NERF HERDER

Foto

Cheese!

Was haben VAN HALEN, Courtney Love und George W. Bushs Tochter Jenna Bush gemeinsam? Sie alle standen Pate für jeweils einen Song dieser Band, in dem sie nicht wirklich gut davongekommen sind. NERF HERDER, eine Band, die sich hauptsächlich mit der eher weniger ernsten Seite des Lebens befasst. Dies beweisen die Südkalifornier auch auf ihrem dritten Album „American Cheese„, das genau wie der Vorgänger auf Honest Don’s erschienen ist. Im Gespräch mit Sänger und Gitarrist Parry Gripp konnte ich mich wieder mal persönlich davon überzeugen und bekam zu hören, wo die Verbindung zwischen Highschool, Frisuren der 80er und eben Käse liegt. Oder auch nicht...

Was hat es mit dem Titel des neuen Albums auf sich? Wie seid ihr von Mädels auf Käse gekommen, und wie wirkt sich das alles auf die Frauenwelt aus?


Der Titel des neuen Albums ist eigentlich ganz einfach zu erklären. Wir sind Amerikaner, und wir sind einfach ‚cheesy’. Das ist auch schon alles. So gesehen sind wir eine besondere Art amerikanischen Exports. Wir sind leicht verdaulich und schmecken gut. Müsst ihr probieren. Was die Mädels angeht, weiß ich nicht mehr, als vor zwei Jahren. Wie man Mädels trifft, ist eigentlich einfach, man trifft sie überall. Das Problem liegt darin, ein zweites Date zu kriegen, und vor allem das zu bekommen, auf das man ja eigentlich aus ist, auf Sex. Da habe ich immer noch keine Ahnung, vielleicht ja mit diesem Album. Denn Frauen mögen Käse, sonst hätten wir nicht zugegeben, dass wir ‚cheesy’ sind und hätten auch das Album nicht so genannt.

Gibt es Unterschiede zum Vorgänger was die Arbeit und die Aufnahmen angeht?


Beim letzten Album hat es lange gedauert, bis es fertig war. Wir haben lange an den Songs gearbeitet, dann saßen wir lange im Studio rum und haben uns Zeit gelassen mit den Aufnahmen. Wir haben jeden Song tausendmal aufgenommen, haben jede Note einzeln eingespielt. Irgendwann kam ich mir dann nur noch wie eine Laborratte vor. Aber dafür hatten wir viel Zeit im Studio und konnten uns zurücklehnen. Am Ende ist das ein sehr teures Album geworden. Beim neuen Album wollten wir das Ganze straffen und alles vereinfachen. Es sollte billig sein und billig klingen. Ersteres haben wir geschafft, beim zweiten Punkt bin ich mir nicht so sicher – das geht wohl noch schlechter. Die Songs waren ziemlich schnell fertig und im Studio haben wir uns dann beeilt. Einige der Songs auf der CD sind First Takes, die wir dann einfach so gelassen haben. Angus Cooke hat da gute Arbeit geleistet. Und ich war die ganze Zeit betrunken. Ich weiß nicht, ob das oder unsere Arbeitsweise bei diesem Album dafür verantwortlich sind, dass es etwas rauher klingt und irgendwie mehr rockt. Wird wohl was von beidem sein.

Wie kommt es, dass sich auf dem neuen Album drei Songs befinden, die es schon mal in anderen Versionen zu hören gab?

Na ja, weißt du, wir sind nicht die fleißigsten. Und so geniale Songs schreibt man nur einmal im Leben. Die muss man dann immer wieder benutzen. Irgendwann sind uns die Ideen ausgegangen und wir brauchten noch Material für das Album. Also mussten wir alte Songs neu aufnehmen. Übringens, der Drumbeat zu ‚Welcome To My World’ ist derselbe wie bei ‚Down On Haley’ von unserem ersten Album. Ich hab nur neue Musik darüber geschrieben. Bei ‚Cashmere’, ‚Jacket’ und ‚Defending The Faith’ waren wir noch fauler und haben sie einfach nur neu eingespielt. Nein, der wahre Grund ist der, dass wir diese Songs sehr mögen, bisher aber nicht dazu gekommen sind, sie in einer richtig guten Version einzuspielen. Sie gehen teilweise auf unsere Demos zurück, aus denen dann ‚How To Meet Girls’ entstanden ist. Das war die Zeit, als wir noch bei Arista waren, die aber ständig mit unseren Demos unzufrieden waren. Als wir dann zu Honest Don’s gewechselt sind, haben wir einige der Songs für das Album aufgenommen, andere aber nicht. So wären beinahe diese coolen Songs im Verborgenen geblieben, weil Arista damals verhindert haben, dass sie das Licht der Welt erblicken. Als wir Material zum neuen Album geschrieben haben, fielen uns diese alten Songs wieder ein, da sie nach wie vor sehr gut sind, und wir haben uns ihrer erbarmt. Jetzt gefallen mir die neuen Versionen von ‚Jacket’ und ‚Cashmere’ besser – das ist bereits die dritte von ‚Jacket’. Ich glaube, wir sollten noch mindestens fünf aufnehmen.

NERF HERDER-Songs handeln meistens von den klassischen Highschool-Themen, es geht immer um irgendwelche Mädels, die beliebten Kids und die Außenseiter. Du hast mal gesagt, dass deine Highschool-Zeit so lange zurückliegt und dass du eventuell eines Tages wieder zur Highschool müsstest, um neue Ideen zu bekommen. Wie sieht es momentan aus?

Stimmt, wir sind nicht mehr die Jüngsten, aber wenn man junge Mädels kriegen will, dann muss man sich mit Highschool-Themen beschäftigen. Momentan habe ich noch genug Inspiration aus meinen eigenen Schultagen. Außerdem besuche ich oft die Highschool in meiner Nähe und schau mir das Training der Cheerleader an. Das ist sehr interessant und man sammelt neue Ideen. Und man kriegt einiges zu sehen. Sollten mir irgendwann allerdings die Ideen ausgehen, dann müsste ich wohl wirklich zurück zur Schule. Oder anfangen, Songs für alte reiche Witwen zu schreiben.

Worum geht es in „New Wave Girl„? Ist der Song eine Hommage an deine eigene New Wave-Zeit?


Ja, es geht um ein Mädchen, das ich damals kannte. Außerdem wollte ich mich endlich outen. Bei unserem letzten Album war überall in den Kritiken zu lesen, dass es voller versteckter Huldigungen an die 80er sei und dass wir womöglich alte Typen sind, die in dieser Zeit feststecken. Und, ja, ich bin ein alter Typ und ich stecke noch immer in den 80ern. Deshalb wollte ich zu meinem Coming Out ein passendes Lied schreiben. Ich habe New Wave gehört. Ich höre das immer noch. Okay, es gab auch peinliche Sachen wie die Frisuren. Andererseits wäre ich mittlerweile froh, wenn ich noch so eine Frisur hätte, denn mir gehen langsam die Haare aus.

Ihr habt gerade ein Video zum Song „Mr. Spock„ gedreht. Geht es in dem Lied um den Vulkanier, und wie ist das Video geworden?

In dem Lied geht es mehr um eine junge Frau, die ich mal kannte. Wie immer. Das Video ist unsere Version einer Star Trek-Folge, die nie ausgestrahlt wurde. Du siehst uns als Hauptdarsteller auf der Brücke der ‚USS Nerf Herder’, unserem eigenen Flaggschiff. Ich laufe natürlich in einer gelben Uniform rum, die anderen alle in blauen. Am Anfang ist noch jemand in einer roten Uniform auf der Brücke, der Keyboard spielt, aber er stirbt natürlich beim ersten Angriff. Wie in der richtigen Serie. Da haben wir uns dran gehalten. Ansonsten fliegen wir durchs All, werden angegriffen und spielen. Hätten sie damals diese Folge ausgestrahlt, wäre die alte Star Trek-Serie nie wegen mangelnden Erfolgs abgesetzt worden. Das hier ist einfach der Knüller!

Der Song, mit dem man euch am meisten in Verbindung setzt, ist wohl die Titelmusik zu „Buffy„. Fängt das irgendwann an zu nerven, und kannst du überhaupt noch Fragen dazu hören?

Nein, das nervt eigentlich nicht. So haben wir höchstens ein paar Fans mehr dazubekommen. Und Goth-Kids, die zu unseren Shows kamen, als die Serie angelaufen war. Mit Plastik-Beißern! Ich glaube, der Song war eine Hymne für 13-jährige Goth-Kids. Ich mag den Song, und ich finde die Serie eigentlich selber ziemlich interessant. Ab und zu schau ich sie mir sogar an. Das Traurige ist, dass mir die Titelmusik nichts bei der Hauptdarstellerin gebracht hat.
Schade.