EINDRINGLINGE

Adrian Tomine

Seit 1991 gibt Tomine eine Serie von Kurzcomics unter dem Namen „Optic Nerve“ heraus. „Eindringlinge“ versammelt nun sechs dieser Erzählungen in einem schön aufgemachten Hardcoverband. Lässt man den durchsichtigen Schutzumschlag mit aufgedruckten Titel und Klappentext weg, hält man in rein optischer Hinsicht die Essenz des Bandes vor Augen.

Die schlichte, schnörkellose Momentaufnahme eines Straßenzuges. Kein Mensch weit und breit zu sehen. Nur Fahrzeuge, Gebäude, Pflanzen, Ampeln, Straßenlaternen und Briefkästen. Tomines Bilder sagen alles und nichts zugleich.

Im Gegensatz dazu stehen in den Erzählungen Menschen im Mittelpunkt, so schonungslos bis ins Detail mit ihren Macken dargestellt, dass den Leser im Laufe der Lektüre immer stärker das recht unangenehme Gefühl beschleicht, ein Voyeur zu sein.

Geschichten vom Scheitern, von absurden Ideen, verrückten Zufällen, psychischen Problemen und verkorksten zwischenmenschlichen Beziehungen. Man kommt recht schnell an den Punkt, an dem man sich eigentlich lieber beschämt abwenden möchte.

Und was am Ende bleibt, ist ein schlechtes Gewissen.