DER TOD VON SPEEDY

Jaime Hernandez

Reprodukt hat eine ganz spezielle Verbindung zu Jaime Hernandez. Von der Gründung 1991 bis 1993 veröffentlichte Reprodukt gemeinsam mit Edition Moderne einzig und allein Alben der amerikanischen Alternativcomic-Kultreihe „Love and Rockets“.

Die Herausgeber: Gilbert, Mario und Jaime Hernandez. Seit 1981 sind die Brüder in den USA aktiv. Während Gilbert sich auf Geschichten mit Fantasy-Touch spezialisiert hat, sind Jaimes Beiträge eher realistisch ausgerichtete Portraits fiktiver Charaktere der Punkszene in den Vororten LAs.

Mario agiert meist ausschließlich im Hintergrund. Nun erscheinen also pünktlich zum 25jährigen Jubiläum des Verlags gleich zwei Hardcoverbände mit Jaimes Beiträgen zur „Love and Rockets“-Reihe.

Maggie Chascarrillo ist die Hauptperson beider Bände, die sich im Wesentlichen durch das Altern der Akteure fundamental voneinander unterscheiden. „Der Tod von Speedy“ umreißt Episoden aus Maggies Jugend, die, wie wahrscheinlich fast jeder Heranwachsende, zwischen Selbstzweifeln, Affären, Szenezugehörigkeiten und alten Freunden hin und hergerissen wird.

Das ist oft schonungslos nüchtern und überraschend tiefgründig, manchmal aber auch mutwillig bis zum Anschlag überzogen. Die erziehungsberechtigte Tante ist hauptberuflich Proficatcherin und macht Maggie zu ihrer Managerin? Aha.

Hm. „Liebe und Versagen“ spart sich derartige Spielchen und beschreibt Maggies Leben in ihren Mittvierzigern. Thema ist oft der alltägliche Kampf, allerdings werden auch einige vernachlässigte Handlungsstränge aus dem vorangegangenen Band fortgeführt.

Ein bisschen Herz-Schmerz gehört da natürlich auch mit dazu. Über drei Jahrzehnte Punkrock-Soap im Schnelldurchlauf. Wer kann da schon nein sagen?