SANFORD PARKER

Lash Back

Es zischt und zirpt und raschelt und klickert und wummert und dronet, eine Art Mönchsgesang liegt wie ein Schleier darüber. Man kann sich gut vorstellen, wie eine Live-Performance von Sanford Parker aussieht: ein Mann und seine Maschinen stehen auf der Bühne, er drückt ein paar Knöpfchen und der Sound rollt los, während der Zeremonienmeister auf der Gitarre spielt und die Performance mittels seiner Fußpedale steuert.

„Lash Back“ ist tatsächlich das erste Soloalbum von Sanford Parker aus Chicago. Mir ist der Name schon lange vertraut, umso erstaunter bin ich, als es keinen Wikipedia-Eintrag zu ihm gibt, auch Discogs kaum was über ihn weiß – ein Fall von selektiver Wahrnehmung also? Als Produzent und Musiker ist er seit Jahren aktiv: er war/ist mit Scott Kelly von NEUROSIS bei CORRECTIONS HOUSE, man kennt ihn von MINSK, von NACHTMYSTIUM, von BURIED AT SEA.

Und er war an der Entstehung von Platten unter anderem von PELICAN, EYEHATEGOD, VOIVOD, YOB und BLOOD CEREMONY beteiligt, in diesem Fall (meist) hinter dem Mischpult. Wie all jene Bands klingt „Lash Back“ nie wirklich, es sind höchstens kleine Elemente und Puzzleteile, die man auch dort finden kann oder könnte, vielmehr ist das Album laut Parker die musikalische Umsetzung eines „Soundtracks“ zu Szenen, die er während des Autofahrens wahrnimmt und im Nachgang zu untermalen versucht, wozu mir wiederum Bilder einfallen: zusammenhanglose Handyvideos von amerikanischen Städten, Highways, Wäldern, Wüste, Berge ...

Die noisige Seite der Musik ist wenig überraschend, es ist der vielfach prägnante Rhythmus, bisweilen fast schon tanzbar, breakbeatig, aber letztlich nicht technoid – einen Dancefloor-Remix müsste jemand anderes wohl noch erstellen.

„Lash Back“ ist kein Album mit Breitenwirkung, sondern eines für jene, die den Namen Sanford Parker bislang schon wahrgenommen hatten und mehr über diesen Kerl erfahren wollen.