THE WITCH

Wer im Mainstream-Kino gerade nach guten Horrorfilmen sucht, wird mit den üblichen Sequels, Prequels und Remakes konfrontiert, bei denen Vampire, Zombies und Geistergeschichten thematisch das Sagen haben.

Das mythologische Wesen Hexe ist dabei immer unterrepräsentiert, möglicherweise, weil es nicht zu den typischen Monstern des Hollywoodkinos gehört, allerdings durch Sagen und Märchen eine lange Geschichte besitzt.

Traurige Prominenz erlangte die Hexe durch die Hexenverfolgungen des 17. Jahrhunderts, meist motiviert durch religiös geprägte Wahnvorstellungen, in einigen Fällen aber auch durch Intrigen, um aufmüpfige Weibsbilder mundtot zu machen, denn Leidtragende der Hexenprozesse waren überwiegend Frauen.

Ein Irrsinn, der sich bis in die USA verbreitete, wie etwa bei den Hexenprozessen von Salem im Jahr 1692. Aber schon zuvor hatte es im von radikalen englischen Puritanern besiedelten Neuengland solche Fälle gegeben, die auch Vorbild für Robert Eggers spannendes Spielfilmdebüt „The Witch“ waren.

Während sich die meisten aktuellen Horrorfilme darauf beschränken, das Publikum mit billigen Jump-Scares zu terrorisieren, ist Eggers um eine geschichtstreue Darstellung bemühter und sehr naturalistisch inszenierter Okkult-Thriller von Anfang eine extrem atmosphärische Angelegenheit mit psychologischer Dimension, der ohne Monster auskommt.

„The Witch“ lässt lange offen, ob die immer bedrohlicher werdenden unheimlichen Geschehnisse nicht doch nur Folge religiöser Wahnvorstellungen sind, mit denen eine Familie Anfang des 17. Jahrhunderts konfrontiert wird, die zu den ersten Siedlern in Neuengland gehört.

Diese wird gleich zu Beginn aus ihrer Gemeinde ausgestoßen und muss sich in Folge eine neue Existenz aufbauen – dabei wird ihre Gottesfürchtigkeit auf eine harte Probe gestellt.