BLUTTAT

Nkululeko

BLUTTAT aus Mülheim/Ruhr gründeten sich 1981 nach dem Split von PISSRINNE (der andere Teil der Leute gründete die LOKALMATADORE) und nahmen in den den fünf Jahren ihres Bestehens drei sehr gute Alben auf: „Liberté“ (1982), „Nkululeko“ (1984) und „Cash Invoice Or Credit Card“, das 1986 erschien – bald darauf löste sich die Band um Sängerin Anja, deren derbes Organ den Sound der Band prägte, auf.

Teenage Rebel Records fasste die ersten beiden Alben in den Neunzigern auf der „Freiheit!“-CD zusammen, Vinyl von „Liberté“ gab es erst 2005 auf Maniac Attack wieder. Hier präsentierte sich die Band noch ziemlich schrammelig, bis zu „Nkululeko“ (2005 ebenfalls auf LP neu aufgelegt) hatte sie sich massiv gesteigert, ihr mal mit englischen, mal mit deutschen Texten versehener Hardcore-Punk mit Anleihen beim Anarchopunk, wie er seinerzeit aus England kam, war ziemlich einzigartig auf dieser Seite des Ärmelkanals.

1986 dann kam „Cash Invoice Or Credit Card“, an dem die Band damals monatelang arbeitete und das deshalb auch heute noch durch die sehr gute Produktion überzeugt und zudem das abwechslungsreichste, stilistisch vielfältigste Album der Mülheimer ist.

Nachdem das Hamburger Label Colturschock „Cash ...“ 2012 in einer opulenten Version als LP neu aufgelegt hatte, ist nun „Nkululeko“ erschienen, mit einer Reproduktion des damaligen Posterbeilegers, das eine schwarze Kämpferin aus dem Unabhängigkeitskampf in Zimbabwe zeigt.

Zimbabwe? Afrika! Und deshalb auch „Nkululeko“, „Freiheit“, war die Band, wie „JOR“ in den Linernotes schreibt, doch damals stark in der „Dritte-Welt-Arbeit“ engagiert und unter anderem die Unterstützung deutscher Großkonzerne für das Apartheid-Regime in Südafrika seinerzeit ein motivierendes Thema für politisch interessierte Menschen, auch in der Punk-Szene.

„Südafrika“ bringt das mit einem Boykottaufruf auf den Punkt, auch andere Songs beschäftigen sich mit Afrika, doch auch heimische Probleme werden thematisiert, die Angst, in einem Krieg verheizt zu werden, war damals realer als heute, da wirklich Bundeswehrsoldaten sich im Ausland für nichts kaputt machen lassen.

Als ich das Album einst erstmals hörte, beeindruckte mich am meisten das Sample am Anfang: Wütendes Schweinegequieke, das in Redeausschnitte aus dem Bundestag übergeht – ich deutete das als Radikalkritik am „Schweinesystem“ und empfand es als ein extrem hartes Statement.

Kommt mit Falttextblatt, Poster und Download-Code.