FABSI & DER PEANUTSCLUB

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Ein Leben für die MIMMI’S

Bereits im letzten Ox kam Fabsi ausgiebig zu Wort und erzählte aus der langen Geschichte des Weser Labels. Doch da Fabsi nicht nur Plattenmogul ist, sondern schon viel länger auch Punk-Rock-Musiker, habe ich ihn noch einmal daraufhin interviewt. Bereits Ende der 70er Jahre trommelte er bei der Düsseldorfer Band ZK, um Anfang der 80er Jahre nach seinem Umzug nach Bremen dort die MIMMI’S ins Leben zu rufen. Inzwischen singt er bei FABSI & DER PEANUTSCLUB, was im Grunde genommen als Nachfolgeband der MIMMI’S anzusehen ist. Schließlich besteht der Großteil des Live-Sets der Band aus alten MIMMI’S-Songs. Nach ihrem Konzert im Hamburger Schlachthof plauderte ich mit Fabsi über die MIMMI’S früher, den PEANUTSCLUB heute und das, was morgen sein wird. Fabsi war übrigens vor vierzehn Jahren mein allererster Gesprächspartner für ein Punkrock-Interview, welches ich für meine damaliges „Unter Tage“-Fanzine mit ihm in Schwerte geführt hatte.

Kein Interview mit FASBI & DER PEANUTSCLUB, ohne zuvor über die MIMMI’S gesprochen zu haben. Wie fing das alles damals an?


Die MIMMI’S haben wir 1982 gegründet. Damals zuerst noch unter dem Namen SLIPEINLAGE, aber diesen Namen mochten wir alle nicht. Außerdem wollten wir eine Fußball-Single machen, und eine Fußball-Single unter dem Namen SLIPEINLAGE, das will doch keiner haben. Und dann waren wir in einem Nachtclub in Amsterdam, wo draußen ‘De Mimmi’ dran stand. Da sagte Elli, lass uns doch einfach DIE MIMMI’S nennen. So haben wir uns DIE MIMMI’S genannt. Der Anfang war allerdings das Konzept einer Mädchen-Band, bei der ich dann singe. ZK war inzwischen tot und ich nach Bremen gezogen, da kam mir diese Idee. Normalerweise waren in den Bands ja immer nur Typen und höchstens mal eine Sängerin wie bei BLONDIE. Und wir wollten das halt genau umdrehen. Doch mit der Zeit hat man gemerkt, dass das nicht klappt. Zu viele Frauen auf einem Haufen, geht einfach nicht gut. Die haben sich irgendwann nur noch angekackt. Wenn du fünf Frauen in einer Band hast, die zu fünf unterschiedlichen Zeiten ihre Tage kriegen und dann aufeinander losgingen, da wird man wahnsinnig. Das schlimmer als ein Hühnerhaufen. Da fängt die Schlagzeugerin was mit dem Mann von der P.A. an, die andere tanzt auf den Tischen oder flirtet an der Bar. Und dabei heißt es immer, Männer gingen auf die Pirsch und wären auf Groupies aus. Das trifft auf Frauen aber mindestens genauso zu. Als dann die eine oder andere die Band verließ, stießen halt auch Männer dazu.

War es für dich nicht komisch aus Düsseldorf, wo es ja bereits eine etablierte Punk-Szene gab, nach Bremen zu ziehen?

Nein. Schon alleine weil ZK neben Berlin am meisten in Bremen aufgetreten sind. Wir mochten Bremen, und für uns gab es immer das Bermuda-Dreieck Bremen-Hannover-Düsseldorf. Wir sind immer auf Konzerte in diese Städte gefahren. Außerdem fand ich Bremen damals super, weil das ganze Wall-Eck aussah wie London. Ich war ja immer ein London-Fan. Und da die Rüberfahrerei immer teurer wurde, war Bremen eine gute Alternative.

Die MIMMI’S waren eigentlich ja eine Funpunk-Band, bevor es die Schublade Fun-punk überhaupt gab.

Das war so, ja. Das war damals bei uns ja auch alles unpolitisch. In Hamburg zum Beispiel war die Szene immer schon sehr politisch. Bei uns war es aber so, dass wir auch Schlager und Oldie-Pop mochten. Deswegen hatten wir auch niemals das Bestreben, den klassischen Punk-Protest an den Tag zu legen. Das erste Mal, dass wir überhaupt was politisches gemacht haben, war 1986, als wir die ‘We are the Champions’-Tour gemacht hatten und bei einem Konzert in Dortmund plötzlich eine Massenschlägerei zwischen der Frankfurter Adlerfront dem rechten Flügel der Dortmunder Fans ausbrach. Wir hatten echt Glück in dieser Schlacht - die haben da Mollis in den Backstageraum geworfen - heile rauszukommen. Wir mussten uns da mit Stuhlbeinen den Weg frei prügeln. Ein Fascho-Terror ohne Ende. Das große Glück war, dass die einen Taxifahrer so dermaßen verdroschen haben. Der drückte dann auf den Notknopf, und plötzlich standen da die ganzen Taxifahrer und haben uns gerettet. Die Polizei traf erst viel später ein. Auf diese ganze Geschichte hin haben wir ‘Gebt den Faschisten keine neue Chance’ geschrieben. Daran wären die MIMMI’S aber auch beinahe zerbrochen, weil wir uns schon gefragt haben, ob wir so etwas machen wollen oder nicht.

Und genau zu dieser Zeit wurde aber Funpunk populär.

Genau. Und als wir da die ‘Festival der Volxmusik Tour’ mit SCHLIESSMUSKEL und den ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN gespielt haben, waren wir sozusagen das Zünglein an der Waage. Wir waren ja mit den TAUBEN eine der ersten Punk-Bands die nach der Maueröffnung im Osten eine Tour gemacht haben. Ich hatte ja seit 1986 durch das Label regen Verkehr mit Lutz Schramm von DT64 gehabt und viel Musik mit ihm getauscht, also noch zu DDR-Zeiten. Und als man dann später dort drüben trotz der ganzen Fascho-Warnungen gespielt hat, und die Leute darüber so glücklich waren, ging einem das ziemlich nahe.

Wie kam es denn dazu, dass ihr euch dann in FABSI & DER PEANUTSCLUB umbenannt habt?

Da war einfach ein Bruch. 1993 haben Elli und ich ein Kind im vierten Monat durch Fehlgeburt verloren, 1994 haben wir geheiratet, aber dann hat sich meine Mutter aufgehängt, die ZK-Mama. Eigentlich wollten wir gerade da eine neue Platte machen, aber dadurch brach für mich natürlich die Welt zusammen. Und wenig später standen Ellie und Silke vor mir und sagten, ich könne sie jetzt Die Mamas nennen, sie seien nämlich schwanger. Ellie hat ihr Kind wieder verloren. Da war dann alles aus. Plötzlich fehlte uns einfach die Sprache. Wir wussten gar nichts mehr zu sagen. Vielleicht suchten wir auch irgendeinen Halt, aber da war keiner. Niemand an den man sich damit wenden konnte. Da war es dann mit den MIMMI'S auch aus. Elli und ich haben dann später wieder Musik machen wollen, auch um das Ganze zu vergessen und wir wollten dann unter neuem Namen auftreten . Ein paar Freunde, Tex Morton und Andi Laaf, haben uns dabei geholfen. So haben wir dann FABSI & DER PEANUTSCLUB gegründet.

Gibt es denn außer dem anderen Namen auch einen musikalischen Unterschied zwischen dem PEANUTSCLUB und den MIMMI’S?

Eigentlich nicht. Die Emotionen, wenn wir da jetzt mit dem neuen PEATNUTSCLUB auf der Bühne stehen, das sind die selben wie bei den MIMMI’S. Es sagen uns auch viele Leute, es sei so wie die MIMMI’S. Deswegen überlegen wir auch, in Zukunft wieder unter dem Namen MIMMI’S zu spielen. Ellie, die ja jetzt nicht mehr fest mitspielt, fände das auch gut. Die hat inzwischen auch schon einen neuen Song geschrieben und spielt auch morgen beim 15-Jahre-Weserlabel-Festival fünf Songs mit. So wird auch eine neue Platte wohl unter dem Namen MIMMI’S erscheinen. Und die alten Alben werden wir vielleicht auch wieder neu auflegen.

Wie ist es denn überhaupt für dich, inzwischen zwei Frauen in der Band zu haben, die ja deine Töchter sein könnten? Rockt das?
Ja, und wie. Ich fühle mich aber auch nicht so alt. Als ich gestern in Cottbus einem sagte, als dieser mich fragte, wie alt ich sei, ich sei sechsundvierzig, wollte der das nicht glauben.

Wie wichtig ist denn heutzutage generell für dich noch das Musikmachen, so neben Beruf und Familie?


Als ich keine Musik mehr gemacht habe, fehlte mir einfach was. Das hatte auch Elli gemerkt und sie ermunterte mich, wie auch der alter Drummer Lars, wieder anzufangen. Durch die gemeinsame Tochter Gina, die ab diesem Jahr in die Schule geht, richte ich mich aber danach, wann Ferien sind oder die Aktivitäten werden aufs Wochenende gelenkt. Das Ganze ist inzwischen nicht mehr mein ganzes Leben, aber immer noch ein Teil davon.

Das heißt, es wird auch zukünftig noch einiges von dir zu hören geben.

Ja, wir werden neue Songs schreiben, eine Platte machen. In Österreich wollen wir touren, es gibt immer noch großes Interesse. Das ist total irre.