EIN ANDERES ISRAEL

Harvey Pekar, JT Waldmann

Der Name Harvey Pekar dürfte Crumb-Fans und Comicbegeisterten „American Splendor“ sei Dank ja schon ein Begriff sein. Pekar war der Initiator des Magazins, das sich ausschließlich um Alltagsereignisse und -probleme dreht, zeichnete aber nie selbst, sondern gab ausschließlich den Inhalt der Geschichten vor.

2010 ist der US-amerikanische Comicautor gestorben und hinterließ unter anderem eine unvollendete Zusammenarbeit mit JT Waldmann mit dem Arbeitstitel „Not the Israel My Parents Promised Me“.

Zwei Jahre ließ sich Waldmann Zeit, bis er das Buch 2012 dann doch mit einem angehängten Epilog von Pekars Witwe Joyce Brabner herausbrachte. Auch in Pekars letztem Buch werden autobiografische Angelegenheiten zum Grundgerüst aufgebaut, darum herum aber mehrere Erzählstränge parallel laufen gelassen.

So wird neben der Lebensgeschichte von Harvey Pekar als amerikanischem Juden polnischer Abstammung die Geschichte der amerikanischen jüdischen Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg, die Geschichte der Juden (von Beginn an) und nicht zuletzt auch die der Entstehung und des Verlaufs des Nahostkonflikts erzählt.

Waldmann kennzeichnet diese unterschiedlichen Stränge mit einem jeweils eigenen Zeichenstil: So sind persönliche Erinnerungen Pekars aquarellartig ausgemalt und schattiert, Episoden aus der Geschichte des Judentums im dominanten Kunststil der jeweiligen Epoche gehalten (z.B.

orientalische Ornamente während der Zeit des Perserreichs oder Jugendstil um die Zeit vor und nach 1900) und Ereignisse der Gegenwart in einem schnörkellos realistischen Stil gezeichnet. Das macht dieses Buch zu einer gleichzeitig vielschichtigen wie auch visuell äußerst ansprechenden Geschichtslektion.