BERLIN, PUNK, PVC.

Gerrit Meijer

„Unzensiert“ ist in der Verlagslandschaft ein Imagewort geworden, als ob man sich schon auf etwas Hartes einzustellen hätte. So verhält es sich auch mit dieser Lebens- und Werksrückschau des PVC-Gitarristen Gerrit Meijer, der 2017 siebzig Jahre alt wird.

Im Vorwort berichtet Bela B (der mit Meijer 1989 zwei Singles einspielte) von einem Filmausschnitt, in dem Meijer die drohende Schließung eines Klubs nur kommentiert mit: „Endlich macht dieser Scheißladen dicht!“ Ausgerechnet anlässlich einer Vernissage in jenem Klub stand der Reviewer mit Gerrit Meijer zusammen, als dieser abermals zu einer Dame des Klubs sagte: „Ihr seid und bleibt ein Scheißladen!“ So viel zur unverblümten Ehrlichkeit dieses Herrn, die sich auch in diesem Buch Bahn bricht, das bisweilen eher an eine Abrechnung als an eine dankbare Rückschau erinnert.

Dabei gibt es sehr viele witzige Passagen (etwa über seine Besuche in der DDR, im damaligen Ost-Berlin), die Meijer in seiner berüchtigt trockenen Art bringt, und die sich gut auf Lesungen machen wird.

Den 68ern (Meijer war damals 21) hält er spöttisch entgegen: „Überhaupt tut man Dinge nicht mehr einfach nur so, sondern verleiht jedem Vorgang eine schwergewichtige Note“, während ihm am Berliner „Punkhouse“, einer der ersten Locations der Szene, zusagte, dass es „gleichgeschaltete uniformierte Punk(s) vom Reißbrett“ noch nicht gab.

Kurz zuvor tauchte ein vermeintlich „dilettantischer Silberstreif am Horizont auf“, er liest im Februar 1976 von den RAMONES und als er diese im Juni 1976 erstmals hört, ist er errettet, „nach all dem Gejammer und Gesäusel, das wir die letzten Jahre über ertragen mussten“.