MÜNCHHAUSEN

Flix, Bernd Kissel

„Manche Menschen sind bisweilen im Stande, mehr zu behaupten, als genau genommen wahr sein mag. Sollten Sie jedoch an meiner Wahrheit zweifeln, so muss ich Sie wegen ihrer Ungläubigkeit herzlich bemitleiden und Sie bitten, sich lieber zu entfernen“.

Mit diesem Zitat aus Bürgers Münchhausen leitet Flix sein grob an das Original angelehnte Szenario nicht umsonst ein. Flix’ Münchhausen landet mit seiner Kanonenkugel mitten in London zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939.

Auf dem Dach des Buckingham Palace versteht sich. Und wird nach seiner Gefangennahme im Auftrag des Secret Service von Sigmund Freud höchstpersönlich verhört. Jepp, gut erkannt, hier wird heftig an der Ironieschraube gedreht.

Ganz auf Kurs dazu liefert Kissel eine zeichnerisch abgehobene Mischung aus 60s-Psychedelia in den entsprechend surreal verdreht-bunten Farben und dezent-grauen Ligne Claire-Panels im Stile eines Albert Uderzo.

Ernst zu nehmen ist hier von vorne bis hinten rein gar nichts. Es folgt eine abgedrehte Reise durch Zeit, Raum und allem, was dazwischen liegt. Am Ende bleibt die Erkenntnis: „Was andere denken, ist selten die Wahrheit und meistens nur Konsens.“ Wusste doch schon immer, dass nur ich normal und alle anderen bescheuert sind, nicht umgekehrt.

Oder aber: Es gibt nicht den typischen Lügner, sondern nur das typische Lügnerumfeld. Ziemlich clever. Haha. Damit habe ich in Zukunft auch immer eine passende Ausrede für erzählten Unsinn jeglicher Art parat.

Aber Spaß beiseite, dieser wirklich ausgesprochen schöne Band ist schon alleine wegen der LSD-Trip-artigen Sequenzen zur Reise auf die Rückseite des Mondes einen Blick wert. Der Rest kommt dann ganz von selbst.