allen voran natürlich QUICKSAND. Doch alle diese Bands haben sich schon vor geraumer Zeit aufgelöst, oder sind, im Falle von SDRE, in seltsame musikalische Gefilde abgedriftet. Nun gut, mit NEW END ORIGINAL und RIVAL SCHOOLS gibt es zwar Nachschub, doch irgendwie ist der Sound der Nachkommen nicht so wie früher. Der Fan vermisst den ureigenen Sound der „Originale“.

Zeit also für eine Band, sich dem Sound der alten Helden und Vorbilder anzunehmen. Ob das nun unoriginell ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt jedoch immer noch genug Leute, für die ein „Back And To The Left“ oder ein „Landmine Spring“, in der Disco des Vertrauens gespielt, das höchste der Gefühle ist. Warum sollte eine Band sich also nicht bemühen, diese Klientel zu befriedigen? Und warum sollte eine Band, die sich offensichtlich zum Kreis dieser Klientel zählt, nicht versuchen, so zu klingen wie die Vorbilder? Eben! Deshalb hier nun ein Porträt der holländischen Band SPRINGRAIN.

Die Band aus Rotterdam besteht aus vier Mitgliedern: Bassist Edwin und Gitarrist/Sänger Sammy, die beide einst bei den holländischen Krishna-Corern CRIVITS spielten, sowie Schlagzeuger Perry und der zweite Gitarrist Gareth. SPRINGRAIN wurden vor etwa zweieinhalb Jahren von Edwin und Sammy gegründet, die damals noch bei CRIVITS spielten. Doch da die Band fast am Ende war, entschloss man sich dazu, eine Emo-Band ins Leben zu rufen, allerdings vorerst nur als Side-Projekt. QUICKSAND mochten die beiden schon seit Jahren und als sie das Albumdebüt von TEXAS IS THE REASON hörten, wussten sie: So was wollen wir auch machen!

Es vergingen einige Wochen mit der Idee einer zweiten Band im Kopf. Irgendwann traf man dann auf Gareth, den man schon einige Male auf Konzerten gesehen hatte. Man kam ins Gespräch über Emo, QUICKSAND etc. und versprach Gareth, sich bei ihm zu melden, wenn die Idee einer neuen Band konkretere Züge annehmen sollte. Eigentlich brauchte man nur noch einen guten Drummer. Sammy kannte glücklicherweise aus seinen musikalischen Anfangstagen noch einen Typen namens Perry, der mittlerweile in der Punkband RAISE KAIN (sehr poppig und Emo-beeinflusst – sollte man auf jeden Fall mal anchecken) die Stöcke schwang. Man hielt ihn für den richtigen Mann, da er schlichtweg ein guter Schlagzeuger mit eigenen, tollen Ideen ist, der ideale Mann also für die „neue Band“. Perry sagte zu und SPRINGRAIN waren geboren.

Nach den ersten Proben hatte man, ehe man sich versah, die ersten Gigs in der Tasche und zwar quer durch Holland. Nach etwa einem halben Jahr entschloss man sich, ins Studio zu gehen und die ersten Songs aufzunehmen. Heraus kam dabei eine 7“ mit dem Titel „Tomorrow, That Will Be The Day“, die man auf dem schwedischen Label Better Communication veröffentlichte und die in kürzester Zeit ausverkauft war. Das Label gehört dem Bassisten und dem Sänger/Gitarristen der Band FRANKLIN LAKES, beide waren zu der Zeit auch bei LAST DAYS OF APRIL involviert. Man tourte infolgedessen mit ihnen durch Holland, Belgien und Deutschland, einige Monate später machte man sich mit FRANKLIN LAKES und ONLY IF YOU CALL ME JONATHAN auf durch Skandinavien. Auf dieser Tour kam man sogar in den Genuss, mit AT THE DRIVE-IN und Walter Schreifels’ RIVAL SCHOOLS zu spielen.

Danach nahm man eine Full-length-CD in Utrecht auf. Sieben neue Songs und ein altes Stück wurden eingespielt. Man verhandelt immer noch mit einigen Labels, wann und wo die Scheibe endlich veröffentlicht werden soll. Ansonsten schickt man sich an, in näherer Zukunft Europa zu betouren. Was andere Projekte angeht, gibt man sich relativ offen. Gitarrist und Teilzeitfrontmann Gareth ist die Band-Schlampe. Er mischt mit, wo er nur kann, egal ob´s um Hardcore, Metal oder Garage-Rock geht. Sammy hat just eine Old-School-Kapelle gestartet, die sich NORTH nennt. Angeblich klingen sie leicht nach BATTERY, haben aber ihren eigenen Stil. Bald soll es sogar eine 7“ von NORTH geben. Nachdem sich SPRINGRAIN mittlerweile als feste Band etabliert haben, wie sieht es da eigentlich mit dem Urgestein CRIVITS aus?

In den letzten Jahren war das Verhältnis innerhalb der Band ziemlich zerrüttet. Das fing damit an, dass Sänger Dennis immer seltener zu den Bandproben kam. Das führte bei Sammy zu dem Gefühl, dass etwas Neues hermuss, etwas Frisches, womit man das Tief bei CRIVITS überwinden könnte. Als SPRINGRAIN sich als Band etablierten, hatte es den Anschein, dass CRIVITS dem absoluten Ende nahe waren. Man diskutierte darüber, die Band auf Eis zu legen. Die Bandmitglieder wollten etwas Neues mit verändertem Line-Up aus der Taufe heben. Nach vielem hin und her entschloss sich Sammy, die Band zu verlassen, da Sänger Dennis ohne Entschuldigung überhaupt nicht mehr auftauchte. Dennis fing an, mit Drogen zu experimentieren, was die übrigen Musiker sehr enttäuschte, weil ein Mensch, den sie so gut kannten und der auf einmal mit langjährigen Prinzipien brach. Für manche mag das jetzt nicht ungewöhnlich klingen, doch CRIVITS waren eine Straight Edge-Band und in diesem Kontext hatte Dennis die Sympathien nicht gerade auf seiner Seite. Mittlerweile hat man sich ohne Sammy und ohne Dennis wieder vereint. SPRINGRAIN-Bassist Edwin hat derweil die Rolle des Sängers übernommen, schließlich ist er Dennis Bruder. Man nennt sich nun ONCE AGAIN und hat mit zwei Musikern von GUIDING LINE (die es ebenfalls nicht mehr gibt) Verstärkung bekommen. Hoffen wir das beste für SPRINGRAIN und ONCE AGAIN.