BEACH SLANG

A Loud Bash Of Teenage Feelings

„Wilhelm, was ist unserem Herzen die Welt ohne Liebe! Was eine Zauberlaterne ist, ohne Licht! Kaum bringst du das Lämpchen hinein, so scheinen dir die buntesten Bilder an die weiße Wand!“ In dieser schillernden Metaphorik schwärmt der junge Werther in Goethes berühmten Roman, und nicht ganz unschuldig ist eine gewisse Lotte.

Ziemlich genau 242 Jahre später verfasst Punk-Poet, Sänger und Gitarrist James Alex mit seiner Band BEACH SLANG im Opener „Future mixtape for the art kids“ der neuen LP „A Loud Bash Of Teenage Feelings“ mit den Zeilen „Stick your heart on the sleeve / If it breaks stitch it on to me / Bash it back into shape / You might be cracked / But I won’t let you break“ ein ähnlich berührendes Gleichnis.

Moment, „Die Leiden des jungen Werther“ und James Alex? Parallelen ergeben sich nicht nur durch James Bühnenoutfit, da fehlt nur das gelbe Hemd zum Werther-Stil. Denn Sturm und Drang sowie bedingungslose Emotionalität, das hat sich die Band aus Philadelphia, Pennsylvania mit ihrem Pop-Punk für die großen Gefühle ebenso auf die Fahnen geschrieben.

Nach dem wohlwollend rezensierten Debüt „The Things We Do To Find People Like Us“ prescht die Band mit Gitarrist Ruben, Bassist Ed und Drummer JP auf der mit ihren zehn Tracks eher kurzen „A Loud Bash ...“-LP spielfreudig vorwärts.

Musikalisch bleibt die Band dabei ganz der eigenen Diskografie treu – nur Streicherparts wie bei „Too late to die young“ von der letzten Platte spart man sich hier. Emotionaler (Pop-)Punk, gerne auch mal dick aufgetragen? Ja, doch hier werden neue Wege eingeschlagen: Die Perspektive der Texte verschiebt sich von Alex’ eigenen Geschichten zu den Eindrücken von Menschen, die er auf Tour traf.

Im Gesamtpaket funktioniert das Album sehr gut, und zieht eine ruhigere und melancholischere Seite auf. Hochjugendliche Gefühle? Tracks 1, 5 und 6 anspielen! Bei einem Konzert auf der US-Tour im vergangenen April verließ James Alex die Bühne mit den Worten „We were BEACH SLANG, thank you.

Nataly, give them their money back“, und die Bandauflösung stand im Raum – die Differenzen wurden jedoch keine zwei Stunden später beseitigt. Führt uns das nicht so unmissverständlich vor Augen, worum es bei BEACH SLANG geht? Eine lebensbejahende, positive Einstellung, die Menschen als Menschen begegnet.

Die sowohl Mängel als auch Stärken kennt und dir anerkennend auf die Schulter klopft. Die mal laut wird und nicht in stummer Wut schweigt. Humanistischer Pop-Punk, der dir ganz selbstverständlich mit dem Herz ins Gesicht springt und ein Lächeln hinterlässt.

Nachdem unser junger Werther Zeit seines Lebens nie glücklich wurde und über seine Existenz hinaus stürmte, sind solche Bedenken bei BEACH SLANG unbegründet – James Alex hat noch mehr zu erzählen.