DISCHARGE

Grave New World / Massacre Divine / Shootin Up The World / s/t / Society’s Victims

Das aktuelle DISCHARGE-Album „End Of Days“ wurde seitens Westworld Records zum Anlass genommen, sich verschiedenerseits Lizenzen von längere Zeit nicht mehr nachgepressten DISCHARGE-Platten zu besorgen und selbige in zwei Staffeln neu aufzulegen.

Nachdem im ersten Schwung „Decontrol – The Singles“, „Never Again“, „Live At The City Garden New Jersey“ und „Live – The Nightmare Continues ...“ in eher magerer CD-Versionen erschienen waren, folgten nun „Grave New World“ (1986), „Massacre Divine“ (1991), „Shootin Up The World“ (1993), „s/t“ (2002) und „Society’s Victims“ (2004).

Nachdem DISCHARGE 1982 ihr Debütalbum „Hear Nothing See Nothing Say Nothing“ veröffentlicht hatten, folgte „offiziell“ erst 1986 mit „Grave New World“ ein „richtiges“ zweites Album. Mit dem hatte die Band – von der alten Besetzung waren noch Sänger Cal und Bassist Roy „Rainy“ Wainwright geblieben – sich komplett von „markentypischen“ Sound der Phase bis circa 1983 gelöst und produzierte nun ein zäh rockendes Irgendwas, das sich ansatzweise an den Thrash- und Crossover-Sound jener Tage ranwanzen wollte, aber dreißig Jahre danach unglaublich unsexy und lahm klingt.

Vor allem der Gesang ist an Beschissenheit kaum zu übertreffen. Kaum zu glauben, dass so einen Mist mal irgendwer gekauft und angehört hat. Auch „Massacre Divine“ (1991) ist ein unerträgliches Machwerk, bei dem Frontmann Cal erneut einen auf Metal-Shouter machte, nach vier Jahren Bandpause begleitet von einem neuen Gitarristen und Bassisten sowie dem alten Drummer Gary.

Fies, werde ich mir sicher ebenfalls nie wieder anhören. Genauso wenig wie „Shootin Up The World“ von 1993, in der gleichen Besetzung eingespielt wie der Vorgänger, immer noch mit Cals fiesem Eierkneifer-Pressgesang.

Kaum zu glauben, dass DISCHARGE 2002 dann die Kurve kriegten und mit dem titellosen Album in Sachen Artwork, Texten, Musik und Songwriting an ihre Frühphase anknüpfen konnten. Mit Cal, Bones, Tez und Rainy war die Quasi-Urbesetzung wieder zusammen, und siehe da, der Shouter war von seinem Sopran-Geeier geheilt, konnte wieder wütend brüllen.

Ich schrieb damals in Ox #47: „Von gelegentlich zu nudligem Gitarrenspiel mit Soli-Anflügen mal abgesehen ist die Scheibe direkt, brachial, voll in die Fresse und erfreulich wenig von Metal verseucht.

Macht unterm Strich ein achtbares Comeback, mit dem sowohl Band wie Fans leben können – und 90% aller DIS-Bands aus der Crust-Branche können gegenüber dem Original sowieso einpacken.“ Eine Einschätzung, zu der ich auch 2016 noch stehe.

„Society’s Victims“ schließlich ist eine in eine hässliche Plastikbox gepresste, aus drei CDs bestehende Werkschau, die 2004 von Castle/Sanctuary veröffentlicht wurde. CD1 ist wohl deckungsgleich mit der bereits veröffentlichten „Decontrol – The Singles“-Zusammenstellung, nur dass man hier auf CD2 noch die Tracks vom 1982er Debüt „Hear Nothing See Nothing Say Nothing“ zu hören bekommt, ergänzt um ein paar Tracks von „Grave New World“, „Massacre Divine“, „Shootin Up The World“ und „s/t“, plus auf CD3 diverse Livemitschnitte von 2004 und 1983.

Unterm Strich also der ideale Einstiegs-Release, „einmal alles, bitte“, sofern man nicht direkt mit den Klassikern auf (Original-)Vinyl einsteigen will.