EXPERIMENTER - DIE STANLEY MILGRAM STORY

Manch einer erinnert sich bestimmt noch an eine der ersten Szenen von „Ghostbusters“, in der der von Bill Murray gespielte Peter Venkman großen Spaß daran hat, einem* Studenten während eines Experiments Elektroschocks zu verpassen.

Vorbild dafür war ein erstmals 1961 vom amerikanischen Psychologen Stanley Milgram durchgeführtes Experiment, der damit herausfinden wollte, wie leicht sich Menschen von angeblichen Autoritäten dazu bewegen lassen, Dinge zu tun, die ihrem Gewissen widersprechen.

Genauer gesagt, einem anderen Menschen in einer Lehrer-Schüler-Konstellation immer stärkere Stromstöße zu verabreichen, wenn dieser falsche Antworten gibt. Der Ergebnis fiel für Milgram ernüchternd aus, denn ein Großteil der Probanten lehnte sich nicht gegen den Versuchsleiter auf, der sie aufforderte, den im Nebenraum befindlichen, offensichtlich schmerzgeplagten anderen Versuchsteilnehmer weiter mit Stromstößen zu traktieren.

Waren also alle Menschen potentiell böse, selbst die Unauffälligsten, die plötzlich zu grausamen Folterknechten mutierten? Warum Milgram so an dieser Frage interessiert war, liegt sicherlich in seiner Biografie begründet, denn er war Jude, der zwar in der Bronx geboren wurde, dessen Familie aber die Gräuel der Nazi-Konzentrationslager am eigenen Leib erfahren musste.

Bereits 1974 waren die Experimente von Milgram im Fernsehfilm „The Tenth Level“ mit William Shatner verarbeitet worden. Im teilweise fast surreal anmutenden aktuellen Biopic „Experimenter“ von Michael Almereyda spielt Peter Sarsgaard den Psychologen auf eindringliche und launige Weise und spricht den Zuschauer dabei immer wieder direkt an.

Dabei kam ein faszinierender Wissenschafts-Thriller heraus, der nach wie vor relevante Fragen zur Beschaffenheit der menschlichen Natur stellt.