INSTINCT OF SURVIVAL

Call Of The Blue Distance

In Ox #115 schrieb ich 2014: Eine jener überraschenden Begegnungen erfreulicher Natur: Man denkt (naiverweise), man habe alles im Blick, was so an potenziell interessanten Bands hierzulande existiert, und muss dann feststellen, dass einem eine Band wie INSTINCT OF SURVIVAL völlig entgangen ist.

1995 in Hamburg unter dem Namen SPERRZONE gegründet, erfolgte 1998 die Umbenennung in INSTINCT OF SURVIVAL. Unter diesem Namen wurden diverse 7“s veröffentlicht (unter anderem auf Yellow Dog), 2004 kam die Split-12“ mit WOJCZECH, 2009 das erste Album „North Of Nowhere“, dem nun mit „Call Of The Blue Distance“ das zweite folgt – erst auf CD, später als LP auf Agipunk.

Stilistisch, das finde ich heraus, war die Band nie so richtig festgelegt, irgendwie Punk, irgendwie Crust, doch mit dem neuen Album überraschen sie: Unweigerlich muss ich an die frühen KILLING JOKE denken (bis inklusive „Fire Dances“) und auch AMEBIX beziehungsweise ZYGOTE kommen in den Sinn, und damit fallen sie zu 100% in mein Beuteschema: düsterer Punkrock mit einer kaum wahrnehmbaren Synthie-Begleitung (oder ist das ein Gitarreneffekt?), (teils) mehrstimmiger dunkel-gröliger, düsterer Gesang, eine Spur Goth, aber eben jener Art, wie ihn einst AMEBIX so genreprägend zelebrierten, und dann auch wieder die weniger hardcorigen Nummern, die mich schwerst an die frühen, noch punkigen KILLING JOKE erinnern, ergänzt um einen Hauch frühe NEUROSIS.

Zehn reguläre, englischsprachige Songs finden sich auf der CD, dazu kommen drei Bonus-Songs, die, bedingt durch die Spielzeit, schätzungsweise nicht auf der LP enthalten sein werden. Die Produktion ist erstklassig, druckvoll und wuchtig, und hätte ich die Band im Blindtest irgendwo geografisch einordnen sollen, ich hätte auf US-(Nord-)Westküste getippt.

Fast forward 2016: Colturschock hat das Album runderneuert und remastert mit Foldout-Cover neu aufgelegt, spätestens jetzt sollte man zugreifen, denn vom damals geschriebenen gibt es nichts zurückzunehmen.