DISABILITY

Was soll Mann tun, wenn die Fussballkarriere im Eimer ist? Ganz einfach - man besorgt sich ein paar Instrumente und gründet eine Punkrockband. So oder so ähnlich zusammengefasst lässt sich die Bandgeschichte der fünf Altöttinger Skapunks beschreiben. Seitdem musizieren die begnadeten Sportler munter drauf los und schiessen wenigstens in ihren Texten hin und wieder ein Tor oder widmen dem König Fussball eine CD - "Olé". Kurz vor der Bundestagswahl traf ich mich mit der Band vor ihrem Auftritt beim "Abrissbirnefestival" im Münchner Backstage. Nur schade für euch LeserInnen, dass ich den bayerischen Slang ins Deutsche übersetzen musste.

Mit Fussball war´s also nix, da gab´s wohl keine bessere Alternative als 1992 eine Skapunkband zu gründen?

Hias: Wir sind immer noch gute Fussballer, aber die Aggressivität auf dem Spielfeld heutzutage....

Jadde: Ausserdem kommt da jetzt auch die Konkurrenz aus dem Ausland rein...

Hias: Dann lieber auf die Bühne, denn da sind wir Freunde, da gibt's keinen Ärger!

Und was war musikalisch vor 1992?

Jadde: Hardcore, Jazz, Acid...

Cäptn. Germ: Je nachdem was eben gerade hip war!

Dr. Jürgen: Wir sind meistens ziemlich spät auf einen vorbeifahrenden Zug aufgesprungen. Das war eben Scheisse!

Skapunk scheint sich in Deutschland erst zu etablieren, oder wie ist eure Meinung darüber?

Jadde: Wir haben schon dazu beigetragen, dass sich in Bayern Skapunk etablieren konnte.

Dr. Jürgen: Sogar am Oktoberfest spielt doch heute eine Skapunkband, oder?

Hias: Ich denke Skapunk klingt in Deutschland bereits wieder ab.

Jadde: In China soll´s jetzt so kommen... des hamm´s im Fernsehen gebracht!

Cäptn. Germ: Die haben den Bandnamen unten eingeblendet, aber ich habe ihn mir ums verrecken nicht merken können.

Wie kamen DISABILITY eigentlich zu einem Kindergartenauftritt?

Hias: Beni alias Cäptn. Germ war dort, wie´s sich für einen anständigen Deutschen gehört, Zivildienstleistender. So haben wir eben auf derartige Festen gespielt!

Cäptn. Germ: Spielplatzeröffnung, Faschingsfest...

Hias: Die Kinder wurden pädagogisch miteinbezogen, Rhythmik und so.

Jadde: Und der Höhepunkt war, wie der Doktor mit jemanden "Sierra Madrrää" gespielt hat.

Seit der ersten CD-Produktion "Mit Pauken und Trompeten" hat sich bei DISABILITY grundlegendes verändert. Erstens wird nun in Deutsch gedichtet und zweitens kam Dr. Jürgen mit Trompete und Orgel hinzu.

Jadde: Was wir heute noch bereuen.

Hias: Und deutsche Texte machen wir bereits seit 1995.

Jadde: Wir können eben auch kein Englisch - du kannst nicht immer Love, Love und Fuck singen... oder "Beer is great"!

Hias: Ausserdem kann man sich in Deutsch doch besser artikulieren. Musikalisch war früher alles etwas hardcorelastiger. Als jedoch Dr. Jürgen mit Trompete hinzukam ging's dann schon eher in Richtung Skapunk.

Trotz einiger Samplerbeiträge und einer bemerkenswerten Zahl von Livegigs ist eure zweite CD "Olé" doch wieder eine Eigenproduktion. Warum hat sich in Sachen Label bei DISABILITY noch nix getan?

Hias: Es hätte schon Interessenten gegeben, aber...

Cäptn. Germ: ... den einen war´s zu punklastig, und den anderen passte die Produktion nicht!

Hias: Oder es hiess, das Mini-CD-Format kann man nicht verkaufen bzw. man findet hierfür keinen Vertrieb. Ausserdem ist ja Sinn und Zweck eines Labels mit Musik Geld zu verdienen und scheinbar ist das mit DISABILITY nicht möglich. Ausserdem laufen wir keinem Label mehr hinterher.

Cäptn. Germ: Man braucht sich ja nicht immer zum Idioten machen lassen und den Leuten in den Arsch kriechen. Wir sind unsere eigenen Herren und niemand schreibt uns vor, wie was zu klingen hat.

Hias: Ein Vertrieb wäre cool. Das wäre lässig.

Wann kann man mit neuem Studiomaterial von euch rechnen?

Jadde: Ende des Jahres - eine Single!

Hias: Vinyl deswegen, weil sehr viele Leute das"Olé"-Material lieber auf Platte gekauft hätten. Vor allem Mailorder nehmen lieber Vinyl in ihr Programm, da sich eine Mini-CD eben schlecht verkaufen lässt.

Hias - beschreibe doch kurz mal deine Texte.

Hias: In Kritiken von Fanzines hiess es ja schon oft wir hätten oberflächliche Texte oder so. Dies möchte ich allerdings bezweifeln, wenn ich z.B. einen Text wie "Niemand" höre, dann handelt dieser eben von einem Typen, der mich brutal aufregt, oder eben "Smalltalk", bei dem es um unwesentliches Gerede geht.

Cäptn. Germ: Wenn wir Emocore spielen und einen deutschen Text wie "Niemand" darüber singen würden, dann wäre dies tiefgründig, aber zu unserer Musik passt das scheinbar nicht.

Jadde: Live versteht man die Texte eh nicht so, da ist die Party wichtig. Auf der CD oder Single ist das was anderes.