FREUD

Der 1987 verstorbene Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler John Huston war ein Titan des Hollywoodkinos. Seine einflussreichsten Filme drehte er in den 40er und 50er Jahren, aber noch bis in die Achtziger schuf Huston exemplarische Werke.

In seinem Biopic „Freud“ geht es um Sigmund Freud, den Begründer der Psychoanalyse, das allerdings nur die Jahre von 1885 bis 1890 abdeckt, in der dieser seine psychoanalytische Methode zur Behandlung seelischer Probleme entdeckte.

Zum Zeitpunkt der Entstehung des Films war Freud bereits gut 20 Jahre tot, seine nicht unumstrittenen und provokanten Theorien und Methoden hinsichtlich Traumdeutung und des Aufspürens von Traumatisierungen seiner Patienten sind bis heute von Bedeutung geblieben.

Freud wird dabei auf mitreißende Art vom homosexuellen und alkoholkranken Montgomery Clift gespielt, dessen Karriere vier Jahre später ein tragisches Ende fand, und der den Psychiater als gequältes, innerlich zerrissenes und von seiner Umwelt missverstandenes Genie verkörpert.

Huston zeigt in seinem Film, wie der damals dreißigjährige Freud bei seiner Erforschung der Hysterie durch das Erlernen der Technik der Hypnose einen Zugang zum menschlichen Unterbewusstsein entdeckt und damit auch zur Behandlung von psychischen Störungen.

Was „Freud“ auch heute noch von herkömmlichen Biopics abhebt und äußerst bemerkenswert macht, ist die durch Douglas Slocombes brilliante, düstere Schwarzweiß-Fotografie und Jerry Goldsmiths experimentellen Score verstärkte Gothic-Horror-Atmosphäre des Films, die besonders in den geradezu psychedelischen Traumsequenzen zum Tragen kommt.

Letztendlich ist Hustons Biopic ein klassischer Film noir mit Freud als Detektiv, der in einem expressionistischen Setting den Gründen für das dramatische Trauma einer jungen Frau auf der Spur ist.