AFI

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Alles föllig ivel

AFI haben mit „Sing The Sorrow“ ihr bislang reifstes Album veröffentlicht, das für eine Sensation gesorgt hat, als es in der ersten Woche auf Platz 5 der Billboard-Charts stieg. Die Band aus Nordkalifornien hat ihr bisheriges Label Nitro Records verlassen und bei Spielbergs Dreamworks Records unterschrieben. Anfang Februar haben AFI zwei Shows in England gespielt, und ich habe die Gelegenheit genutzt, mich mit dem Bassisten Hunter Burgain telefonisch über das neue Album zu unterhalten.


Euer neues Album „Sing The Sorrow“ ist seit April erhältlich. Seit dem ersten AFI-Album war die Zeitspanne zwischen „Sing The Sorrow“ und dem Vorgänger „The Art Of Drowning“ die längste, die es zwischen zwei Platten gab. Was war diesmal so anders, als in der Vergangenheit?


Nun, wir haben für dieses Album insgesamt fast ein Jahr gebraucht. Dabei dauerte es am wenigsten die Songs zu schreiben, denn viele von ihnen waren schon direkt nach ‚Art of Drowning’ entstanden. Statt aber wie bisher gleich die Songs einzuspielen, haben wir uns erst einmal für drei Wochen für eine Pre-Production eingeschlossen, was für uns etwas vollkommen neues war. Wir haben die Songs als Demoversionen aufgenommen und haben dann geschaut, wie es klingt und wo man noch was machen müsste. Butch Vig und Jerry Finn, die beiden Produzenten, sind zu uns an die East Bay gekommen und dann haben wir gemeinsam die Resultate der Pre-Production ausgewertet. Danach sind wir dann für drei Monate nach Los Angeles, wo wir das Album aufgenommen haben. Uns war wichtig, das möglichst beste Album zu machen. Und wir sind alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich glaube, wer davon besonders profitieren konnte, ist Davey. Zum ersten Mal hat er keinen gewaltigen Zeitdruck für die Aufnahme seines Gesangs gehabt, sondern konnte sich mehr darauf konzentrieren, und ich glaube, das hört man auch auf dem Album.

Du hast gerade die beiden Produzenten erwähnt. Bislang habt ihr alle Aufnahmen selber produziert, und nun gleich zwei Starproduzenten. Wie war es mit zwei solchen Größen zu arbeiten? Wie habt ihr beide dazu gekriegt das Album zu co-produzieren? Soweit ich weiß, hat das bisher keiner von beiden gemacht.

Da hast du Recht, das war für beide absolutes Neuland. Aber das war auch die Herausforderung, die sie gereizt hat. Für uns war es in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Zum einen haben wir bisher nicht mit einem Produzenten gearbeitet, sondern waren für alles selber verantwortlich. Das wollten wir für ‚Sing The Sorrow’ unbedingt ändern. Wie wir auf Butch und Jerry gekommen sind, ist eine lustige Geschichte. Dreamworks fragte uns, wen wir denn gerne als Produzenten hätten. Wir haben lange darüber nachgedacht und eine Liste angefertigt, auf der die beiden auf den ersten Plätzen standen. Dann haben wir bei ihnen einzeln angefragt, und beide haben aufgrund voller Terminkalender abgesagt. Als es dann darum ging, andere Leute zu finden, haben sich beide auf einmal bei uns gemeldet, weil die geplanten Projekte nicht mehr stattfinden sollten, und beide wollten mit uns zusammenarbeiten! Also dachten wir, wir müssten uns zunächst entscheiden. Doch dann kam die Idee, sie zu Fragen, ob sie denn vielleicht zusammenarbeiten wollten. Das kam für sie überraschend, aber sie haben sofort zugesagt. Es war eine großartige Erfahrung mit ihnen im Studio zu sein. Beide verstehen ihre Arbeit einfach perfekt und haben uns geholfen, das Album aufzunehmen, das in unseren Köpfen steckte.

Wie sehen eure Erwartungen aus, und was für eine Rolle spielt Dreamworks dabei? Schließlich habt ihr ja zwei Produzenten, die schon einigen Bands zu großem Erfolg verholfen haben ...

Wir hoffen die nächsten zu sein, deshalb haben wir sie ja auch engagiert, haha. Nein, ernsthaft, wir hoffen, dass das Album gut ankommt und freuen uns damit auf Tour zu gehen. Alles andere wird sich zeigen. Wir sind erst einmal sehr glücklich über das Ergebnis von ‚Sing The Sorrow’ und hoffen, dass es den Leuten da draußen genauso gut gefallen wird. Unsere Erwartung ist die, dass unsere Fans das Album positiv aufnehmen und sich mit ihm auseinandersetzen können, und dass es vielleicht bei anderen Interesse an AFI weckt ... Was Dreamworks angeht, so unterstützen sie uns und wir fühlen uns sehr wohl. Denn sie erzählen uns nicht, was sie erwarten, sie versuchen nicht, uns in irgendetwas zu verwandeln, was wir nicht sind. Das war auch das entscheidende Kriterium für uns, als Dexter Holland uns dazu geraten hat, auf ein größeres Label zu wechseln. Wir haben uns mit verschiedenen Leuten getroffen und ihnen klargemacht, dass wir uns in die Musik nicht reinreden lassen und dass wir nicht als etwas vermarktet werden wollen, was wir nicht sind. Die Leute von Dreamworks waren mit allem einverstanden, und sie sorgen dafür, dass wir uns wohlfühlen. Das Label gibt uns die Chance, unsere Alben weltweit zu vertreiben, was mit Nitro nicht immer möglich war.

AFI haben sich von Album zu Album immer deutlich weiterentwickelt und den Sound verändert. Dabei ist der Schritt zu „STS“ doch etwas größer ausgefallen. Hat sich das einfach ergeben?

Für uns ist es natürlich wichtig, dass wir uns weiterentwickeln. Jedes Album spiegelt unsere momentanen Vorlieben und Inspirationen wider. Ich würde sagen, der Weg zu ‚STS’ war ein weiterer Schritt von einem Album zum anderen, wenn auch etwas größer. Ich glaube das lässt sich mit ‚Black Sails In The Sunset’ vergleichen. Der damalige Schritt zu diesem Album von seinem Vorgänger war genau wie jetzt wieder ein etwas größerer. AFI entwickeln sich einfach immer weiter. Wir sagen nicht ‚Das nächste Material muss komplett anders klingen als bisher, wie stellen wir das jetzt an?’, es ergibt sich einfach. ‚STS’ ist das natürliche Produkt unserer Arbeit.

Denkt ihr nicht manchmal daran, ihr könntet mit diesen Veränderungen einigen Fans vor den Kopf stoßen, für die diese Wechsel zu stark sind? Oder gibt es diesmal deshalb ein noch breiteres Spektrum, von ganz langsam bis ganz heftig, damit sich jeder damit identifizieren kann?

Nein, wir machen uns deswegen keine Sorgen. Im Gegenteil, wir wollen unsere Fans herausfordern, sich mit der Musik auch auseinander zu setzen. Natürlich gefällt dem einen dieses mehr, dem anderen jenes. Aber das ist selbstverständlich. Und bei uns ist das auch nicht viel anders. Das ist auch der Grund für die Vielseitigkeit des neuen Materials. Wir hören unterschiedliche Sachen, und das kommt dann in den Liedern zum Ausdruck.

Wie sehen eure Pläne für dieses Jahr aus?

Wir werden im April und Mai daheim auf Tour gehen, dann werden wir im Sommer bei der Warped Tour mitspielen, und danach werden wir wieder auf Tour gehen. Wir werden dieses Jahr sicher auch nach Europa kommen.