AJJ

The Bible 2

Schade, dass Frontmann und Cheftexter Sean Bonnett immer schon so schnell das Gefühl hat, dass ein Song fertig ist. Bei so manchem Track auf „The Bible 2“ würde man sich einen weiteren Melodiedurchlauf wünschen, wo es einen gerade doch so schön fortträgt – aber nein: die Zweieinhalb-Minuten-Grenze ist, abgesehen von zwei Ausreißern, oberstes Gesetz auf „The Bible 2“.

Eigentlich ein Jammer, gehört doch gerade der getragene Akustik-Punk von AJJ zu jener Sparte Musik, die man konzentriert und nicht nebenbei beim Abwasch hören sollte. Einer der seltenen Fälle, wo „mehr“ tatsächlich mehr wäre.

Ansonsten wartet „The Bible 2“ nicht mit allzu großen Überraschungen auf. Auffällig ist lediglich, dass gerade im Vergleich zur letzten LP „Christmas Island“ mehr Verzerrungen und Effekte verwendet wurden.

Von ihrem bewährten Rezept, beißende, zynische, aber doch philanthropische Poesie in minimalistische Indie-Punk-Klänge zu gewanden, hat sich die Band aber über weite Strecken nicht verabschiedet – dankenswerterweise.

Wer beim letzten Song, „When I’m a dead boy“, nicht vor Rührung feuchte Augen bekommt, hat sowieso nix verstanden. Was für ein Albumabschluss! Absolut aufs Wesentliche reduziert und dennoch eine unglaubliche Wirkung entfaltend, laufen AJJ hier zu Hochtouren auf und beweisen, dass die herausragenden Texte Bonnetts für sich stehen und kaum akustischer Beschallung bedürfen, um den Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.

Ein tolles, melancholisches Album, das Schwerenöter wie mich sicherlich gut durch den kommenden Herbst bringen wird.