KAROVAS MILKSHAKE

In The Shade Of The Purple Sun

Beschäftigt man sich mit dem „Summer of Love“ und seinen Eruptionen außerhalb der Epizentren wie San Francisco oder London, wird man feststellen, dass das subkulturelle Milieu zwischen Poesie und Pillen erstaunlich wenig metropolenfixiert war.

Wenn also im vermeintlichen kulturellen Niemandsland des russischen Jekaterinburg, dort, wo Europa auf Asien trifft, eine Band wie THE KAROVAS MILKSHAKE derart firm und tadellos garagige Psychedelia und progressiven Freakbeat im Spektrum von THE GRATEFUL DEAD bis THE CREATION aus der Gretsch schüttelt, steht das in einer gewissen Tradition vom Underground in der Peripherie.

Ihr Gitarrenspiel ist ähnlich ausdrucksstark wie das von Syd Barrett, ihre Kompositionen poppig im „Revolver“-esken Sinn und die Sitar hätte auch Brian Jones nicht origineller malträtieren können.

In ihrer Altbackenheit klingt die Produktion dabei sehr erdig und aufgeräumt, so dass jede Finesse wahrnehmbar wird, die aus den stellenweise übervollen Arrangements herausquillt, wenn herkömmlich instrumentierte Sounds aus Sitar-Drones und Gitarren-Licks auf die Höhe einer Hochzeitstorte aufgeschichtet werden.

Bemerkenswert ist zudem, dass THE KAROVAS MILKSHAKE zwar nichts aussparen, ihre Abenteuerreisen in stilistische Sonderzonen jedoch ohne jegliches Muckertum antreten, so dass hier weniger von amoklaufender Konzeptkunst als von einem zeitgemäß dekadenten Pop-Album die Rede sein muss.