DER ROMAN VON BODDAH

Nicolas Otéro

Wie man spätestens seit seinem mit einem roten Stift in ein Aussaatbeet gepinnten Abschiedsbrief weiß, hatte Cobain angeblich einen imaginären Freund namens Boddah. Die Geschichte von Boddah, Cobains negativem Part, erzählt dieser Band mit einer Ernsthaftigkeit, bei der Cobains Asche bestimmt noch laut in ihrer pinken Plüschurne auflacht.

Denn mit ziemlich großer Sicherheit ist dieser Boddah nichts weiter als einer unter vielen bizarren Cobain-Scherzen. Aber von so oder ähnlich geartetem abseitigen Humor und einem unverkennbaren Hang zur Selbstironie ist in diesem Comic kaum eine Spur zu finden, ganz im Gegenteil wird hier das einseitig düster-depressive Bild eines egozentrisch menschen- und waschscheuen Junkies mit Essstörung und Hang zum Exzentrischen gezeichnet.

Klar steckt da ein dickes Stück Wahrheit drin, wusste man aber schon vorher. Differenziert geht auf jeden Fall anders. Und wer so etwas wie neue Erkenntnisse in Sachen NIRVANA erwartet, kann sich die Lektüre ohnehin sparen: Das Thema Musik wird nur am Rande gestreift und auch sonst orientiert Otéro sich eher grob an einigen Eckdaten aus Cobains Biografie.

Mir persönlich fehlt da ein wenig der Tiefgang. Schade um den an sich vielversprechenden Ansatz. 2014, also 20 Jahre nach der Veröffentlichung des Abschiedsbriefs, hat die Polizei übrigens einen Notizzettel freigegeben, der nach dessen Suizid in Cobains Portemonnaie gefunden wurde.

Wortlaut: „Do you Kurt Cobain / Take Courtney Michelle Love / To be your lawful shredded wife / Even when she’s a bitch with zits and siphoning all your money for doping and whoring / Will you promise to fuck her at least once a week / O.K.“ Wäre vielleicht Stoff für eine Fortsetzung? In Kombination mit der Aschenjoint-Legende?