PSYCHOPUNCH

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Schweden-Rock abseits des Hypes

Mit ihrem vierten Album „The Pleasure Kill„ auf White Jazz Records im Gepäck kamen die schwedischen PSYCHOPUNCH nach Deutschland auf Tournee. Den Abschluss dieser Reise durch unsere Republik bildete ihr Konzert im Hamburger „Molotow„, bevor es am nächsten Tag wieder zurück zu Wasa und Elchen ging. Bei dieser Gelegenheit schnappte ich mir zusammen mit meinem Fotografen Christoph Schweitzer die Band, um via Interview und Foto-Shooting eine aktuelle Bestandsaufnahme zu machen. Das Interview führte ich mit JM (Gesang & Rythmusgitarre) und Joey Canon (Leadgitarre & Backings). Für die spätere Fotosession gesellte sich dann auch noch der Rest in Form von Peppe Flesh (Drums & Percussions) sowie Mad Mädz Starsky (Bass & Backings) dazu.


Bitte stellt zuerst einmal kurz die Band für unwissende Leser vor.


Peppe: Wir haben gerade unser viertes Album veröffentlicht. Angefangen hat alles vor fünf Jahren, weil all die Bands, in denen wir zuvor gespielt hatten, langsam aber sicher den Bach runtergingen. Wir kamen alle mit verschiedenen musikalischen Backgrounds zusammen und wollten mal sehen, was man damit so machen kann. Wir beide kommen aus der Punkrock-Szene, die anderen spielten zuvor in der Biker-Rock-Band THE WILDBUNCH. Wir haben also versucht aus diesen Einflüssen unseren eigenen Stil zu kreieren, ohne dabei in dieser Hot-Rod-Punk-Schiene oder wieder beim Biker-Rock zu landen. So entstand eine Mixtur, der wir bis heute treu geblieben sind.

Und in diesen fünf Jahren habt ihr es immerhin schon auf vier Alben gebracht. Kleine schlechte Ausbeute.


JM: Ja, aber was soll man machen? Wir schreiben ständig neue Songs, und die besten davon wollten wir natürlich auf einer Platte veröffentlichen.
Peppe: Wir haben damals ein Demo mit sieben und eines mit zehn Songs aufgenommen. Da hatten wir dann die Stücke fürs erste Album schon komplett fertig vorliegen. Mich überrascht es aber manchmal auch, was wir bereits für ein Output haben. Aber das lief immer so gut ab. Wenn wir uns vornahmen, ein neues Album zu machen, haben wir zwei Monate lang an den Songs geschrieben, um sie danach aufzunehmen. Aus dieser Sicht haben wir in der Tat bislang einen effektiven Job gemacht.

In den letzten Jahren wurde die Erde ja faktisch mit skandinavischen Rock-Bands überflutet. Was unterscheidet PSYCHOPUNCH vom Rest?


Peppe: Also zuerst einmal waren wir nie so an diesem, wie es die Leute nennen, Action-Rock interessiert. Wir sind da viel mehr im 70er Punk-Rock verwurzelt und mischen das dann mit dem Sound von Bands wie MOTÖRHEAD. Einflüsse, wie sie viele andere Bands zurzeit haben, von STOOGES, MC5, KISS und LYNARD SKYNARD lassen wir dagegen weitestgehend außen vor. Bei uns zählen da mehr die SEX PISTOLS und RAMONES. Vielleicht steckt dadurch ein bisschen mehr Wumms in unserer Musik.

Glaubt ihr denn, dass euch dieser Scandinavian-Rock-Hype für eure Popularität geholfen hat? Zum Beispiel, um an einen Plattenvertrag zu kommen?

JM: Also ich glaube nicht, dass es uns geholfen hat, einen Deal an Land zu ziehen. Den hätten wir so oder so bekommen. Für die Popularität war es aber sicherlich hilfreich. Alleine dadurch, dass überall über skandinavische Musik gesprochen wird.

Langsam aber sicher hat sich aber genau dieser Hype tot gelaufen. Glaubt ihr auch, dass die Leute inzwischen nicht gelangweilt abwinken, wenn sie wieder eine Kick-Ass-Platte aus Skandinavien vorgesetzt bekommen? Könnte es dadurch vielleicht nicht auch für euch schwieriger werden, wenn der Hype erst einmal wieder abgeflaut ist?

JM: Glaube ich nicht. Ich meine, wir haben ja nichts gegen Bands wie die HELLACOPTERS und THE HIVES, aber wir klingen nicht wie sie. Viele Bands springen auf diesen Zug auf und für die könnte es nach dem Hype schwer werden.
Peppe: Diese Bands werden aber auch nie so erfolgreich werden, wie die HELLACOPTERS oder HIVES, weil sie eben nur einen Stil kopieren. Und deshalb bleiben sie immer Unterground-Bands ohne große Erfolge im Mainstream. Doch ich glaube, dass wir nicht in diese Schublade gehören. Dazu arbeiteten wir zu hart daran, unseren eigenen Sound zu finden. Es freut mich immer, wenn Leute uns sagen, dass sie noch keine Band wie uns gehört haben.

Ihr seid ja inzwischen das vierte Mal auf Deutschland-Tour. Was ist daran anders als in Schweden Konzerte zu spielen?

Peppe: Als Band erfährt man hier viel mehr Respekt. Es kommen mehr Leute zu den Konzerten um ihren Spaß zu haben. In Schweden spielt jeder in irgendeiner Rock-Band und steht dann nur in der Ecke und sagt, dies und das würde ich aber besser machen.
JM: Außerdem haben wir in Schweden sehr wenige Rock-Clubs. Und die Bierversorgung für die Bands ist in Deutschland auch viel, viel besser.

Euer neues Album wurde von Thomas Skogsberg produziert. Was macht ihn besser als andere Produzenten?

Peppe: Er läst den Bands sehr viel Freiraum für die eigenen Vorstellungen und redet einem nicht ständig in alles rein. Außerdem konnten wir unsere komplette eigene Backline benutzen. Zwar besteht auch das Risiko, dass die Leute dadurch eine weitere Band wie die HELLACOPTERS erwarten, andererseits ist der Name Skogsberg inzwischen zu einem Qualitätssiegel geworden.

Wie wichtig ist für euch das Outfit und das dadurch transportierte Image der Band?

Peppe: Eigentlich gar nicht. Wir tragen halt das, was wir immer tragen. Lederjacke, Jeans, Boots und ein T-Shirt. Mit dieser Poser-Schminke haben wir nichts am Hut. Vielleicht ist unser Image, dass wir kein wirkliches haben.

Glaubt ihr, eine gute Rock’n’Roll-Band kann ohne die Klischees von Sex and Drugs auskommen?

JM: Nein. Aber trotzdem wollten wir nie Texte über Autos, Drogen, Frauen und Flammen schreiben. Wir versuchen, alltägliche Geschichten in unseren Texten zu verpacken.