DEATH BY STEREO

Die Kalifornier DEATH BY STEREO haben kürzlich ihr zweites Album "Day of the death" veröffentlicht. Diesmal nicht auf dem Kleinlabel Indecision, sondern auf dem Minimajor Epitaph. Jetzt sollte das Quintett eigentlich langsam mal den Weg nach Europa finden, um den wirklich eigenständigen Mix aus Punk, Hardcore und einer extra Portion Metal auch auf deutschen Bühnen zu zelebrieren. Ich wollte mal nachhaken und sprach am Telefon mit Sänger extraordinaire Efrem Schulz...

Hi Efrem, wie geht es dir?


Ich war spät im Bett, habe aber gut geschlafen, mir geht es also sehr gut.

Wie spät ist es bei dir und wo bist du gerade?

Es ist 10:30 Uhr und ich bin bei mir zu Hause in Fullerton.

Bitte verrate mir zuerst, wo du deinen interessanten Namen her hast.

Das ist gar nicht so leicht. Mein Familie kommt zwar aus Mexiko, aber die Eltern meines Vaters kommen aus Deutschland, aus Berlin. Mein Name ist jüdisch und ich glaube, dass meine Eltern ihn aus dem Fernsehen haben.

Okay, Herr Schulz, wie lange existiert DEATH BY STEREO nun schon?

Seit etwa drei Jahren.

Seit drei Jahren erst? Bemerkenswert, wie ausgereift ihr klingt. Doch in Kontrast zu eurem ersten Album "If looks could kill I´d watch you die", das wie nichts klang, was ich je zuvor gehört habe, wendet ihr euch mit eurem neuen Album straighteren Hardcoregefilden zu. Ich denke, dies läßt sich schon alleine am Artwork erkennen.

Ja, das Cover mit diesem Konzert-Action-Foto ist schon recht typisch. Im Prinzip wollten wir uns diesmal aber einfach nur mehr um das Songwriting kümmern, soliden Stoff abliefern. Die Songs sind vielleicht etwas einfacher ausgefallen, gleichzeitig wollten wir aber auch unsere Metaleinflüsse ausbauen, du weißt schon, die Soli und so weiter.

Wer hat eure Musik zum größten Teil beeinflußt?

Oh, wow. Eine ganze Palette. In etwa alles von den BAD BRAINS bis IRON MAIDEN.

Also ist IRON MAIDEN wohl deine liebste Metalband, was meine nächste Frage gewesen wäre?

Definitiv (lacht).

Habt ihr vor, irgendwelche Coversongs einzuspielen und falls nicht, was würdest du wirklich gerne einmal covern?

Wir haben erst vor kurzem einen Coversong eingespielt und zwar für die "Punk goes Metal"-Compilation auf Fearless Records. Dafür mußten WHITE LION mit dem Song "Little Fighter" herhalten.

Kein IRON MAIDEN-Cover?

Live spielen wir manchmal "The Trooper". Aber was ich wirklich gerne einmal covern würde wäre ein Song von SLAYER, vielleicht "Angel of Death".

Mögt ihr Musikrichtungen, an die ich niemals denken würde, wenn ich eure Alben höre?

Mmh, wir alle in der Band mögen Jazz. Manchmal höre ich auch ganz gerne Country. Wir mögen halt allen Scheiß. Und auch, wenn wir nicht jeden Stil in unsere Musik miteinbeziehen, so ist unser Publikum schon jetzt sehr bunt gemischt. Da haben wir auf der einen Seite die Iro-Punks, dann die Hardcore-Kids und auf der anderen Seite erfreuen sich selbst die langmähnigen Metalheads an unserer Musik. Das ist manchmal echt ein wilder Haufen. Wir würden auch durchaus ganz gerne mal mit einer Metalband auf Tour gehen und vor einem reinen Metalpublikum spielen.

Wie seid ihr eigentlich von Indecision zu Epitaph gekommen?

Ein Typ, der mit mir bei Revelation gearbeitet hat, war auf Jobsuche und kam bei Epitaph unter. Bei der Arbeit hat er sich dann unser Album angehört und so kam es auch Brett Gurewitz zu Ohren. Ihm gefiel das wohl, und eines Tages rief Brett bei uns an und wir dachten, dass das ein Joke sei. Wir wollten das einfach nicht glauben und ein paar Tage später rief er wieder an. Naja, dann hat er sich eine unserer Shows angeschaut und meinte, dass er mit uns ein Album aufnehmen möchte. Wir konnten das echt nicht glauben. Wir waren sowas von glücklich.

Warum konntest du das nicht glauben? Da sind doch ein Haufen Bands auf Epitaph, die nicht annähernd so gut sind wie DEATH BY STEREO.

Danke schön! Aber auf gewisse Weise war die Sache fast ein Schock für mich. Ich war früher so großer BAD RELIGION-Fan und dann will Brett uns für sein Label haben. Oh Mann, das war echt ein Traum, der für uns in Erfüllung ging.

Was hat eigentlich der Hidden-Track auf eurem Album für eine Bewandnis?

Als wir im Studio waren, hatten wir diesen Gong dabei. Unser Drummer Tim Bender wußte ihn nicht zu gebrauchen. Es gab einfach keine Stelle auf dem Album, wo er gepasst hätte, oder die wir hätten passend machen können. Also haben wir einfach das Aufnahmegerät eingeschaltet. Tim schrei dann irgendwas von SLAYER und schlug den Gong. Wir haben das dann einfach ganz weit ans Ende gepackt.

Eigentlich muß ich zugeben, dass ich etwas enttäuscht war. Ich dachte, da erwarte mich noch ein weiterer Song und dann ist da nur dieser Scherz.

Exactly! (lacht)

Wer schreibt eigentlich die recht ironischen Lyrics eurer Songs?

Ich schreibe alle Lyrics. Ich betrachte die Dinge gerne aus einer sarkastischen Sichtweise. Die Message muß schon vorhanden sein, gleichzeitig will ich aber auch zeigen, wie lächerlich manche Dinge wirklich sind, wenn man mal in Ruhe darüber nachdenkt.

Mein liebster Song von euch ist übrigens "Sing along with the patriotic punks" vom ersten Album. Was ist dein Liebster?

Ach Gott! Äh, also live liebe ich es "Sticks and Bones" vom Erstling zu spielen und vom neuen Album mag ich wirklich gerne "Death for life".

Wer von euch hat vorher, bis auf euren Gitarristen Dan Palmer, von dem ich weiß, dass er bei EYELID war, sonst noch in irgendwelchen Bands gespielt?

Wir haben alle in kleinen, unbedeutenden lokalen Bands gespielt, die niemand wirklich wahrnahm. Aber wir waren schon immer alle miteinander irgenwie befreundet und jeder spielte mal hier und mal da mit. Paul und Jim waren in einer Band namens CLEANAXE, ich war in einer Band namens CLINT und unser Drummer Tim war in einer Band namens ONE EYE OPEN. Vielleicht kennst du ja die KIDS OF WHITNEY HIGH.

Die haben doch ein Album auf Mike Pattons Ipecac-Label veröffentlicht.

Ja, genau. Diese "Band", bestehend aus behinderten Kindern, wurde von seinem Lehrer zusammengestellt. Er war dort eine zeitlang Schlagzeuger bei den Kids, weil der Lehrer eine Back-Up-Band benötigte. Tim nahm den Job an und es war eine Weile wirklich spaßig. Ich habe mir die Shows gerne angesehen. Die Kids sind großartig.

Hast du eigentlich eine Gesangsausbildung genossen, oder hat sich deine wirklich nuancenreiche Sangesstimme von alleine herauskristallisiert?

Oh, das ist alles ganz natürlich gelaufen. Die habe nie so etwas wie Gesangsunterricht gehabt. Ich habe das Singen erlernt, indem ich zu anderen Platten mitgesungen habe.

Respekt! Wie alt bist du eigentlich?

26. Tim ist 28, Dan ist 26, Paul ist 22 und Jim ist mit 21 der Jüngste.

Wann können wir euch endlich live hier in Deutschland bewundern?

Wir versuchen nach Europa entweder im August oder September zu kommen. Das wäre das erste Mal für mich, und im Moment sieht es so aus, als kämen wir im Gespann mit GOOD RIDDANCE. Wir haben sie angebettelt, dass sie uns mitnehmen sollen. Aber eigentlich ist es fast egal, wer uns mitnimmt, Hauptsache, wir spielen in Europa.

Jetzt mal eine ganz andere Frage, die ich eigentlich gar nicht stellen möchte, weil ich selber nicht viel damit zu tun habe, aber bist du straight edge?

Nein, Paul ist der einzige in der Band, der straight edge ist. Allerdings muß ich zugeben, das ich die Bewegung ziemlich cool finde. Einige meiner besten Freunde sind s.e. und wir haben schon mit einem Haufen dieser Bands zusammengespielt. Das Ding läuft hier ziemlich tolerant ab, ob Edger oder nicht, wir kommen alle wunderbar miteinander aus. Da fällt mir übrigens gerade ein, dass ich schon vom Ox-Fanzine gehört habe, als ich noch bei Revelation gearbeitet habe. Die bekommen alle Magazine zugeschickt, damit sie wissen, was so los ist, und da ist mir das ein oder andere Heft in die Hände gefallen.

Wenn deine Großeltern aus Berlin kamen, kannst du da eigentlich etwas deutsch sprechen bzw. lesen?

Nein, aber mein Vater konnte es noch ein wenig. Als ich jünger war, hat er versucht mir Deutsch beizubringen, aber ich habe das nicht so ganz auf die Reihe bekommen. Ich bin trotzdem sehr interessiert.

Zum Abschluß noch eine Konfrontation. Und zwar bin ich der Ansicht, dass ihr teilweise Parallelen zu den Frickelmetallern SYSTEM OF A DOWN aufweist, gerade, weil deren Sänger Serj Tankian ebenfalls eine sehr ausgeprägte Stimme hat. Was sagst du dazu?

Oh yeah! Das ist eine grogartige Band! Ein Fan hat mir mal deren Album gegeben, kurz nachdem unseres heraus war und er meinte, ich solle mir das mal anhören. Das tat ich und ich dachte: "Hey, they are amazing". Ausserdem denke ich tatsächlich, dass wir einiges mit ihnen gemein haben. Also du bist nicht der erste, der mich darauf anspricht. Ich musste mir schon oft an den Kopf werfen lassen: "Hey, du klingst wie der Sänger von SYSTEM OF A DOWN", woraufhin ich antwortete, woraufhin ich antwortete "Oh, I´m not trying to copy, it´s just an accident!". Ich glaube, ich bin von Mike Patton und seinem Mister Bungle-Ding beeinflußt. Er hat da auch so eine gewisse Art zu singen, aber er ist der Beste: He screams so good and when he sings it´s perfect. Das ist jemand, zu der man als Sänger aufblicken kann.