DREI STEINE

Nils Oskamp

Steine werden auf jüdischen Friedhöfen zum Gedenken an die Verstorbenen auf Grabsteine gelegt. Woher diese Tradition stammt, ist bislang nicht eindeutig geklärt. In diesem Buch haben die titelgebenden drei Steine jedenfalls auch drei verschiedene Bedeutungsebenen: Eine schützende, eine entschuldende und eine gedenkende.

Zugegeben, in Kombination mit der Rahmenhandlung Vater erzählt Sohn von früher kommt das ein wenig rührselig daher. Zu diesem Eindruck trägt sicherlich auch Oskamps kindlich-unschuldig anmutender Zeichenstil seinen Teil bei.

Erinnert mich irgendwie an Lutz Mathesdorf. Dabei steht der Inhalt in einem seltsamen Kontrast dazu. Erzählt wird nicht nur von der durch Neonazis, ignorante Eltern und Pädagogen verkorksten Jugend eines Professorensohns, sondern auch vom Erstarken der Rechtsextremen im seit den späten 1970ern wirtschaftlich und damit auch sozial absteigenden Ruhrgebiet.

Thematisch interessant ist „Drei Steine“ damit in jedem Fall. Die brutale Tradition der extremen Rechten im Revier bzw. speziell in Dortmund (Dorstfeld) war mir in dieser Ausprägung vor der Lektüre des Comics nicht bekannt.

Sehr aufschlussreich ist diesbezüglich der der eigentlichen Geschichte angehängte Aufsatz „Kontinuität des Hasses“ von Alice Lanzke, in dem die Autorin Erstarken und Entwicklung der Dortmunder Nazi-Szene von 1979 bis in die Gegenwart nachzeichnet.

Deren Dimensionen reichten und reichen teilweise immer noch von Fußballhooligans über militante Kameradschaften bis hin zum Internetvertrieb von Nazidevotionalien. Inzwischen wurden im Zusammenspiel von Zivilgesellschaft, Kommunen und repressiven Maßnahmen Strukturen gegen rechte Gewalt aufgebaut.

Damit Geschichten wie die von Nils Oskamp sich nicht wiederholen können.